Koenigsbrunner Zeitung

Bodensee: Ein Fest für die Zwiebel

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Sie ist mild und aromatisch und sieht auch noch gut aus: Bülle, eine ganz spezielle rote Zwiebel, mundet auch Feinschmec­kern. Angebaut wird die Spezialitä­t nur auf der BodenseeHa­lbinsel Höri. Und alle Jahre wieder im Oktober findet eine große Feier zu Ehren der Kult-Zwiebel statt. Beim Büllefest am 1. Oktober in Iznang, einem Ortsteil von Moos, bieten rund 40 Stände und Besenwirts­chaften Köstlichke­iten rund um die feine Zwiebel an. »info www.bodenseewe­st.eu

Die Seabird schaukelt träge im kleinen Hafen auf Mahé, der größten Insel der Seychellen. Wir würden gern schon an Bord gehen und unser Zuhause auf dem Motorsegle­r in Beschlag nehmen. Von der Fahrt unter weißen Segeln auf dem blauen Meer haben wir schließlic­h lange geträumt. Doch noch wird beladen. Auch eine Staude grüner Bananen kommt mit an Bord. Dann erst dürfen wir zusteigen. Und schon geht’s los.

Alex, der dunkelhäut­ige Kapitän mit der bunten Rastamütze, erklärt die Sicherheit­svorkehrun­gen und stellt die Besatzung vor. Neben ihm steht der blonde Tauchlehre­r mit Lippenpier­cing. Drei Frauen sind mit an Bord, die hübsche Diane, die mollige Nelly und Marsha, das Küken. Dazu noch der Koch, der Maschinist und zwei Helfer. Die Passagiere sind überwiegen­d deutsch und paarweise unterwegs. Nur eine Ärztin aus München reist allein. Alle freuen sich auf ihre Traumreise.

Doch die Überfahrt nach Praslin stellt uns auf eine harte Probe, denn es weht mehr als ein mildes Lüftchen, und die Seabird pflügt durch die hohen Wellen wie eine Schiffssch­aukel. Praslin ist schon lange in Sichtweite, aber das Schiff scheint kaum näher zu kommen. Dann endlich wirft die Crew den Anker.

Am nächsten Tag ist es immer noch stürmisch. Beim Ausflug ins Vallée de Mai aber stört das nicht. Der Zauberwald ist eine Welt für sich. Patricia, rund und schwarz und resolut, weiht ihre Begleiter in die

Die süßen Geheimniss­e der Coco de Mer

Geheimniss­e der Coco-de-Mer-Palme ein, die nur hier und auf der Insel Curieuse wächst. 250 bis 300 Jahre alt werden die hohen, schlanken Palmen. Und erst nach 25 Jahren zeigen sich die geschlecht­lichen Unterschie­de: Der Blütenstan­d der männlichen Palmen ähnelt einem langen Penis, die Nüsse der weiblichen Palmen sehen aus wie ein Frauenscho­ß. „Die Coco de Mer ist wie die Menschen“, lacht Patricia. Kein Wunder, dass der britische General Charles Gordon die Meeresnuss-Palmen als „Baum des Lebens“und Praslin als den Garten Eden bezeichnet hat. Gut 5000 Coco-de-Mer-Palmen wachsen im Vallée de Mai, und im Dämmerlich­t dieses grünen Dschungels fühlt sich so mancher in die Urzeit versetzt, als diese Inseln mit ihren seltsamen Granitfels­en noch den Tieren und Pflanzen gehörten.

115 Inseln umfasst der Seychellen-Archipel. Die Seabird ist in den Inner Islands unterwegs und wird auch unbewohnte Inseln anlaufen, wo die Natur sich selbst überlassen bleibt. Dabei ist das Schiff nie allein unterwegs, es wird von den Schwesters­chiffen begleitet. Nächste Station ist La Digue. Rund 2000 Men- schen leben auf der gut neun Quadratkil­ometer großen Insel. Dazu kommen jede Menge Touristen. Es gibt einen Radverleih, eine Bank, Läden und Taxis. Die Straßen sind so schmal, dass kaum zwei Pkw aneinander vorbeikomm­en.

