Opare hat seine Zukunft selbst in der Hand
Fußball Bundesliga Der Rechtsverteidiger galt beim FC Augsburg als grandioser Fehleinkauf. Nach zwei schwierigen Jahren scheint dem 26-Jährigen unter Trainer Manuel Baum ein Neustart zu gelingen
Vielleicht begann die Zukunft von Daniel Opare, 26, beim FC Augsburg, als es schien, als hätte der Rechtsverteidiger beim Bundesligisten gar keine mehr. Mitte Dezember löste Manuel Baum Dirk Schuster als Trainer ab. Daniel Opare war da schon vom Training freigestellt. Danach wurde Opare an den RC Lens verliehen. So konnte Baum im Sommertrainingslager ganz unvoreingenommen seine eigene Sicht auf den bis dato als Problemprofi eingestuften Opare gewinnen.
Und das tat der ehemalige Realschullehrer auch. Sein Fazit nach fast drei Monaten: „Er hat alles angenommen, was man ihm gesagt hat. Er war demütig, hat Gas gegeben und hat auch in den Vorbereitungsspielen bis auf einen Aussetzer richtig gut gespielt.“Deswegen war es für Baum auch keine Frage, dass Opare gegen Köln den verletzten Raphael Framberger auf der rechten Abwehrseite ersetzte.
Und Opare nutzte seine Chance. Er spielte konzentriert, hielt sich an die taktischen Vorgaben des Trainers und darum auch in den Offensivaktionen zurück. Baum sagte: „Für mich war wichtig, dass er erst mal den Defensivpart seriös angenommen hat. Er hat lange nicht gespielt und da ist es mir lieber, er konzentriert sich auf einen Schwerpunkt, als wie wenn er vier, fünf Sachen gleichzeitig machen will. Das kommt noch. Er hat noch einige Luft nach oben.“
Dennoch könnte es ein Neubeginn für Opare sein. Er ist von Baum begeistert: „Der Trainer ist unglaublich, er versucht alle Spieler zu verstehen und jedem von uns die gleiche Chance zu geben. Er spricht sehr viel mit mir. Ich fühle mich glücklich und als ein Teil des Teams.“Wohl erstmals seit seinem Wechsel 2015 vom FC Porto zum FCA. Ablösefrei. Ein Schnäppchen, dachten sich Manager Stefan Reuter und Chefscout Stephan Schwarz und statteten ihn mit einem Dreijahresvertrag aus. Schließlich hatte Opare noch 2014 bei der WM für Ghana gespielt. Wenn auch nur ein Spiel. Er verletzte sich dabei, die WM war vor dem Aufeinandertreffen mit Deutschland für ihn vorbei.
Doch schon beim ersten Training verletzte er sich schwer. Er fiel lange verletzt aus. Danach fanden der FCA und Opare nie mehr so richtig zueinander. Weder unter Trainer Markus Weinzierl noch unter dessen Nachfolger Dirk Schuster.
Beide konnten es nicht richtig mit dem stolzen Ghanaer, der es ihnen auch nicht leicht machte. Opare trainierte schlecht, schmollte oft. Er hatte wohl auch seine Situation beim FCA unterschätzt. „Als ich nach Augsburg kam, war Paul Verhaegh hier. Er war ein sehr guter Spieler und er war Kapitän. Das war eine schwierige Situation für mich, ich musste hinten anstehen und warten. Das war nicht leicht“, blickt er gestern beim Medientermin zurück.
Dazu verhielt er sich auch unprofessionell. Als er einmal spielen sollte, verschlief er vor dem Abschlusstraining. Als sein Vater starb, reiste er ohne sich abzumelden nach Ghana. Er war ein paar Tage verschollen. Dann kamen Ende 2016 auch noch private Probleme dazu. Opare wechselte darum nach Lens, um seiner Familie in Paris näher zu sein. Nach nur vier Punktspielen schien das Kapitel Bundesliga beendet. Er galt als grandioser Fehleinkauf.
Doch das ist alles Vergangenheit, beteuert Opare: „Man lernt aus seinen Fehlern, das ist das Leben, ein Prozess und man wird auch erfahrener, wenn man älter wird.“Jetzt will er das Vertrauen von Baum und das seiner Mitspieler mit Leistung zurückzahlen.
Darum kam für ihn auch ein Wechsel in der Sommerpause nicht infrage. Der englische Zweitligist Birmingham City FC soll Interesse gezeigt haben. „Ich habe hier Vertrag und wenn der Trainer mit mir glücklich ist und ich mich mit meinen Mitspielern gut verstehe, warum sollte ich wechseln? Das hier ist Bundesliga, eine der größten Ligen der Welt. Welcher Spieler wäre nicht stolz, hier zu spielen.“
Opare hat realisiert, was für eine große Chance er beim FCA hat und was er dafür tun muss. Er sagt: „In der Bundesliga musst du bei jedem Training physisch und mental bereit sein, alles zu geben und auch zu liefern. Wenn du auf dem Platz stehst, füllst du diese Intensität. Ich liebe es, in der Bundesliga zu spielen.“
Gegen Köln deutete er an, dass er das durchaus kann. Auch mit taktischer Disziplin. „Meine Hauptaufgabe ist es zu verteidigen. Viele vergessen das. Wenn wir kein Gegentor bekommen, haben wir einen guten Job gemacht. Natürlich gehe ich auch gerne in die Offensive mit, aber das ist ein Bonus für mich.“
Opare scheint gelernt zu haben. Sein Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Vielleicht hat er doch noch eine Zukunft in Augsburg. Der 26-Jährige hat es selbst in der Hand.