Unerwünschte Gäste im Garten
Die Wespen machen sich breit und nerven viele Menschen. Wieso sie aber auch nützlich sind
Landkreis Augsburg Im Garten der Familie Schmid gibt es einen Bewohnerwechsel. Das Ehepaar aus Neusäß betreibt im dritten Jahr ein Insektenhotel. Normalerweise bevölkern Wildbienen das von Rudolf Schmid selbst zusammengebaute „Hotel“. Doch dieses Jahr haben sich dort unerwünschte Gäste angesiedelt und die alten Bewohner vertrieben: die Wespen. „Zunächst haben sich die Tierchen in dem Holzkasten eingenistet“, erklärt Rudolf Schmid, „im Laufe der Zeit haben sie sich durchgebohrt und ein Nest gebaut.“Seine Frau Sonja, die Initiatorin des Insektenhotels, fügt hinzu: „Seitdem wächst es immer weiter an.“Obwohl ihr Mann bereits gestochen wurde, wollen sie das Nest momentan nicht entfernen lassen, es sei viel zu interessant zu beobachten.
Ähnliches erlebt auch Franz Beck, ehrenamtlicher Hornissenberater aus dem Kutzenhauser Ortsteil Rommelsried, beinahe täglich: „Ich kann gar nicht mehr auf die Terrasse gehen, ohne von Wespen umzingelt zu werden“, erzählt Beck. Er zumindest hat das Gefühl, dass die Anzahl der „nervigen“Insekten zugenommen habe. Der Hornissenberater Werner Mäder aus Meitingen widerspricht: „Letztes Jahr waren es viele, dieses Jahr hat die Zahl eher abgenommen.“
Wie auch immer die Zahlen in diesem Jahr aussehen, für viele Menschen in der Region sind die Hautflügler eine Plage oder sogar Schädlinge. Dem kann Werner Mäder jedoch nicht zustimmen: „Die Wespen haben eine wichtige Rolle in der Natur, sie sind Nutzinsekten“, erklärt der Meitinger. So seien sie als Aasfresser für das „Aufräumen“zuständig. Eine tote Maus oder ein Igel gehören zu ihrer Nahrung, aber zum Leidwesen der Menschen eben auch süße Speisen oder Getränke. Dabei müsse aber differenziert werden: Die Menschen bekämen an ihrem Esstisch nur die Gemeine und die Deutsche Wespe zu sehen. Es gebe aber auch noch andere, friedlichere Arten, wie zum Beispiel die Erdwespe, die ihre Nester in Mäuse- oder Maulwurfbauten anlege. Oder die größte Wespenart, die Hornisse, die einen viel zu schlechten Ruf habe: „Die Hornissen sind die Falken unter den Insekten“, erklärt Mäder. Sie sind Lebendfresser, aber im Gegensatz zur Gemeinen Wespe dem Menschen gegenüber sehr friedlich gesinnt. Weil sie kein Aas fressen, ist auch ein Stich von ihnen weniger problematisch, es werden keine möglichen Keime mitgegeben.
„Der Lebenszyklus einer Wespe ist übrigens sehr interessant“, fügt Mäder hinzu. Das Wespenvolk baue sich bis Ende August auf, im Winter sterben alle Arbeiterinnen und Drohnen, das sind die männlichen Wespen. Nur die Königin überlebe, sie suche sich einen Unterschlupf zum Überwintern. Im Frühjahr wähle sie dann eine geeignete Stelle aus, an der ein neuer Staat entstehen soll. Dort befruchte die Königin ihre Larven mit Spermium, welches sie im Vorjahr von den Drohnen eingesammelt habe. Nach einer gewissen Zeit schlüpfen dann die Jungen. Geht es wieder auf den Winter zu, sterbe die alte Königin und eine jüngere übernehme ihre Aufgabe. Dann gehe der Kreislauf von Neuem los. Trotz ihrer Nützlichkeit können Wespen auch aggressiv werden, vor allem, wenn sie sich bedroht fühlen (siehe nebenstehender Artikel). Bei einem Stich ist es zunächst ratsam, ruhig zu bleiben und das Gift aus der Wunde herauszudrücken. Ein anderes Hausmittel ist das Aufpressen einer Zwiebel, das wirkt entzündungshemmend. Allergiker müssen besonders gut aufpassen, werden sie gestochen, sollten sie schnell zum Arzt gehen. Ansonsten ist das beste Mittel, wohl einfach gelassen zu bleiben und die „Viecher“, so gut es geht, zu ignorieren.