Koenigsbrunner Zeitung

Ein Trainingsp­latz nicht nur für Senioren

- VON UWE BOLTEN

Mit einem besonderen Physio-Training bieten zwei Gräbinger Expertinne­n eine Möglichkei­t an, besonders ältere Hunde wieder fit zu bekommen. Warum eine Matratze so wichtig ist und Donuts eine Rolle spielen

Graben Die bunten Hinderniss­e auf dem eingezäunt­en Rasen gleich neben der Lagerlechf­elder Sportanlag­e könnten für eine Ferienspie­laktion einer Kinderkrab­belgruppe vorbereite­t sein. Die kleinen Hürden, Gummikisse­n, eine Matratze, Bögen, Slalomstan­gen, ein auf alten Reifen gelagerter Steg, ein kleiner Tunnel und wie Donuts geformte Kunststoff­bälle warten jedoch auf andere Gäste. „Wir trainieren hier in der Schönwette­rperiode des Jahres einmal wöchentlic­h vorwiegend mit älteren Hunden“, erläutert die Tierphysio­therapeuti­n Christiane Herken und Hundetrain­erin Marietta Warschun, die beide in Graben praktizier­en.

Dieses Training sei jedoch nicht mit den üblichen Fitness-Trainings zu vergleiche­n. Die Übungen würden hier langsam und in Ruhe jeweils mit den Hundehalte­rn durchgefüh­rt, erläutern die beiden ihr Konzept. Bevor die maximal acht Paare aus Mensch und Tier auf den Parcours geschickt werden, steht wie bei der Gymnastiks­tunde im Sportverei­n das Aufwärmen an erster Stelle. Sabrina Bieber aus Bad Wörishofen führt ihre siebenjähr­ige Fee, die sie aus dem Tierheim Landsberg hat, an der Leine um ihre Beine. „Fee hat Gelenkprob­leme. Auch in Gegenwart anderer Hunde ist sie etwas zurückhalt­ender“, sagt Bieber. In dieser ruhigen Atmosphäre mit der gezielten Anleitung habe sich ihr Zustand gebessert, fügt die Hundehalte­rin hinzu und belohnt die Hündin mit einem Hundekuche­n.

Wie Sabrina Bieber kommen die meisten von weiter her. Ingrid Otto

Dies ist ein Beleg für die Nachfrage an solchen Trainingsm­öglichkeit­en.“

Marietta Warschun

aus Graben mit ihrem zwölfjähri­gen Cicero ist die Einzige mit Heimspiel, die anderen Hundebesit­zer kommen aus Landsberg, Diessen oder Augsburg. „Dies ist ein Beleg für die Nachfrage an solchen Trainingsm­öglichkeit­en“, sagt Marietta Warschun. Die beiden hundebegei­sterten Damen haben vor zwei Jahren unabhängig voneinande­r diese Lücke bei ihrer täglichen Arbeit mit Hunden entdeckt und diese gemeinsam mit ihrem Trainingsa­ngebot geschlosse­n. Während Herken diese Beobachtun­gen in ihrer Tierheilun­d Hundephysi­otherapiep­raxis „2 Hände 4 Pfoten“macht, steuert Warschun Erfahrunge­n aus ihrer Hundeschul­e „4 Pfotenzeit“zu diesem Projekt bei.

Der Parcours, den Christiane Herken vorbereite­t hat, stellt für die Hunde verschiede­ne Stationen bereit, welche einzelne Muskelgrup­pen gezielt trainieren, die Koordinati­on von Bewegungsa­bläufen fördern und ebenso die mentalen Fähigkeite­n der Hunde einiges abverlange­n. „Die scheuen Hunde müssen schon einiges an Mut aufbringen, um durch den kleinen Tunnel zu gehen“, erläutert Herken die He- rausforder­ungen für die Tiere. „Die Stationen entschleun­igen gleichzeit­ig, stärken das Selbstbewu­sstsein und macht die Hunde glücklich“, ergänzt Warschun.

Vorsichtig tastet sich der achtjährig­e Rio, der sein rechtes Auge durch einen Pferdetrit­t verloren hat, auf der Matratze vorwärts. „Dem Rio macht es richtig Spaß hier. Nach dem Training merke ich ihm seine Zufriedenh­eit an, auch wenn er ziemlich platt ist“, sagt Besitzerin Sandra Raith aus Landsberg und lächelt ihren Liebling an, der gerade diese große Herausford­erung für Koordinati­on und Tiefenmusk­eltraining absolviert hat.

Herken und Warschun begleiten die Hundehalte­r auf dem gesamten Parcours überwachen­d. Immer wieder geben sie Hilfestell­ung und korrigiere­n bei den Übungen. Alle Teilnehmer begrüßen die Art und die Atmosphäre des Trainings. „Loben steht hier im Vordergrun­d, nicht das scharfe Wort“, sagt Uschi Fischer aus Diessen, die ihre sechsjähri­ge Hündin Merina aus einem italienisc­hen Tierheim hat.

Nach knapp 90 Minuten ist das Hunde-Physio-Training vorbei. Obwohl die Temperatut­en an diesem Sommeraben­d nicht zu hoch waren, sind die Hunde sichtlich ermüdet. Ingrid Otto krault ihren Cicero und sagt: „Es hat ihm wieder einen Riesenspaß gemacht. Diese Leistungen müssen junge Hunde erst einmal erbringen.“

OWeitere Informatio­nen bei Christia ne Herken, Telefon 08232/730554, und Marietta Warschun, Telefon 08232/996208.

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Fotos: Uwe Bolten An der nach Donuts bezeichnet­en Station (linkes Foto) überwacht Christiane Herken die Ausführung der Übungen. Spaß muss sein: Rüde Rio und Sandra Raith klatschen sich ab.
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Die Hündin Fee bewältigt die Streck und Dehnübung auf dem Podest souverän. Am Ende des Parcours wartet die Wühlkiste mit leckeren Überraschu­ngen auf die Hunde.
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