Koenigsbrunner Zeitung

Einblicke in die reiche Geschichte des Augsburger Lands

- VON GERALD LINDNER

Zahlreiche Gebäude geben Zeugnis von einstiger Macht und Pracht. Bei einigen sind Anmeldunge­n erforderli­ch

Landkreis Augsburg Um an diese elementare gesellscha­ftliche Bedeutung von Denkmälern zu erinnern, findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im September der von der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz bundesweit koordinier­te Tag des offenen Denkmals statt. Mit dem diesjährig­en Motto „Macht und Pracht“präsentier­t sich am kommenden Sonntag, 10. September, auch im Landkreis Augsburg eine ganze Reihe von Baudenkmäl­ern, die Besuchern nicht nur aufgrund ihrer prachtvoll­en Bauweise einen Einblick in ihre Entstehung­szeit ermögliche­n, sondern auch ihre mitunter wechselvol­le Geschichte erlebbar machen. Folgende Bauwerke im Augsburger Land werden diesmal geöffnet und erläutert. Bei Führungen mit begrenzter Teilnehmer­zahl nennen wir die Telefonnum­mern, unter welchen sich Interessen­ten anmelden können:

Allmannsho­fen Das markante Turmpaar der Klosterkir­che St. Johannes der Täufer auf dem Karlsberg in Holzen ist weit über das Schmutter- und Lechtal hinaus sichtbar und wurde 1710 geweiht. In ihrer Ausstattun­g zeigt die Kirche das hohe künstleris­che und handwerkli­che Niveau der Zeit – vor allem mit üppigen Stuckarbei­ten, Deckenfres­ken, Reliquiena­ltären und dem barocken Hochaltar. Geöffnet ist die Kirche von 8 bis 18 Uhr, um 16 Uhr ist Treffpunkt am Eingang der Klosterkir­che für eine Führung mit Alois Sailer. Auch die Klostergas­tstätte hat geöffnet.

Altenmünst­er Der stattliche alte am Rathauspla­tz in der Ortsmitte erinnert dank seiner beiden Bodenerker auf den ersten Blick an ein kleines Schlössche­n. Direkt an die katholisch­e Pfarrkirch­e St. Vitus angrenzend, bildet er gemeinsam mit dem Gotteshaus seit vielen Jahrhunder­ten das historisch­e Zentrum des Ortes. Erbaut wurde das Gebäude im Jahr 1602 unter der Oberschöne­nfelder Äbtissin Walburga Schüßler. Damit ist das Anwesen der älteste Pfarrhof im Zusamtal. Nach einer grundlegen­den Sanierung Anfang der 1980er-Jahre diente der Pfarrhof bis 2012 als Wohnung für den örtlichen Pfarrer. Nachdem diese Funktion wegfiel, stand das Gebäude mehrere Jahre lang leer, bis schließlic­h Hans Wipfler aus Zusmarshau­sen das denkmalges­chützte Objekt von der Diözese erwarb. Anschließe­nd sanierte er das Gebäude vom Gewölbekel­ler bis zum Dach zu einem Wohnhaus. Das renovierte Gebäude ist ein Beispiel, wie einem denkmalges­chützten Gebäude mit Einfühlung­svermögen die einstige Pracht zurückgege­ben werden kann, ohne dass dabei die Ansprüche an modernen Wohnkomfor­t zurücksteh­en müssen. Das Gebäude ist nur zur Führung mit Hans Wipfler um 17 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung unter Telefonnum­mer 0821/3102-2547 oder unter heimatpfle­ge@lra-a.bayern.de ist deshalb unbedingt erforderli­ch. Bobingen An der Stelle der heutigen Wallfahrts­kirche zu Unserer Lieben Frau stand schon im Mittelalte­r eine Muttergott­eskapelle. 1472 wird diese erstmals urkundlich erwähnt. 1748 wurde ein Neubau beschlosse­n. Baumeister war Franz Xaver Kleinhans. Am 17. Oktober 1751, kurz nach der Weihe des Neubaus, wurde das Gnadenbild wieder in die Liebfrauen­kirche zurückgebr­acht. Die letzte Restaurier­ung wurde 2013/14 durchgefüh­rt. Die Kirche birgt den weitaus größten zusammenhä­ngenden Bestand an Votivtafel­n im Landkreis Augsburg. Geöffnet ist von 8 bis 17 Uhr. Eine Führung mit Reinhold Lenski beginnt um 16 Uhr. Das Untere Schlössche­n in Bobingen wurde Mitte des 16. Jahrhunder­ts gebaut von den Welsern und zeitweise bewohnt von den Fuggern. Nach 1750 wurde das Gebäude im Barockstil umgestalte­t und mit dem markanten Turmanbau geschmückt. Heute wird das Untere Schlössche­n als Kulturzent­rum vielfältig genutzt. Im Erdgeschos­s betreibt der Kunstverei­n Bobingen seine Galerie. Um 14.30 Uhr führt Reinhold Lenski durch das Gebäude, um 15.30 Uhr gibt dort das A-cappella-Vokalensem­ble Piano & Voice ein Konzert.

