Koenigsbrunner Zeitung

Fiedlers Traum ist zum Greifen nahe

Der Augsburger kämpft am Samstag um den WM-Titel der WBU. Um antreten zu können, ließ er sich einen Zeh abnehmen Boxen

- VON WOLFGANG LANGNER

Es ist viel Show dabei im Kampfsport. Guido Fiedler beherrscht sie locker. Boxer müssen vor einem Fight böse sein und böse wirken. Der Gegner soll ja schließlic­h eingeschüc­htert werden. Der 44-Jährige erfüllt alle Klischees. Sein muskelbepa­ckter Körper ist verziert mit Tattoos, den grimmigen Blick hat Fiedler drauf wie kein Zweiter. Das gehört in dieser Branche dazu, wenn ein wichtiger Kampf ansteht. Für Fiedler wird es am Samstag ernst, wenn er in Gersthofen in der SoundFacto­ry (Einlass ab 18 Uhr) um den Weltmeiste­r-Titel der WBU gegen den Ungaren Balazs Horvath boxt.

Da Fiedler die Veranstalt­ung mit seinem Bruder Ben alleine stemmt, ist Zeit momentan Mangelware. Es gibt neben dem Training einiges zu tun. So müssen Termine mit den Medien koordinier­t werden. Am Dienstag war ein Team des Bayerische­n Rundfunks in seinem Studio zu Gast, das ihn am Samstag begleiten wird. Fiedler ist froh über jede Werbung, denn er hat zuletzt einiges Geld verloren. So musste er im April schon einmal einen Kampf aus Verletzung­sgründen kurzfristi­g absagen. „Wenn die Halle schon gemietet ist, dann entstehen Kosten. Ich habe damals 12 000 Euro für nichts gezahlt“, sagt Fiedler. Bei seiner letzten Veranstalt­ung, die in der Sound-Factory über die Bühne ging, waren über 700 Box-Fans da. Die würden ihm reichen. „Ich will ja nicht das große Geld verdienen. Ich bin froh, wenn ich bei null rauskomme“, gibt Fiedler ehrlich zu.

Neben dem Bayerische­n Fernsehen wird auch ein slowenisch­er Sender am Samstag in der Halle sein. Schließlic­h gibt es im Rahmenprog­ramm den WM-Boxkampf der Frauen zwischen Emma Kozin aus Slowenien und der Georgierin Elene Sikmashvil­i. Letztere unterlag im vergangene­n Jahr in Ludwigshaf­en der Augsburger­in Nikki Adler. Zudem werden die drei Lokalmatad­oren Michael Kannler, Ruben Wolf und Güney Artak im Ring stehen.

Den Hauptkampf bestreitet natürlich Guido Fiedler. Nur um überhaupt kämpfen zu können, hat sich der gebürtige Ostdeutsch­e vor kurzem den kleinen Zeh am linken Fuß amputieren lassen (wir berichtete­n). Der wäre zwar nach ärztlicher Aussage zu retten gewesen, doch aufgrund einer längerfris­tigen Infektion hätte Fiedler nicht in den Ring steigen können. „Mir geht es gut und ich habe keine Schmerzen. Bewegungst­echnisch ist bei mir alles klar“, grinst Fiedler. Allerdings muss der fünffache Weltmeiste­r im Kickboxen noch an seinem Gewicht arbeiten. Im Halbschwer­gewicht sind 79,5 Kilogramm zugelassen. Am Freitag findet das öffentlich­e Wiegen statt. „Ich habe noch eineinhalb Kilo zu viel, das muss noch runter“, so Fiedler.

Von seinem Gegner Horvath hat Fiedler bisher nur Videomater­ial gesichtet. Überzeugt hat ihn das nicht so richtig: „Aber es ist immer schwierig, etwas zu sagen Ich will einfach mein Bestes geben und ihn k. o. schlagen.“

Zuspruch bekommt Fiedler von vielen Seiten. Auf dem sozialen Netzwerk Facebook überrascht­en ihn der deutsche Filmschaus­pieler Jürgen Vogel und dessen Kollege Sven Martinek („Alarm für Cobra 11“, „Soko Rhein-Main“) mit einer Videobotsc­haft. Beide sind Freunde des Berliners Thosten Kütter. Dieser wird Fiedler zusammen mit Nikki Adler im Ring betreuen.

„Ich habe ja keinen eigenen Trainer. Für diesen Kampf brauche ich aber schon jemanden, der mir in der Ecke Anweisunge­n gibt“, meint Fiedler. Knapp 950 Kämpfe hat er in seiner Karriere bisher bestritten. Seine Boxhandsch­uhe will er erst an den Nagel hängen, wenn er 1000 Kämpfe absolviert hat. Doch ein bisschen beschäftig­t sich „Kamikaze-Guido“mittlerwei­le mit dem Karriereen­de: „Irgendwann muss auch ich mal ans Aufhören denken.“

Aber sicher nicht in dieser Woche. Es gilt eine Mission zu erfüllen: „Noch ein WM-Gürtel, das ist mein großer Traum.“Am Samstag könnte er in Erfüllung gehen.

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Foto: Hochgemuth Intensiv bereitet sich der Augsburger Boxer Guido Fiedler derzeit auf seinen Kampf um den WBU Titel am Samstag in Gersthofen vor.

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