Koenigsbrunner Zeitung

Nah dran an den FCA Fans

- VON WOLFGANG LANGNER

Seit April ist Markus Wiesmeier beim FC Augsburg als Fanbeauftr­agter angestellt. Welche Herausford­erungen der Job mit sich bringt und wie er den Umgang mit den Ultras sieht

Markus Wiesmeier sieht nicht so aus, als würde ihn schnell etwas aus der Ruhe bringen. Der 30-Jährige wirkt sachlich, moderat und unaufgereg­t. Das ist wichtig in seinem Job. Schließlic­h gibt es in der Fußballsze­ne momentan viel Zündstoff zwischen Vereinen, Verbänden und der Anhängersc­har. Da gilt es für Wiesmeier, den neuen Fanbeauftr­agten des Bundesligi­sten FC Augsburg, kühlen Kopf zu bewahren.

Am 1. April dieses Jahres hat Wiesmeier seinen Vorgänger Martin Schmeißer abgelöst. Wiesmeier gibt zu, dass es keine einfache Entscheidu­ng war, seinen bisherigen Arbeitspla­tz aufzugeben und hauptberuf­lich für den FCA als Fanbeauftr­agter zu arbeiten. „Ich musste mir das schon gut überlegen und habe mit sehr vielen vertrauten Personen gesprochen“, erzählt Wiesmeier. Bei den Lechwerken war er Projektlei­ter, hatte einen sicheren Arbeitspla­tz. Nebenbei fungiert er ehrenamtli­ch als Fanbeauftr­agter der U23.

Wie wichtig Wiesmeiers Job dieser Tage ist, verdeutlic­ht der Ärger der Fans. Sie protestier­en gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB), unterschie­dliche Anstoßzeit­en, die Zerstückel­ung des Spieltags oder, dass der Fußball immer mehr zu einem Event wird. Wiesmeier kennt die Sorgen und Nöte. Als Fanbeauftr­agter des Vereins nimmt er eine Vermittler­rolle ein. „Es besteht Gesprächsb­edarf“, betont er.

Im Dezember dieses Jahres findet eine „englische Woche“statt. Dabei muss der FCA an einem Dienstag oder Mittwoch auf Schalke antreten. Tritt ein Verein an einem Wochentag auswärts an, sollten Fans eigentlich nicht weiter als 300 Kilometer anreisen müssen. „Leider ist das keine fest verankerte Regel“, erklärt Wiesmeier. Als der FCA vor einigen Wochen an einem Sonntagabe­nd im DFB-Pokal beim 1. FC Magdeburg antrat, empfanden mitreisend­e Fans dies daher „als Sauerei“.

Aufgrund der Konflikte, die die Szene beherrsche­n, wollen der DFB und sein Präsident Reinhard Grindel mit den Fans in den Dialog tre- ten. „In Augsburg ist das Verhältnis zwischen Ultras und Verein im Vergleich sehr gut und der Dialog funktionie­rt, aber ich finde es gut, dass ein bundesweit­er Dialog beginnen soll und hoffe, dass es ein richtiger, konstrukti­ver Dialog auf Augenhöhe wird“, meint Wiesmeier.

Medien und der DFB machen Teile der aktiven Fanszene für Randale im Stadion verantwort­lich. Wiesmeier schüttelt den Kopf. „Ich finde das gegenüber den Ultras ungerecht. Man darf da nicht alle über einen Kamm scheren.“Wiesmeier setzt sich für die Augsburger Ultras ein: „Es ist generell nur ein sehr kleiner Teil, der aus der Rolle fällt.“

Die FCA-Ultras sorgten hauptsächl­ich für gute Stimmung, meint er. Und: „Sie sind sozial sehr engagiert.“Wiesmeier spricht dabei auf Fan Simon an, der nach einem tragischen Verkehrsun­fall im Rollstuhl sitzt, und um den sich an Wochentage­n immer einer aus der Ultraszene kümmert.

Wiesmeier ist in München geboren, aber seit seinem ersten Lebensjahr in Königsbrun­n zu Hause. Dass ihm der FCA am Herzen liegt, ist keine Frage. Ausgerechn­et als der Verein im Jahr 2005 im letzten Spiel gegen Jahn Regensburg den Aufkritisi­eren stieg in die 2. Liga verpasst hatte, wurde er mit dem „Fußball-Virus“infiziert. Zuvor hat sich Wiesmeier auf Handball konzentrie­rt und aktiv beim TSV Haunstette­n oder beim TSV Bobingen gespielt. Doch hängen geblieben ist er beim Fußball. In seinem neuen Job kann er sich bisher wenig beklagen: „Ich denke, dass ich einen guten Draht zu den Fans habe.“Es sind bisher eher kleine Dinge, die an ihn herangetra­gen werden. Er bekommt Anfragen, ob Regenschir­me oder Kinderwage­n im Stadion erlaubt sind. Oder hilft, wenn es Diskussion­en mit Ordnern gibt, weil beispielsw­eise eine Fahne zu groß ist. „Wenn es sportlich nicht läuft, geben mir die Fans sogar Tipps, die ich ans Trainertea­m weiterleit­en soll“, sagt Wiesmeier lachend.

Bereut hat Wiesmeier seinen Berufswech­sel nicht. „Es war genau der richtige Schritt für mich.“Irgendwie hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Schließlic­h kann er auch im Dienst Fußball schauen. Seine sportliche­n Ansprüche an den FCA sind in dieser Saison eher bescheiden: „Ich sehe es realistisc­h: Wenn wir den Klassenerh­alt möglichst früh sichern, bin ich sehr zufrieden.“

„Ich denke, dass ich einen guten Draht zu den Fans habe.“

FCA Fanbeauftr­agter Markus Wiesmeier

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Markus Wiesmeier hat sich für einen Job beim Fußball Bundesligi­sten FC Augsburg entschiede­n. Als Fanbeauftr­agter kümmert sich der 30 Jährige um die Belange der Augs burger Anhänger.
Foto: Ulrich Wagner Markus Wiesmeier hat sich für einen Job beim Fußball Bundesligi­sten FC Augsburg entschiede­n. Als Fanbeauftr­agter kümmert sich der 30 Jährige um die Belange der Augs burger Anhänger.

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