Reaktionen der Leser überwältigen Rosemarie Wirth
Die 50-Jährige wurde von einem Lkw überfahren. Nach einem Bericht schreiben ihr viele Menschen
Rosemarie Wirth hat ein emotionales Wochenende hinter sich. So viele Menschen haben ihr geschrieben. Viele kennt die 50-Jährige nicht. Es sind Reaktionen von Lesern auf den Artikel in unserer Samstagsausgabe. Darin wurde geschildert, wie sich die Augsburgerin zurück ins Leben kämpft, nachdem sie im Frühjahr als Radlerin in der Innenstadt von einem Lkw überfahren worden war.
„Mir haben allein über Facebook 175 Menschen eine Nachricht geschickt.“Dazu die vielen Nachrichten über Whatsapp und Anrufe. Rosemarie Wirth ist fassungslos, was der Bericht ausgelöst hat. Mit einer solchen Resonanz hätte sie nie gerechnet. Die Augsburgerin wird durch den Unfall behindert bleiben. Aber Wirth hadert nicht mit dem Schicksal. Sie ist auch nicht wütend auf den Lkw-Fahrer, der sie beim Abbiegen übersehen hatte und sie überrollte. Ihre Einstellung zum Geschehenen und zum Leben an sich fanden viele Menschen beachtlich, wie auch auf der Facebookseite unserer Zeitung zu lesen ist. „Hut ab vor dieser Frau“, „eine tolle, starke Frau“, „einfach nur beeindruckend“– lauten die Kommentare. „Toll, dass es Menschen gibt, die solch eine positive Lebenseinstellung und Dankbarkeit haben. Allen Respekt. Auch dem Lkw-Fahrer gegenüber. Viele andere würden ihn verurteilen“, schrieb eine Leserin.
Rosemarie Wirth ist von den Reaktionen „einfach nur überwältigt“. Fremde Menschen, die sie kontaktierten, boten ihr Hilfe an. „Das ging von Angeboten, mich zu fahren oder für mich einzukaufen, bis hin zur Hilfe aus dem Pflegebereich“, erzählt Wirth, die nach dem Unfall lange im Rollstuhl saß und seit Kurzem erst auf Krücken laufen kann – wenn auch mühsam. Auch barrierefreie Wohnungen wurden ihr offeriert. Denn Wirth kann in ihrer Wohnung im vierten Stock ohne Aufzug nicht bleiben. Ihr Leben hat sich durch den Unfall komplett verändert. „Es ist unglaublich, wie empathisch und hilfsbereit die Menschen sind“, sagt sie, „Sie haben sich so viel Mühe gegeben. Ich werde jede Nachricht beantworten.“
Ihr schrieben auch Menschen, die den schrecklichen Unfall in der Jakobervorstadt nicht vergessen konnten. Songül Sönmez etwa erinnert sich: „Es geschah in der Nähe meiner Arbeit. Tagelang, wochenlang habe ich daran denken müssen. Leider gab es keinen Informationsfluss, sodass ich vom Schlimmsten ausgegangen bin. Ich freue mich sehr. Es ist eine tolle Nachricht“, kommentierte sie den Artikel. Dass Wirth überlebte, gleicht einem Wunder. Sie sagt, der Notarzt und die Mediziner am Klinikum hätten sie gerettet, aber auch ihr Wille, am Leben zu bleiben.
Gefreut hat sie sich auch über eine Nachricht von Alina Bierbichler. Diese war Pflegeschülerin am Klinikum, als Wirth dort operiert wurde. Sie schrieb: „Sie werden mir als eine meiner liebsten Patienten in Erinnerung bleiben, durch Ihr Durchhaltevermögen, aber vor allem wegen Ihrem Humor, mit Ihnen konnte man immer lachen. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft nur das Beste!“Wirth antwortete der jungen Frau sofort. „Durch den Bericht ist es mir möglich, Menschen von damals zu danken.“Viele hätten ihr geschrieben, dass sie ihnen mit ihrer Geschichte Kraft gebe. „Deshalb bereue ich nicht, dass mein Schicksal öffentlich gemacht wurde. Außerdem geben mir die Reaktionen erst recht Kraft und vielleicht wird dadurch was bewegt.“Denn ihr Appell, betont sie, dürfe bei der UnfallStory nicht untergehen. Die Stadt müsse etwas unternehmen, um das Risiko für solche meist tödlich endenden Unfälle zu minimieren, sagt Wirth. Sie spricht sich für eine getrennte Ampelschaltung für Autound Radfahrer aus. Und sie fordert, dass verpflichtend Assistenzsysteme an Lkw eingebaut werden.
Die Augsburgerin muss auch weiter für sich kämpfen. Nächste Operationen stehen bevor. Wirth hat noch eine Botschaft: „Egal wie meine Prognosen lauten, mein eiserner Wille und meine angeborene Disziplin haben mich schon oft gerettet. Jammern und Aufgeben war noch nie eine Option für mich – passt auf euch auf, das Leben ist kostbar.“