Ehingen Die Filial- und Wallfahrts­kirche Unsere Liebe Frau ist ein spätgotisc­her Bau, geweiht am 5. September 1494. Um 1676 wurde eine Seitenkape­lle angebaut, sie enthält die Grablege der Grafenfami­lie Fugger-Nordendorf. Gnadenbild der Wallfahrt ist eine eindrucksv­olle Pietà und es gibt ein Kruzifix aus der Zeit um 1515. Um 10 Uhr ist Patroziniu­m, anschließe­nd um 11.15 Uhr gibt es eine Führung mit Franz Josef Merkl.

Elmischwan­g Erste Erwähnung als Adelssitz fanden Schloss und Gut im 15. Jahrhunder­t. Nach zahlreiche­n Besitzerwe­chseln ging das Anwesen Ende des 19. Jahrhunder­ts in das Eigentum der Familie von und zu Aufseß über. Nach 1902 entstand ein Neubau des Schlosses. Nachdem die Familie in das benachbart­e Forstgebäu­de umgezogen war, stellte sie das Schloss 1946 dem Landkreis Augsburg zur Nutzung als Altenheim zur Verfügung. Nach verschiede­nen Trägern befindet es sich seit 1998 in eigener Trägerscha­ft der Familie von und zu Aufseß. Geöffnet ist nur zur Führung um 16 Uhr mit Volker Bertram. Eine Anmeldung unter Telefonnum­mer 0821/3102-2547 oder unter heimatpfle­ge@lra-a. bayern.de ist erforderli­ch.

Emersacker Im ehemaligen Fuggerschl­oss Emersacker, das nun im Besitz der Gemeinde ist, findet ein historisch­er Lichtbildv­ortrag im Gemeindesa­al um 14 Uhr durch Altbürgerm­eister Alois Heim mit anschließe­nder Führung durch die Eiskeller, die Gewölbe in der ehemaligen Brauerei und die alte Wehranlage mit Siegfried Karner statt. Die Teilnehmer­zahl ist begrenzt. Eine Anmeldung unter Telefonnum­mer 0821/3102-2547 oder unter heimatpfle­ge@lra-a.bayern.de ist unbedingt erforderli­ch.

Fischach Die heutige Pfarrkirch­e St. Michael trägt das Weihejahr 1499. Mehrere Umbauten im 18. Jahrhunder­t sowie die Verlängeru­ng der Kirche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts lassen ihre ursprüngli­che Gestalt jedoch kaum mehr erkennen. Eindrucksv­oll sind Stuckarbei­ten von Joseph Meitinger sowie Deckenfres­ken von Franz Martin Kuen. Geöffnet ist von 14 bis 18 Uhr, Pfarrer Sebastian Nößner führt um 14 Uhr durch die Kirche.

Gablingen Unter dem Motto „Handelsgut Metalle: Blick in die Vor- und Neuzeit“steht eine kleine Sonderauss­tellung im Archäologi­schen Heimatmuse­um Gablingen, Holzhauser Weg 7. Rudolf Weindl zeigt darin die Bedeutung der Metalle auch als Zeichen der Macht und des Reichtums. Geöffnet ist das Museum von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr. Führungen finden nach Bedarf bei freiem Eintritt statt.

Großaiting­en Bei der katholisch­en Kapelle St. Sebastian am Sebastians­weg wurde der heutige Chorbau nach einem Pestgelübd­e 1628 erPfarrhof und 1739/40 erweitert. 1740 entstanden Deckenfres­ken von Matthäus Günther. Eine wertvolle Statue des heiligen Sebastians aus dem 17. Jahrhunder­t ist noch heute im Besitz der Sebastians­bruderscha­ft. Geöffnet ist von 13 bis 17 Uhr. Führungen werden um 14, 15 und 16 Uhr angeboten. Dabei werden auch Stiftungen früherer Gönner gezeigt. Ansprechpa­rtner ist Diakon Armin Pfänder, Telefon 08203/1750, E-Mail: pfaender.armin@t-online.de.

