Koenigsbrunner Zeitung

Das wird nicht einfach

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Das Internet hat die Wirtschaft verändert. Aber nicht das Steuerrech­t. Dort wird immer noch mit Begriffen und Verfahren hantiert, die vor 100 Jahren passten, heute aber leicht als Hintertüre missbrauch­t werden können. Bisher werden die Gewinne eines Unternehme­ns in dem Land besteuert, in dem eine „physische Präsenz“in Form einer Betriebsst­ätte vorhanden ist. Das macht es einfach, sich in einer der kleinen Niedrigste­uerOasen anzusiedel­n, um von dort aus in aller Welt Geschäfte zu machen. Irland, Luxemburg, die Bahamas, Hongkong – die Liste dieser Paradiese wird in Brüssel gerade zusammenge­stellt.

Dass sich die ersten Finanzmini­ster der Union nun zu einer Reform durchringe­n, die in ihren Grundzügen überfällig ist, hat Sinn. Ein solcher Beitrag gegen Steuerdump­ing steht aus – übrigens nicht nur für Europa, sondern auch weltweit. Doch das Vorhaben ist mit Fallstrick­en gespickt. Wie soll beispielsw­eise der Umsatz, den Facebook mit den Daten deutscher Nutzer macht, sauber und transparen­t errechnet werden? Wie sollen die Tätigkeite­n von Amazon oder Google von denen reiner Dienstleis­ter wie Airbnb oder booking.com unterschie­den werden? Eine saubere Lösung wird viel Zeit kosten.

Dabei dürfte das wichtigste Kapitel die Einigkeit untereinan­der sein. Praktisch alle EU-Mitgliedst­aaten haben irgendwo kleine, aber lukrative Sondersteu­er-Zonen. Vollends komplizier­t wird der Kampf für mehr Abgabenger­echtigkeit, wenn die Trump-Regierung in Washington aufwacht und eine Art ökonomisch­en Kreuzzug gegen die US-Konzerne wittert. Spätestens dann könnte der Sturm gegen die Anregungen der EU-Finanzmini­ster richtig ausbrechen.

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