Lidls Kreuz mit den Kreuzen
Plötzlich fehlen sie auf griechischen Produkten. Was nun?
Neckarsulm Manchmal kommt es auf Kleinigkeiten an. Seit zehn Jahren verkauft der Handelsriese Lidl europaweit „original griechische Produkte“unter seiner Hausmarke „Eridanous“– Moussaka zum Beispiel oder Olivenöl und eine Tsatsiki-Würzmischung. Die Verpackung ziert ein weltweit bekanntes Fotomotiv. Die Kirchen auf der Insel Santorin mit ihren blauen Kuppeldächern vor blauem Meer – Urlaubsträume pur.
Doch plötzlich ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Kirchenvertreter laufen Sturm und Griechen fordern von Lidl „Respekt“für ihre Kultur. Die Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler will nicht mehr bei dem Discounter einkaufen. Der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka spricht von einem „noch nie da gewesenen kulturlosen Akt“. Im Internet und auf Facebook machen immer mehr Kritiker ihrem Ärger Luft. Was ist passiert? Plötzlich haben den Kirchenkuppeln die Kreuze gefehlt. Wegretuschiert, wie man jetzt kleinlaut einräumt. Und das zuerst hat irgendjemand in Belgien bemerkt, bevor der Proteststurm ausbrach. Dem Unternehmen scheint das sehr peinlich zu sein. Immer wieder mal werde das Design der Verpackungen verändert, sagt Sprecherin Isabel Lehmann. „Es tut uns sehr leid, dass das aktuelle Design für Unmut sorgt, dahinter steckt keine böse Absicht“, sagt sie.
In tschechischen Medien wird Lidl allerdings etwas anders zitiert: Aus Rücksicht auf Andersgläubige wolle man keine religiösen Symbole verwenden. Jetzt werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, das Design wieder zu verändern. Ob es wieder die blauen Kuppeln mit den Kreuzen auf Santorin werden, lässt Lidl offen.