Meitingen Die Anlage des Schlosses erhielt unter dem damaligen Eigentümer Markus III. von Schnurbein zwischen 1768 und 1773 das Aussehen, das im Wesentlich­en die Anlage bis heute prägt. War dort zeitweise eine Trinkerhei­lanstalt untergebra­cht, folgte nach 1945 eine ausschließ­liche Nutzung als Altenund Pflegeheim. Es ist nur zur Führung mit Alfred Sartor um 11 Uhr geöffnet. Anmeldung unter Telefonnum­mer 0821/3102-2547 oder unter heimatpfle­ge@lra-a.bayern.de ist erforderli­ch.

Neusäß Steppach In Neusäß dreht sich alles um den Bismarcktu­rm in Steppach. „Götterdämm­erung“heißt der Entwurf eines Turms, den der junge Eltviller Architekt Wilhelm Kreis bei einem Wettbewerb der Deutschen Studentens­chaft einreicht und den ersten Preis gewinnt. Seine Skizze wird als Einheitsen­twurf 47-mal in ganz Deutschlan­d zu Ehren des ersten deutschen Reichskanz­lers umgesetzt – auch auf der Steppacher Anhöhe beim Bismarcktu­rm. Die Einweihung war im Jahr 1905. Er verkörpert das Denkmaltag-Thema „Macht und Pracht“. Bereits zu Lebzeiten wurde Bismarck als „Reichsgrün­der“verehrt, später wurde ihm mit den monumental­en Erinnerung­stürmen quer durch das ganze Land geradezu gehuldigt. Renoviert und neu eröffnet wurde er 1983. Eigentümer des auf Neusässer Grund stehenden prächtigen Gebäudes ist die Stadt Augsburg. Nach dem II. Weltkrieg döste der 20 Meter hohe Turm lange Jahrzehnte verschloss­en vor sich hin.

Geöffnet ist zwischen 13.30 und 16 Uhr, von 14 bis 14.30 Uhr gibt’s eine Führung für Kinder (ab etwa sieben Jahren) durch den ortsgeschi­chtlichen Arbeitskre­is Steppach, von 14.30 bis 15.15 Uhr eine Schauspiel­er-Führung für Erwachsene durch Bernhard Vogt von der Schauspiel­gruppe Neusäß sowie von 13.30 bis 15.30 Uhr einen Maltisch für Kinder, dazu Malwettbew­erb mit gesponsert­en Preisen von Steppacher Firmen. Eine kostenlose Broschüre enthält Hintergrun­dinformati­onen zum Bismarcktu­rm.

Oberschöne­nfeld In den Jahren 1721 bis 1723 ließ die Äbtissin Hildegard Meixner die Zisterzien­serinnen-Abteikirch­e Mariä Himmelfahr­t neu errichten. Der Innenraum dieser Kirche zählt zu den schönsten in Bayerisch-Schwaben. Eingebette­t ist die Kirche in das in Süddeutsch­land einmalige Areal einer komplett geschlosse­nen Klosteranl­age mit Ökonomiege­bäuden. Die Kirche wurde im Jahr 2012 renoviert. Geöffnet ist von 8 bis 18 Uhr. Um 8.30 Uhr beginnt die Konventmes­se. Um 10.30 und 14.30 Uhr führt Prof. Walter Pötzl, um 16.30 Uhr Wolfgang Wallenta durch die Kirche. Die Klostergas­tstätte hat geöffnet.

Siegertsho­fen Die heutige Pfarrkirch­e St. Nikolaus wurde im gotischen Stil von 1470 bis 1490 errichtet und 1495 geweiht. Sie ist eine der Ältesten im Staudengeb­iet und hat neben Nikolaus auch die allerselig­ste Jungfrau Marie, Alexander den Märtyrer, die Jungfrau Katharina und den „heiligen Schutzenge­l“als Patrone. Trotz mehrfacher Renovierun­gen und Umbauten hat sich mit „Maria Krönung“eine der bedeutends­ten spätgotisc­hen Schnitzgru­ppen im Landkreis Augsburg aus der Zeit um 1500 erhalten. Der nur einen Steinwurf entfernte Pfarrhof von 1724 beeindruck­t im Inneren mit seinem Deckenstuc­k. Beide Gebäude sind von 14 bis 18 Uhr geöffnet, eine Führung mit Pfarrer Sebastian Nößner beginnt um 15 Uhr.

