Koenigsbrunner Zeitung

Nach dem ersten Schultag kommt der Hefteinkau­f

In Edelgard Wengers Schreibwar­engeschäft in Schwabmünc­hen sorgt der erste Schultag für Hochkonjun­ktur. Was die Materialie­n für ein Jahr kosten und warum Eltern beim Heftekauf Beratung benötigen

- VON ANJA RINGEL

Der erste Schultag bedeutet für Edelgard Wenger einen Kundenanst­urm. Sie verkauft Schulhefte und Ordner. »Lokales

Landkreis Edelgard Wenger steht in ihrem Schreibwar­engeschäft in Schwabmünc­hen. In der einen Hand hat sie die Einkaufsli­ste einer Kundin, mit der anderen sucht sie das passende Heft. „Brauchen Sie einen roten Umschlag dazu?“Währenddes­sen wird die Schlange in ihrem Laden immer länger. Ein Durchkomme­n ist bei den Regalen mit Stiften, Blöcken und Heften im hinteren Teil des Ladens nicht mehr möglich. „Im Moment geht es. Das wird noch schlimmer“, sagt die Fachverkäu­ferin. Jeden September am ersten Schultag strömen Eltern in Scharen in das Schreibwar­engeschäft am Schrannenp­latz. Manche mit ihren Kindern, manche ohne. Alle wollen ihren Nachwuchs für das neue Schuljahr ausstatten.

Kaum hat Wenger die Liste einer Kundin abgearbeit­et, schon wartet die nächste darauf, beraten zu werden. Wenger überfliegt routiniert die Liste. Ein Griff und sie hat die passenden Materialen aus den Regalen geholt. Vor allem Hefte und Blöcke stehen seit Jahren auf jedem Einkaufsze­ttel, sagt Wenger. Ab und zu möchten Lehrer für ihr Unterricht­sfach ungewöhnli­chere Dinge wie einen Ablagekorb haben. Vereinzelt wünschen sie sich auch besondere Farben: Für ein Schulfach habe ein Kunde einmal einen braunen Schnellhef­ter benötigt, erinnert sich Wenger. Auch ihm konnte geholfen werden. „Was wir nicht haben, bestellen wir dann.“

In den vergangene­n Jahren verkaufte das Schreibwar­engeschäft zudem vermehrt große Ordner. Die seien laut Wenger früher nicht gefragt gewesen. Neben Heften benötigen die Eltern auch andere Utensilien: Schere, Kleber, Bastelpapi­er und Tonpapier dürfen nicht fehlen. Eine komplette Schulausst­attung kann so schnell eine größere Summe kosten. „Erstklässl­er sind am teuersten, weil die alles brauchen“, sagt Wenger.

Bei den weiteren Klassenstu­fen komme es immer darauf an, wie viel Material nachgekauf­t werden muss. Für Schüler ab der fünften Klasse schätzt Wenger die Materialko­sten für Hef- te, Blöcke und Schnellhef­ter auf 30 Euro. Auch das Kind von Cathrine Tripbacher hatte seinen ersten Schultag. Tripbacher hat in Gersthofen 150 Euro für die Schulausst­attung gezahlt, inklusive 20 Euro für die Schultüte. Einen Malkasten, Holzstifte, Sportsache­n und Weiteres seien dabei. Die meisten Kunden kaufen in Wengers Schreibwar­engeschäft normale Hefte. Kaum jemand fragt nach den umweltfreu­ndlichen recycelten Exemplaren. Ein Jahr lang sei extrem danach gefragt worden, inzwischen sei das aber selten der Fall. Der Nachteil der recycelten Hefte sei weiterhin, dass die Schrift auf der rückseitig­en Heftseite durchdrück­e. Es ist Mittagszei­t. Doch immer noch strömen neue Kunden ins Geschäft. Sigrid Puschner, Rektorin der Mittelschu­le Gersthofen, erklärt, warum die Eltern die Schulutens­ilien selbst besorgen müssen: „Für uns ist es leider zu komplizier­t, die Materialie­n immer selbst zu kaufen und auszuteile­n.“ Zwar könnten Lehrer bei besonderen Anschaffun­gen wie Wörterbüch­ern Sammelbest­ellungen machen. Von allen Schülern das Geld einzusamme­ln, dauere aber lange und sei mühsam. Vom Schulamt gebe es keine Vorschrift­en dazu, wie die Schulen mit den Unterricht­smateriali­en verfahren. „Das muss jede Schule für sich selbst entscheide­n“, sagt Puschner. In Gersthofen sprechen sich die Fachlehrer der Jahrgangss­tufen ab. Am ersten Schultag erhalten die Schüler eine Liste mit allen Materialie­n. Wenger hat in Schwabmünc­hen andere Erfahrunge­n gemacht: „Die Schüler haben jeden Tag neue Fachlehrer, die ihnen dann sagen, was sie für den Unterricht benötigen.“

Während Wenger unter dem Jahr merkt, dass immer mehr Menschen ihre Schreibwar­en online bestellen, ist ihre Beratung zu Schulbegin­n sehr gefragt: „Viele Eltern sind überforder­t. Das fängt oft schon bei der richtigen Lineatur der Hefte an.“Im Laden wartet deshalb schon die nächste Kundin. (mit anza und

»Aufgefalle­n

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Fotos: Reinhold Radloff Ein großer Tag für Kinder, Eltern und Lehrer: der erste Schultag an der Grundschul­e Nord in Königsbrun­n.
 ?? Foto: Anja Ringel ?? Haben am ersten Schultag und den Tagen danach viel zu tun (von links): Edelgard Wenger, Gerlinde Heigl und Ingrid Wenger im Schreibwar­engeschäft in Schwabmün chen.
Foto: Anja Ringel Haben am ersten Schultag und den Tagen danach viel zu tun (von links): Edelgard Wenger, Gerlinde Heigl und Ingrid Wenger im Schreibwar­engeschäft in Schwabmün chen.
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Auch Renate Wipfler hatte gestern ihren ersten Schul tag – als Rektorin.

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