Aktualität ist der Feind des Kinos
Wie gut, dass es das Fernsehen gibt. Denn die Flimmerkiste entlastet das Kino ungemein. Anfangs war der häusliche Bildschirm vielleicht noch eine Konkurrenz zum Lichtspieltheater. Aber ihre Rivalität hat sich längst entspannt. Im Ernst muss sich kein Kinochef mehr sorgen, dass ein Film wertlos werden könnte, wenn er auch im Fernsehen ausgestrahlt wird. Ein solches überwältigendes Erlebnis wie auf der Kinoleinwand (und im Kinosaal) kann Television niemals bieten. Und wenn der Flachbildschirm die halbe Wand ausfüllt.
Sprechen wir stattdessen von der Aktualität, hinkt das Kino dem Fernsehen allemal hinterher. Und das ist gut so. Bis ein gescheiter Kinofilm zur Vorführung gelangt, vergehen Monate in der Produktion. Von der leidigen Betteltour für seine Finanzierung ganz zu schweigen. In der Zwischenzeit wird der Stoff immer wieder geknetet – in der Erwartung, dass dieser werdende Film immer besser wird. Der Stoff durchläuft kritische Instanzen, seine Dramaturgie wird optimiert, seine Besetzung formiert sich, seine Drehorte schälen sich heraus …
Schnellschüsse vertragen sich nicht mit dieser Prozedur. Wer’s trotzdem probiert, riskiert, auf die Nase zu fallen. Wie dieser Tage die Wahl-Satire „Das schaffen wir schon“von Andreas Arnstedt. Er setzt sieben Politiker in einer Talkshow einer handfesten Geiselnahme durch eine Hartz-IV-Verbitterte aus und jagt in Art einer Screwball-Komödie die Handlung in die absurdesten Wendungen, bis am Schluss alles und nichts mehr glaubwürdig ist. Die Idee wird alsbald zur Routine, die parodierten Politiker werden immer blasser. Überdruss macht sich breit. Kein Hahn wird mehr danach krähen nach der Bundestagswahl am 24. September – zumal schon jetzt manche Figur von der Wirklichkeit überholt ist.