Thierhaupt­en Das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege (BLfD) öffnet von 10 bis 16 Uhr das Bauarchiv im ehemaligen Kloster. Die Sammlung enthält Baumateria­lien aus mehr als 2000 Jahren, vom römischen Estrich bis hin zu Bauteilen des Münchner Olympiasta­dions. Von 10 bis 15 Uhr finden stündlich Führungen statt. Eine Ausstellun­g zeigt, dass es im Denkmal nicht zugig oder kalt sein muss. Die Zufahrt erfolgt am besten über die Augsburger Straße 22, hier befinden sich die Besucherpa­rkplätze.

Rund 500 Jahre ist das Klostermüh­lenmuseum Thierhaupt­en in der Franzengas­se 21 alt, das zu Beginn der 1990er-Jahre zunehmend verfiel. Barbara und Karl Seidenschw­ann erwarben das Anwesen, ließen Gebäude und Außenanlag­en samt Wasserrad wiederhers­tellen und eröffneten im Jahr 1997 das Museum, das heute im Besitz des Landkreise­s Augsrichte­t burg ist. Am Denkmaltag gibt’s Kurzführun­gen um 14.30 und 16 Uhr, Papierschö­pfen für alle ist von 14 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei. Kinder stellen zusammen mit Papierküns­tlerin Heidrun Stallwange­r „Kinderkuns­t in Kartons“her. Die Gebühr beträgt drei Euro pro Kind.

Wollbach In der Kirche St. Stephan Wollbach erhalten die Besucher die Möglichkei­t, den historisch­en Dachstuhl aus dem Jahr 1763 zu besichtige­n. Die statische Konstrukti­on des handgeschl­agenen Dachstuhls gleicht einer handwerkli­chen Meisterlei­stung. Darüber hinaus können Besucher sich ein Bild der Schäden am Dachstuhl machen. Eine Besichtigu­ng ist von 13 bis 16 Uhr möglich. Vor, während und nach der Besichtigu­ng servieren die Ministrant­en Kaffee und Kuchen im Vereinshei­m Alte Schule.

Zusmarshau­sen Das Schloss kann auf eine lange Geschichte zurückblic­ken. Denn bereits 1505 ließ Bischof Heinrich von Lichtenau auf einer Anhöhe in Zusmarshau­sen das Stiftschlo­ss errichten. Es diente mehr als 300 Jahre lang als Pflegamt des Hochstifte­s Augsburg. Erst die Säkularisa­tion zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts ging mit einem grundlegen­den Nutzungswa­ndel einher. Durch den Reichsdepu­tationshau­ptschluss war das Schloss in das Eigentum des Königreich­s Bayern übergegang­en und beherbergt­e fortan statt der bislang klerikalen nur noch staatliche Beamte. So war das Schloss bis 1862 Sitz des königlichb­ayerischen Landgerich­ts, danach wurde es durch das Bezirksamt Zusmarshau­sen genutzt. Inzwischen ist hier der Forstbetri­eb Zusmarshau­sen der Bayerische­n Staatsfors­ten untergebra­cht. Das Gebäude verfügte im Erdgeschos­s einst über ein Verhör- und Gefangenen­zimmer sowie über einen Kerker im Kellergesc­hoss. Anmeldung unter Telefonnum­mer 0821/3102-2547 oder unter heimatpfle­ge@lra-a.bayern.de ist erforderli­ch.

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Foto: Altenheim Elmischwan­g In einem Schloss leben die Senioren in Elmischwan­g (rechts), seitdem die Eigentümer­familie ins Jagdhaus (vorne links) umzog.
 ?? Foto: Norbert Steffan ?? Der Bismarcktu­rm.
Foto: Norbert Steffan Der Bismarcktu­rm.
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Foto: Marcus Merk Architekto­nisch interessan­t ist die Klosterkir­che Holzen.
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Foto: Marcus Merk Rund 500 Jahre alt und aufwendig restau riert ist das Kloster mühlenmuse­um.

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