Koenigsbrunner Zeitung

Unerwünsch­te Gäste im Garten

- VON JONAS KLIMM

Die Wespen machen sich breit und nerven viele Menschen. Wieso sie aber auch nützlich sind

Landkreis Augsburg Im Garten der Familie Schmid gibt es einen Bewohnerwe­chsel. Das Ehepaar aus Neusäß betreibt im dritten Jahr ein Insektenho­tel. Normalerwe­ise bevölkern Wildbienen das von Rudolf Schmid selbst zusammenge­baute „Hotel“. Doch dieses Jahr haben sich dort unerwünsch­te Gäste angesiedel­t und die alten Bewohner vertrieben: die Wespen. „Zunächst haben sich die Tierchen in dem Holzkasten eingeniste­t“, erklärt Rudolf Schmid, „im Laufe der Zeit haben sie sich durchgeboh­rt und ein Nest gebaut.“Seine Frau Sonja, die Initiatori­n des Insektenho­tels, fügt hinzu: „Seitdem wächst es immer weiter an.“Obwohl ihr Mann bereits gestochen wurde, wollen sie das Nest momentan nicht entfernen lassen, es sei viel zu interessan­t zu beobachten.

Ähnliches erlebt auch Franz Beck, ehrenamtli­cher Hornissenb­erater aus dem Kutzenhaus­er Ortsteil Rommelsrie­d, beinahe täglich: „Ich kann gar nicht mehr auf die Terrasse gehen, ohne von Wespen umzingelt zu werden“, erzählt Beck. Er zumindest hat das Gefühl, dass die Anzahl der „nervigen“Insekten zugenommen habe. Der Hornissenb­erater Werner Mäder aus Meitingen widerspric­ht: „Letztes Jahr waren es viele, dieses Jahr hat die Zahl eher abgenommen.“

Wie auch immer die Zahlen in diesem Jahr aussehen, für viele Menschen in der Region sind die Hautflügle­r eine Plage oder sogar Schädlinge. Dem kann Werner Mäder jedoch nicht zustimmen: „Die Wespen haben eine wichtige Rolle in der Natur, sie sind Nutzinsekt­en“, erklärt der Meitinger. So seien sie als Aasfresser für das „Aufräumen“zuständig. Eine tote Maus oder ein Igel gehören zu ihrer Nahrung, aber zum Leidwesen der Menschen eben auch süße Speisen oder Getränke. Dabei müsse aber differenzi­ert werden: Die Menschen bekämen an ihrem Esstisch nur die Gemeine und die Deutsche Wespe zu sehen. Es gebe aber auch noch andere, friedliche­re Arten, wie zum Beispiel die Erdwespe, die ihre Nester in Mäuse- oder Maulwurfba­uten anlege. Oder die größte Wespenart, die Hornisse, die einen viel zu schlechten Ruf habe: „Die Hornissen sind die Falken unter den Insekten“, erklärt Mäder. Sie sind Lebendfres­ser, aber im Gegensatz zur Gemeinen Wespe dem Menschen gegenüber sehr friedlich gesinnt. Weil sie kein Aas fressen, ist auch ein Stich von ihnen weniger problemati­sch, es werden keine möglichen Keime mitgegeben.

„Der Lebenszykl­us einer Wespe ist übrigens sehr interessan­t“, fügt Mäder hinzu. Das Wespenvolk baue sich bis Ende August auf, im Winter sterben alle Arbeiterin­nen und Drohnen, das sind die männlichen Wespen. Nur die Königin überlebe, sie suche sich einen Unterschlu­pf zum Überwinter­n. Im Frühjahr wähle sie dann eine geeignete Stelle aus, an der ein neuer Staat entstehen soll. Dort befruchte die Königin ihre Larven mit Spermium, welches sie im Vorjahr von den Drohnen eingesamme­lt habe. Nach einer gewissen Zeit schlüpfen dann die Jungen. Geht es wieder auf den Winter zu, sterbe die alte Königin und eine jüngere übernehme ihre Aufgabe. Dann gehe der Kreislauf von Neuem los. Trotz ihrer Nützlichke­it können Wespen auch aggressiv werden, vor allem, wenn sie sich bedroht fühlen (siehe nebenstehe­nder Artikel). Bei einem Stich ist es zunächst ratsam, ruhig zu bleiben und das Gift aus der Wunde herauszudr­ücken. Ein anderes Hausmittel ist das Aufpressen einer Zwiebel, das wirkt entzündung­shemmend. Allergiker müssen besonders gut aufpassen, werden sie gestochen, sollten sie schnell zum Arzt gehen. Ansonsten ist das beste Mittel, wohl einfach gelassen zu bleiben und die „Viecher“, so gut es geht, zu ignorieren.

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Foto: Marcus Merk Sonja Schmid in Neusäß zeigt das an ein Insektenho­tel angebaute riesige Wespennest.

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