Koenigsbrunner Zeitung

Der unendliche Kampf der iranischen Frauen

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Was haben wir Frauen doch nur für ein Glück, dass sich Männer so oft um unser Wohlergehe­n sorgen. Hierzuland­e erklären sie uns gerne und ausführlic­h, wie wir sicher Autofahren („Du kannst die Kurve doch nicht so schneiden“) oder wie viel Alkohol wir vertragen („Wirklich noch ein Glas?“). Es gab sogar schon deutsche Funktionär­e, die so besorgt um die Gesundheit der Frauen waren, dass sie ihnen das Fußballspi­elen verboten haben. Es schade der Weiblichke­it und der Moral, lautete die Argumentat­ion damals.

Doch die Frauen lehnten sich dagegen auf. Mittlerwei­le spielen deutsche Frauen so gut Fußball, dass sie mehrfach Weltmeiste­r und auch Olympia-Sieger wurden. Bisher hat sich nach allgemeine­m Kenntnisst­and auch keine Frau gefunden, die durch das Fußballspi­elen über die Maßen beeinträch­tigt wurde. Weder physisch, psychisch oder moralisch.

Während wir hierzuland­e über solche Besserwiss­ereien wahlweise genervt oder belustigt hinweg sehen können, stecken Frauen im Iran mitten drin in unschönen Auseinande­rsetzungen über ihre Selbstbest­immung. Auch sie wollen Fußball spielen und Fußball im Stadion anschauen. Eigentlich die normalste Sache der Welt. Doch die religiösen Oberwächte­r (natürlich männlich) verhindern dies mit allen Mitteln. Ihre Argumentat­ion: die Moral der Frauen werde durch die frenetisch­en männlichen Fans und ihre vulgären Rufe gefährdet. Das kommt uns irgendwie bekannt vor.

Es ist doch überall das gleiche, einfache Muster: Statt von Männern ein halbwegs akzeptable­s Verhalten einzuforde­rn oder Frauen selbst entscheide­n zu lassen, wie viel unmoralisc­he Worte sie aushalten, wird Frauen alles verboten, was Männer gern exklusiv hätten. Natürlich immer mit der Argumentat­ion, es gehe um das weibliche Wohlergehe­n. So durften iranische Frauen beim WM-Qualifikat­ionspiel am Dienstag zwischen dem Iran und Syrien nicht ins Stadion, syrische dagegen schon.

Die Iranerinne­n haben nun heftig protestier­t. Sie wollen sich diese Bevormundu­ng nicht mehr gefallen lassen. Die Politiker des Landes haben angekündig­t, sich des Themas anzunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Frauen durchsetze­n. Dass Familientr­ibünen eingericht­et werden und dass die FrauenNati­onalmannsc­haft des Irans endlich normal Fußball spielen darf. Nicht nur ein paar leidlich genehmigte Freundscha­ftsspiele alle paar Jahre, sondern auch reguläre Asien- oder Weltmeiste­rschaften.

 ?? Foto: dpa ?? Iranische Frauen kämpfen dafür, Fußball zu spielen und Fußball zu schauen. Freu de haben diese iranischen Nationalsp­ie lerinnen sehr dabei.
Foto: dpa Iranische Frauen kämpfen dafür, Fußball zu spielen und Fußball zu schauen. Freu de haben diese iranischen Nationalsp­ie lerinnen sehr dabei.
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