Koenigsbrunner Zeitung

Wirbelstür­me „wie an einer Perlenschn­ur“

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Vier Hurrikane in Folge – wie kann das sein? Meteorolog­e Andreas Friedrich erklärt es

Herr Friedrich, Sie sind Experte für extreme Wettererei­gnisse beim Deutschen Wetterdien­st. Nach „Harvey“und „Irma“brauen sich zwei weitere Hurrikane über dem Atlantik zusammen. Wie ungewöhnli­ch ist das? Andreas Friedrich: Dass mehrere Hurrikane aufeinande­rfolgen, passiert während einer Hurrikan-Saison alle paar Jahre.

Wie kommt es zu dieser Häufung? Friedrich: Wenn sich einmal günstige Bedingunge­n ergeben haben und die Großwetter­lage stabil bleibt, können wie an einer Perlenschn­ur neue Hur- rikane entstehen. Eine Voraussetz­ung dafür ist, dass die Temperatur des Ozeans mehr als 26 Grad beträgt. Das ist jetzt der Fall.

Heißt das, vor den USA könnten sich nach „Harvey“, „Irma“und „José“noch weitere Wirbelstür­me bilden? Friedrich: Ja. Die Hurrikan-Saison geht in der Regel bis Ende Oktober. Sie kann aber auch bis in den Dezember hinein andauern. In dieser Zeit ist es immer denkbar, dass sich neue Hurrikane bilden.

Wetterexpe­rten in den USA rechnen damit, dass „Irma“am Wochenende auf Florida trifft – wenn sie nicht vorher wieder aufs offene Meer abzieht. Wovon hängt ihr Weg ab? Friedrich: Die Hurrikane werden gesteuert von Winden in fünf bis zehn Kilometern Höhe. Von deren Windrichtu­ng hängt ab, ob und wann ein Wirbelstur­m auf Land trifft.

„Irma“ist der stärkste je im Atlantik gemessene Hurrikan und in die höchste Kategorie 5 eingestuft. Was bedeutet das? Friedrich: Solche Windstärke­n kann man sich in Deutschlan­d gar nicht vorstellen. Als Mensch wird man da einfach weggeweht. Selbst massive Gebäude können durch den Wind zerstört werden.

Was befürchten Sie für die nächsten Tage? Friedrich: Nicht nur der Wind wird Schaden anrichten. Wir rechnen in den betroffene­n Gebieten mit Sturmflute­n und Wellen bis zu sechs Metern Höhe. Der Regen dürfte zu massiven Erdrutsche­n führen. Auch wir Meteorolog­en in Deutschlan­d schauen sehr angespannt in die USA. Interview: Sarah Ritschel

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