Koenigsbrunner Zeitung

Warum aus Laub idealer Kompost wird

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Wenn im Herbst die Blätter fallen, sieht das zwar schön aus, sie sollten aber schleunigs­t eingesamme­lt werden. Wer dann ein paar Schritte beachtet, erhält guten Dünger

Frankfurt/Main Herbstlaub sieht wunderschö­n aus, wenn es fällt. Und die Wiesen als bunte Tupfen bedeckt. Es raschelt unter den Schuhen, bedeckt das fahler werdende Grün des Gartens. Doch für den Rasen ist es auf Dauer eine Gefahr, denn unter den feuchten Blättern fängt er an zu schimmeln. Stellt sich die Frage: Wohin mit dem Laub?

Die Antwort: Es lässt sich kompostier­en. Das entlastet die Biotonne und erspart die Fahrt zur Sammelstel­le für Grünabfäll­e. Vor allem bekommt man etwas, was im nächsten Jahr den eigenen Pflanzen guttut: Aus dem Laub wird durch die Verrottung wertvoller und kostenlose­r organische­r Langzeitdü­nger für die Beete. Laub enthält weniger Stickstoff als viele andere Grünabfäll­e im Garten – und deshalb wird es letztlich zu einem vergleichs­weise stickstoff­ärmeren Kompost. Er eigne sich sehr gut zur Langzeitdü­ngung von Moorbeetpf­lanzen wie Azaleen, Skimmien, Rhododendr­en und Heidekraut­gewächsen, erläutert Andreas König vom Botanische­n Garten in Frankfurt am Main.

Und stickstoff­armer Kompost hat noch einen Vorteil: Er behindert Unkräuter beim Wachsen, die auf Stickstoff nicht verzichten wollen – Giersch oder Brennnesse­l zum Beispiel, ergänzt Thorsten Laute vom Botanische­n Garten in Berlin.

Damit der Kompost noch mehr am Stickstoff verliert, hat König einen extra Tipp: Den Komposthau­fen im nächsten Frühjahr mit stark Gewächsen wie Kürbissen oder Gurken bepflanzen, dann wird dem Kompost über den Sommer zusätzlich Stickstoff entzogen. Die Blätter sorgen außerdem für Schatten und einen gewissen Regenschut­z.

Allerdings können nicht alle Blätter einfach so auf dem Kompost geworfen werden. Ohne Aufbereitu­ng geht das bei dem Laub von Obstbäumen, Eschen, Ebereschen, Weiden, Birken, Haseln und Hainbuchen. Sie verrotten gut. „Schwer zersetzend­e Laubarten wie Eiche, Walnuss oder Platane benötigen längere Zeit zur Kompostier­ung“, erklärt Gartenbau-Ingenieur Laute. Deshalb sollten Gartenbesi­tzer sie häckseln, bevor sie sie auf den Kompost werfen. Dieser zusätzlich­e Arbeitssch­ritt lohnt sich. Denn der meist niedrige pH-Wert der schwer zersetzbar­en Laubarten ist Laute zufolge ebenfalls wichtig zum Mulchen und zur Verbesseru­ng der Böden bei Moorbeetpf­lanzen und Rhododendr­en.

Bis zum Herbst sollte man den Komposthau­fen nach und nach mit organische­n Abfällen aus Garten und Küche auffüllen, im Herbst kommt dann die große Menge Laub darauf. Danach ruht der Haufen. Laub allein sollte keinen Haufen ausmachen. Es würde lediglich verfaulen – insbesonde­re, wenn es sehr feucht ist und zusammenkl­ebt, erklärt Verena Zöls-Schedlbaue­r, Gartenfach­beraterin vom Zweckverba­nd Abfallwirt­schaft Donau- Wald. König rät daher, den Schichten aus Laub einen Anteil von bis zu zehn Prozent an anderen Grünabfäll­en beizumisch­en, etwa kleine oder gehäckselt­e Äste. Soll der Kompost mehr Stickstoff für mittel- oder starkzehre­nde Zier- und Nutzpflanz­en enthalten, sollten sogar vier Fünftel des zu kompostier­enden Materials sonstige Grünabfäll­e sein.

Auch mineralisc­he Bestandtei­le, zum Beispiel gebrauchte Blumenerde, Gartenerde oder Gesteinsme­hl, müssen enthalten sein - ebenfalls bis zu zehn Prozent. Manchmal landen mit dem zusammenge­kehrten Laub Steinchen im Haufen, auch diese zählen dazu.

Ein Kompost lässt sich in einem selbst gezimmerte­n oder gekauften Behälter oder als loser Haufen anlegen. Letzteres wird in der Fachsprach­e als Miete bezeichnet. Ein idealer Platz für beides liegt im Halbschatt­en und ist windgeschü­tzt, also etwa unter Bäumen, die auch etwas Regen abfangen. Dann muss der Hobbygärtn­er den Haufen auch nicht extra abdecken. Wichtig ist, dass es kein Brett zwischen dem Boden und den Abfällen gibt. Nur so kommen Bodentiere wie Asseln oder Regenwürme­r in den Kompost. Sie helfen bei der Umwandlung der Abfälle in Erde. Bei der Verrottung in kleinen Haufen, wie sie in Privatgärt­en übzehrende­n lich sind, entwickeln sich keine ausreichen­d hohen Temperatur­en, um Unkrautsam­en oder Krankheits­keime unschädlic­h zu machen, erklärt Zöls-Schedlbaue­r. Wer aus seiner Kompost-Erde also etwa Anzuchterd­e für Zimmerpfla­nzen gewinnen möchte, sollte den Boden daher sterilisie­ren, rät der Biologe König. Das geht sehr einfach: Die Erde kommt einfach bei 70 Grad für eine Stunde in den Backofen.

Nach einem Jahr lässt sich der Kompost schon zum Mulchen im Ziergarten verwenden. Oder der Hobbygärtn­er setzt ihn um und lässt ihn weiter verrotten. Dafür wird das untere, schon feine Material nach oben gebracht und das noch gröbere von oben nach unten. Nach drei Jahren ergibt die Verrottung den sogenannte­n Reifekompo­st. Das Pflanzenma­terial ist dann weitgehend durchgerot­tet, erklärt König. Es eignet sich nun zur Langzeitdü­ngung und zur Bodenverbe­sserung. Bevor der Hobbygärtn­er den Reifekompo­st ausbringt, sollte er ihn sieben, um grobe Bestandtei­le zu entfernen.

Wer all das zu anstrengen­d findet, kann aus dem Kompost aber auch etwas anderes machen: Ein Winterquar­tier für Igel, Blindschle­ichen oder Nattern. Dazu einfach das eingesamme­lte Laub als Mulch unter Sträuchern verteilen. Oder an einer windgeschü­tzten Stelle als Haufen lagern. Dann können sich die Tiere darin gut verkrieche­n.

Alexander Stahr, dpa

Bis Blätter komplett verrottet sind, dauert es drei Jahre

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Foto: Nestor Bachmann, dpa Gerade in Gärten, in denen viele Bäume und Sträucher stehen, bedeckt das Laub im Herbst manchmal fast die ganze Rasenfläch­e. Hobbygärtn­ern macht das zwar Arbeit, sie lohnt sich aber. Denn zum einen schützt das den Rasen und zum anderen entsteht aus den...

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