Koenigsbrunner Zeitung

Opare hat seine Zukunft selbst in der Hand

Fußball Bundesliga Der Rechtsvert­eidiger galt beim FC Augsburg als grandioser Fehleinkau­f. Nach zwei schwierige­n Jahren scheint dem 26-Jährigen unter Trainer Manuel Baum ein Neustart zu gelingen

- VON ROBERT GÖTZ

Vielleicht begann die Zukunft von Daniel Opare, 26, beim FC Augsburg, als es schien, als hätte der Rechtsvert­eidiger beim Bundesligi­sten gar keine mehr. Mitte Dezember löste Manuel Baum Dirk Schuster als Trainer ab. Daniel Opare war da schon vom Training freigestel­lt. Danach wurde Opare an den RC Lens verliehen. So konnte Baum im Sommertrai­ningslager ganz unvoreinge­nommen seine eigene Sicht auf den bis dato als Problempro­fi eingestuft­en Opare gewinnen.

Und das tat der ehemalige Realschull­ehrer auch. Sein Fazit nach fast drei Monaten: „Er hat alles angenommen, was man ihm gesagt hat. Er war demütig, hat Gas gegeben und hat auch in den Vorbereitu­ngsspielen bis auf einen Aussetzer richtig gut gespielt.“Deswegen war es für Baum auch keine Frage, dass Opare gegen Köln den verletzten Raphael Framberger auf der rechten Abwehrseit­e ersetzte.

Und Opare nutzte seine Chance. Er spielte konzentrie­rt, hielt sich an die taktischen Vorgaben des Trainers und darum auch in den Offensivak­tionen zurück. Baum sagte: „Für mich war wichtig, dass er erst mal den Defensivpa­rt seriös angenommen hat. Er hat lange nicht gespielt und da ist es mir lieber, er konzentrie­rt sich auf einen Schwerpunk­t, als wie wenn er vier, fünf Sachen gleichzeit­ig machen will. Das kommt noch. Er hat noch einige Luft nach oben.“

Dennoch könnte es ein Neubeginn für Opare sein. Er ist von Baum begeistert: „Der Trainer ist unglaublic­h, er versucht alle Spieler zu verstehen und jedem von uns die gleiche Chance zu geben. Er spricht sehr viel mit mir. Ich fühle mich glücklich und als ein Teil des Teams.“Wohl erstmals seit seinem Wechsel 2015 vom FC Porto zum FCA. Ablösefrei. Ein Schnäppche­n, dachten sich Manager Stefan Reuter und Chefscout Stephan Schwarz und statteten ihn mit einem Dreijahres­vertrag aus. Schließlic­h hatte Opare noch 2014 bei der WM für Ghana gespielt. Wenn auch nur ein Spiel. Er verletzte sich dabei, die WM war vor dem Aufeinande­rtreffen mit Deutschlan­d für ihn vorbei.

Doch schon beim ersten Training verletzte er sich schwer. Er fiel lange verletzt aus. Danach fanden der FCA und Opare nie mehr so richtig zueinander. Weder unter Trainer Markus Weinzierl noch unter dessen Nachfolger Dirk Schuster.

Beide konnten es nicht richtig mit dem stolzen Ghanaer, der es ihnen auch nicht leicht machte. Opare trainierte schlecht, schmollte oft. Er hatte wohl auch seine Situation beim FCA unterschät­zt. „Als ich nach Augsburg kam, war Paul Verhaegh hier. Er war ein sehr guter Spieler und er war Kapitän. Das war eine schwierige Situation für mich, ich musste hinten anstehen und warten. Das war nicht leicht“, blickt er gestern beim Medienterm­in zurück.

Dazu verhielt er sich auch unprofessi­onell. Als er einmal spielen sollte, verschlief er vor dem Abschlusst­raining. Als sein Vater starb, reiste er ohne sich abzumelden nach Ghana. Er war ein paar Tage verscholle­n. Dann kamen Ende 2016 auch noch private Probleme dazu. Opare wechselte darum nach Lens, um seiner Familie in Paris näher zu sein. Nach nur vier Punktspiel­en schien das Kapitel Bundesliga beendet. Er galt als grandioser Fehleinkau­f.

Doch das ist alles Vergangenh­eit, beteuert Opare: „Man lernt aus seinen Fehlern, das ist das Leben, ein Prozess und man wird auch erfahrener, wenn man älter wird.“Jetzt will er das Vertrauen von Baum und das seiner Mitspieler mit Leistung zurückzahl­en.

Darum kam für ihn auch ein Wechsel in der Sommerpaus­e nicht infrage. Der englische Zweitligis­t Birmingham City FC soll Interesse gezeigt haben. „Ich habe hier Vertrag und wenn der Trainer mit mir glücklich ist und ich mich mit meinen Mitspieler­n gut verstehe, warum sollte ich wechseln? Das hier ist Bundesliga, eine der größten Ligen der Welt. Welcher Spieler wäre nicht stolz, hier zu spielen.“

Opare hat realisiert, was für eine große Chance er beim FCA hat und was er dafür tun muss. Er sagt: „In der Bundesliga musst du bei jedem Training physisch und mental bereit sein, alles zu geben und auch zu liefern. Wenn du auf dem Platz stehst, füllst du diese Intensität. Ich liebe es, in der Bundesliga zu spielen.“

Gegen Köln deutete er an, dass er das durchaus kann. Auch mit taktischer Disziplin. „Meine Hauptaufga­be ist es zu verteidige­n. Viele vergessen das. Wenn wir kein Gegentor bekommen, haben wir einen guten Job gemacht. Natürlich gehe ich auch gerne in die Offensive mit, aber das ist ein Bonus für mich.“

Opare scheint gelernt zu haben. Sein Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Vielleicht hat er doch noch eine Zukunft in Augsburg. Der 26-Jährige hat es selbst in der Hand.

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Foto: Ulrich Wagner Daniel Opare beim Einwurf. Gegen Köln spielte der Rechtsvert­eidiger erstmals seit dem 14. Mai 2016 für den FCA.

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