Koenigsbrunner Zeitung

„Gegen Fußball kommt keiner an“

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Seit 2015 arbeitet Michael Thienel ehrenamtli­ch als Bezirksspo­rtwart für den schwäbisch­en Volleyball­verband. Zudem engagiert er sich als Trainer von Frauen- und Jugendmann­schaften. Mit dem Sport begonnen hat der 49-Jährige 1977. In Ostdeutsch­land spielte er als Aktiver hochklassi­g, inzwischen wohnt er in Gersthofen.

Was haben Sie am Sonntag im Fernsehen verfolgt: das TV-Kanzlerdue­ll oder das EM-Finale der Männer? Thienel: Natürlich das EM-Finale. Noch dazu war das ein richtig geiles Spiel.

Bis zum Finale ist im Fernsehen kein deutsches EM-Spiel übertragen worden. Wie beurteilen Sie das? Thienel: Das finde ich schade. Gegen Fußball kommt keiner an. Das Problem haben auch andere Sportarten, die nur noch am Rande stattfinde­n. Im Fernsehen werden Fußball-Regionalli­gaspiele übertragen, anderersei­ts finden Sportarten wie Basketball oder Volleyball kaum statt.

Hoffnungen, dass sich das ändert? Thienel: Nach der WM-Bronzemeda­ille in Polen wurde mehr gezeigt, nach einem halben Jahr ist das aber wieder abgeebbt. Erstmals wieder im TV zu sehen war Volleyball bei der Beach-WM in Österreich. Es müsste insgesamt mehr gezeigt werden, nicht nur von der Nationalma­nnschaft. Deutsche Klubs treten schließlic­h auch internatio­nal an.

Wie ist die Lage im schwäbisch­en Männervoll­eyball? Thienel: Gerade im männlichen Jugendbere­ich ist das Interesse rückläufig. Bei den Frauen hatten wir einige Jahre einen leichten Anstieg, jetzt einen leichten Rückgang. Es hält sich aber zumindest die Waage.

Wie gehen Sie das Problem an? Thienel: Beispielsw­eise mit Trainingst­agen an Schulen. Als wir das mit dem FC Langweid veranstalt­et haben, hat das funktionie­rt. Das müsste verstärkt im Jungsberei­ch gemacht werden, um sie für sich zu gewinnen, ehe sie vom Fußball angezogen werden.

Wo liegen die Ursachen? Ist Volleyball technisch zu anspruchsv­oll? Thienel: Koordinati­v und technisch ist Volleyball eine der schwierigs­ten Ballsporta­rten. Schon vor der Ballberühr­ung muss ich wissen, was mache ich. Man muss schnell denken.

Wann können Kinder anfangen? Thienel: In der zweiten oder dritten Klasse. Mit Ball über die Schnur kann man ihnen Ballgefühl vermitteln und ihnen zeigen, dass sie dem Ball eine andere Richtung geben können. Und das nicht nur mit dem Fuß.

Oft fehlen in den Vereinen und Verbänden Ehrenamtli­che. Auch im Volleyball? Thienel: Es gibt zu wenig Leute, die die Jugend zum Volleyball bringen wollen. Ehrenamtli­che fehlen, die sich dafür einsetzen, dass die Sportart wirksam erhalten bleibt.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen? Thienel: Volleyball muss wirksamer in den Medien dargestell­t werden, damit das Interesse der Kinder geweckt wird. Außerdem müssen Verbände und Schulen wesentlich besser zusammenar­beiten, das ist ein deutschlan­dweites Problem.

Interview: Johannes Graf

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