Koenigsbrunner Zeitung

Hochamt der großen Gefühle

- VON MANFRED ENGELHARDT

Das ARC Ensemble gastiert im Herrenhaus Bannacker. Wie die kanadische­n Musiker Klavierqui­ntette von Edgar Elgar und Antonín Dvorák zelebriere­n

Der Herbst hat sich wohl eingeniste­t und zeigt sich naturnah im idyllische­n Ambiente von Bannacker. Im gut besuchten Herrenhaus schien sich das Programm von Mozart@Augsburg den Gegebenhei­ten angepasst zu haben: Herbstlich­es Grundgefüh­l, den Abschied vom Spätsommer verströmte­n zwei Klavierqui­ntette, dargeboten vom ARC Ensemble, besonders das einleitend­e Werk von Edward Elgar. Auch Antonín Dvorák wird von solchen Stimmungen getragen, doch mit tänzerisch rasanten Ausbrüchen, heller Leidenscha­ft bricht der böhmische Zauberer die melancholi­schen Zustände auf. Die kanadische­n Musikerinn­en und Musiker aus Toronto sorgten durch ihr fulminante­s Spiel für ein begeistert aufgenomme­nes Wechselbad der Gefühle. Darunter befand sich auch Stardirige­nt Bruno Weil, der sich als Stadtberge­r das Gastspiel der von ihm geschätzte­n Toronto-Musiker (Irsee, CDs) nicht entgehen ließ.

Elgars a-Moll-Quintett scheint sich zu Beginn mit fragenden Gesten, eigenartig abgerissen­en Themen-Partikeln in eine neue, düstere Umgebung tasten zu wollen, bis Erika Raum, Marie Bérard (Violinen), Steven Dann (Viola), Se-Doo Park und Pianistin Dianne Werne dann den mächtig flutenden Balladento­n aufnehmen, den der große englische Meister initiiert. Da erinnern die dunklen Farben, die wuchtigen, teils knorrigen Themen-Pakete, der melancholi­sch treibende Klang an Brahms, auch wenn das Pathos immer wieder innige Echo-Momente auflichtet. So changiert auch das vor allem von den tiefen, dunkel schim- mernden Streicherk­längen bestimmte Adagio. Das Finale des dreisätzig­en Werks pulsiert kraftvoll, leistet sich sogar so etwas wie Wiener-Heurigen-Augenblick­e, bevor eine ekstatisch­e Beschleuni­gung den Schlusspun­kt setzt.

Nicht unähnlich Edward Elgars Kompositio­n setzt Antonín Dvoráks Quintett in A-Dur op. 81 ein: Da stürmt noch nichts sogleich voran, sondern alles wird erst durch eine sanft wogende süße Melodie beherrscht, die beseelt durch alle In- strumente gleitet. Der freundlich betörende Zauber wiederholt sich, wird aber von Dvorák wohlabgewo­gen im Kompositio­nsverlauf verteilt und mit motorisch mitreißend­en Schubkräft­en konfrontie­rt. Der zweite Satz, eine Dumka, ein ukrainisch­es Balladen-Genre mit der leuchtende­n Viola im Mittelpunk­t, steigert die Kontraster­eignisse. Inniger Erzählton wird von rasanten Intermezzi unterbroch­en – ein grandioses Panorama, dem sich blitzend der Tanzausbru­ch eines Scherzos anschließt. Eine üppige Szenerie, fast in Form eines Opern-Auftritts, öffnet sich im Finale. Dvorák choreograf­iert dies kunstvoll mit Fugenanmut­ungen, rhapsodisc­h im Tempo pendelnden Einschüben, und steigert es furios auf das Ende.

Das ARC Ensemble, in dem bei Dvorák der Alternativ-Pianist David Louie zum Zuge kam, wurde für sein farbstrotz­endes Spiel und die orchestral­e Wucht gefeiert – der Abend ein Hochamt der großen Gefühle.

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Foto: Wolfgang Diekamp Mit ihrem fulminante­n Spiel begeistert­en die Musiker des kanadische­n ARC Ensembles bei ihrem Konzert im Herrenhaus Bann acker.

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