Koenigsbrunner Zeitung

Auf Bewährung

Porträt Wie Daniela Husseneder von einer der besten Billardspi­elerinnen der Nation zur Kripo-Chefin in Memmingen wurde. Allerdings wird sie hier nur sechs Monate bleiben. In dieser Zeit will sie sich beweisen

- VON FRANK EBERHARD

Ich bin richtig neidisch auf die Kollegen, die sie tragen.“

Daniela Husseneder „Bis dahin gab es den Gedanken – ,Ich und Polizei‘ – bei mir gar nicht“

Memmingen Daniela Husseneder ist auf Bewährung in Memmingen. Denn sie soll bei der Kriminalpo­lizei, die auch für das gesamte Unterallgä­u zuständig ist, ihre Qualitäten als Chefin unter Beweis stellen. Im Rahmen einer sogenannte­n Führungsbe­währung will sie sechs Monate lang zeigen, dass sie die Richtige für höhere Aufgaben ist – es geht um die goldenen Sterne auf der Schulter. Doch Memmingen ist für Husseneder mehr als nur Arbeit: Ich bin begeistert von diesem Städtchen“, sagt die 40-Jährige, deren Stammdiens­tstelle in München ist. Ihr gefällt es so gut, dass sie manchmal am Wochenende hierbleibt, obwohl sie nach wie vor eine Wohnung in der Landeshaup­tstadt hat. Zudem geht sie oft zu Fuß zur Arbeit – und das selten auf dem gleichen Weg. So lernt sie neue Ecken kennen. In Memmingen wohnt Husseneder übrigens in der Nähe des Gefängniss­es – was unter ihren Kollegen für Lacher sorgte.

Am Arbeitspla­tz bei der Kripo angekommen, pflegt sie ihren eigenen Führungsst­il. Dazu gehört, dass sie sich mit allen 60 Kollegen duzt. „Ich sehe keinen Nachteil darin“, sagt sie. Das gelte auch, wenn schwierige Entscheidu­ngen anstehen. Ihre Führungsbe­währung sorgt für ein Kuriosum: Bei ihren Kommissari­atsleitern prangen mehr silberne Sterne auf der Schulter als bei ihr – wenn sie Uniform tragen. Denn bei der Kripo arbeiten die Beamten in zivil. „Normalerwe­ise gehe ich in Hosenanzüg­en zur Arbeit“, sagt sie. Doch finde sie die neuen blauen Polizei-Uniformen chic. „Ich bin richtig neidisch auf die Kollegen, die sie tragen“, sagt sie.

Für jemanden, der die Karrierele­iter so zügig hinaufstei­gt, ist Husseneder­s Weg zur Polizei ungewöhnli­ch. Denn sie beendete die Schule nicht als Überfliege­rin, sondern verließ das Gymnasium mit Mittlerer Reife. Grund war ein Hobby, in das sie ihre gesamte Energie investiert­e: Billard. „Ich habe mir mit 18 dann eine Frist von fünf Jahren gesetzt, in der ich sehen wollte, ob ich das hauptberuf­lich machen kann“, erzählt Husseneder. Doch der Sport entwickelt­e sich in Europa nicht wie erhofft. Es entstand keine Szene, in der ein Leben davon möglich gewesen wäre. Obwohl sie 1999 Europameis­terin im Neun-Ball-Billard wurde, entschied sie ein Jahr später, einen Beruf zu lernen. Eine Mitspieler­in, hauptberuf­lich bei der Polizei, brachte sie auf die Idee. „Bis dahin gab es den Gedanken – ’Ich und Polizei’ – bei mir gar nicht“, sagt Husseneder. Doch dann war sie Feuer und Flamme. Sozusagen als Abschied von ihrer Billard-Karriere unternahm sie eine Reise in die USA, wo der Sport mehr Anklang findet. Prompt lernte sie dort eine neue Leidenscha­ft kennen: Sie unternahm einen Helikopter­flug über den Grand Canyon. „Aber ich

habe fast nichts vom Canyon gesehen, weil ich nur zugesehen habe, was der Pilot macht.“Das passte zusammen, denn bereits als Kind wollte sie lieber mit Flugzeugen als mit Puppen spielen.

Heute darf sie Hubschraub­er vom Typ Hughes 300 fliegen. „Aber das ist ein kosteninte­nsives Hobby“, sagt sie und schickt schmunzeln­d hinterher: „In München gibt man das Geld ja eher fürs Wohnen aus.“

 ?? Foto: Frank Eberhard ?? Daniela Husseneder leitet vorübergeh­end die Memminger Kriminalpo­lizei. Dabei soll sie sich als Führungskr­aft bewähren. Beim Interview im Stadtpark spricht die 40 Jährige auch über ihre private Seite.
Foto: Frank Eberhard Daniela Husseneder leitet vorübergeh­end die Memminger Kriminalpo­lizei. Dabei soll sie sich als Führungskr­aft bewähren. Beim Interview im Stadtpark spricht die 40 Jährige auch über ihre private Seite.

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