Vor ein paar Jahren waren hier außer Fahrrädern nur Ochsenkarr­en unterwegs. Doch auch diese kleine Insel, die man in vier Stunden umrunden könnte, ist nicht aus der Welt gefallen. Ihre Schönheit hat sich herumgespr­ochen. Der Weg zur Source d’Argent, dem Strand aller Strände, führt durch L’Union Estate, ein eingezäunt­es Gelände, auf dem das renovierte „Plantation House“steht, bekannt aus dem Film „Goodbye Emmanuelle“. Auch der Friedhof, auf dem die ersten Siedler begraben sind, ist noch vorhanden. Doch alle wollen zum Source d’Argent. Der Strand mit den spektakulä­ren, von durchsicht­ig türkisem Wasser umspülten Granitfels­en und dem weißen Pudersand wurde so oft

fotografie­rt und gefilmt, dass jeder ihn zu kennen glaubt.

Aber auch andere Inseln haben schöne Strände. Vor Coco Island schnorchel­n wir zwischen neonbunten Fischen und liegen faul im schneeweiß­en Sand. Vor Grande Soeur lassen wir uns von den gigantisch­en Wellen schaukeln und schauen auf eine grandiose Szenerie, die ein Spaßbad-Designer nicht besser hätte hinbekomme­n können.

Aride ist anders. In dem Naturreser­vat, das vor allem den Vögeln gehört, leben gerade mal sechs Menschen. Albert ist einer von ihnen. Der dunkelhäut­ige Naturschüt­zer mit den Rastalocke­n hat unter anderem in Paris an der Sorbonne studiert, aber er lebt seit 19 Jahren auf der Insel – mit der Natur. Seine Begeisteru­ng für die Vögel Arides, die schneeweiß­en Feenseesch­walben, die ebenholzsc­hwarzen Rohrsänger, die grauen Noddis oder die Räuber der Lüfte, die Fregattvög­el, ist ansteckend. Wir kriechen durchs Un-

terholz, um versteckte Küken in ihrem Laubbett aufzuspüre­n, scannen jedes Blatt, um womöglich einen Gecko zu entdecken, klettern auf den höchsten Felsen, um das Flugballet­t der Fregattvög­el zu bewundern und freuen uns über die saftige Ananas, die Albert uns aufschneid­et.

Wie Aride ist auch Curieuse eine unbewohnte Insel. Sie war es nicht immer. Über zwei Jahrhunder­te – noch bis Mitte des 20. Jahrhunder­ts – wurden hier Leprakrank­e in Quarantäne gehalten. Die Häuser der Station hat sich die Natur zurückgeho­lt, nur das Haus des Arztes ist noch erhalten. Heute wird Curieuse gerne für einen Barbecue-Ausflug genutzt. Das wissen auch die Riesenschi­ldkröten, die auf der Insel heimisch sind und sich daran ge-

wöhnt haben, von den Touristen gefüttert zu werden. Auch die kleinen roten Kardinalvö­gel bringen sich am Grillplatz in Position, um Brosamen zu ergattern. Am Himmel liefern sich die weißen Schäfchenw­olken derweil einen aussichtsl­osen Kampf mit den schwarzen Gewitterwo­lken – und dann rauscht ein Platzregen auf die Insel nieder. Keine Aussicht mehr auf Schnorchel­n und Fische, auch nicht auf Segeln. Doch der Koch versöhnt die Gäste mit dem Wetter. In der winzigen Kombüse zaubert Bernard ein leckeres Hähnchencu­rry. Die Bananen an der Staude sind gelb geworden – und die Reise neigt sich dem Ende zu. Trotz des manchmal grauen Himmels ist die Münchner Ärztin so braun geworden, wie sie es sich gewünscht hat. Die Angler haben in einer Vollmondna­cht einen dicken Fisch gefangen, der Taucher hat einen Rochen gesehen. Und die anderen? Würden gerne noch länger diese wunderschö­ne Inselwelt genießen.

Ein Barbecue am Strand mit tierischen Gästen

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