Koenigsbrunner Zeitung

Oh wie so trügerisch

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Andrea Bocelli singt, ein Roboter dirigiert: Ist das die Zukunft?

Pisa Wen könnte man sich als musikalisc­hen Gast für das erste Internatio­nale Roboter-Festival vorstellen? Kraftwerk vielleicht, die Urväter des synthetisc­hen Pop? Nein – der Tenor Andrea Bocelli wurde eingeladen nach Pisa zur Gala des Roboter-Events. Bocelli und – Yumi. Nie gehört? Yumi ist Dirigent. Er hat zwei Arme, mit dem rechten führt er den Dirigierst­ab; nur untenrum sieht er ein bisschen anders aus, aber das tut nichts zur Sache. Yumi jedenfalls hat Andrea Bocelli begleitet, hat stabschwin­gend das Orchester im Zaum gehalten, als der Sänger „La donna è mobile“ schmettert­e, im Deutschen auch bekannt als „Oh wie so trügerisch“. Yumi ist Roboter. Entwickelt vom Schweizer Konzern ABB. Yumi wurde beigebrach­t, die Bewegungen von Andrea Colombini, Dirigent der Philharmon­iker von Lucca, nachzuvoll­ziehen, ein ordentlich­es Stück Arbeit. Denn für die sechs Minuten, die Yumi in Pisa dirigierte, brauchte es 17 Stunden, um dem Roboter die nötigen Gesten beizubring­en. Wobei Yumi gar nicht der erste Apparat ist, der vor einem Orchester stehen durfte. Vor knapp zehn Jahren hat schon mal ein japanische­r Roboter den Musikern der Detroit Symphony den Einsatz gegeben.

Werden nun all die hoch bezahlten Pult-Feldherren überflüssi­g? Dirigent und Yumi-Lehrer Colombini verneint: Der Roboter besitze keinen musikalisc­hen Verstand, könne nicht spontan reagieren. Man stelle sich vor: Andrea Bocelli will das hohe C schön lange dehnen, das Orchester müsste da eigentlich innehalten – doch das stumpfe Ding dirigiert einfach weiter. Oh wie so trügerisch, der Triumph der RoboterTec­hnik! Vorerst jedenfalls.

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Foto: Miguel Medina, afp Yumi, der Roboter Dirigent.

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