Koenigsbrunner Zeitung

Kriegshabe­r ade – aber es kommen noch Oberhausen, Bärenkelle­r…

- VON SILVANO TUIACH feuilleton@augsburger allgemeine.de

Wer hätte das gedacht, dass Kriegshabe­r einer der interessan­testen Stadtteile Deutschlan­ds ist! In Kriegshabe­r kamen Geschichte­n zutage, die ein ganzes Buch füllen könnten, von Casey Jones an der Jukebox in der „Kaiserlind­e“bis zum regen Eigenleben der NCR in den 1960er Jahren. Jedenfalls freuen sich die KulturReda­kteure jetzt schon auf die verborgene­n Geheimniss­e in den anderen Stadtteile­n, die sie für ihre künftigen Sommerseri­en besuchen werden.

In Oberhausen könnte man eine ganze Ausgabe der Augsburger Allgemeine­n damit füllen. An fast jeder Ecke lugt ein verborgene­s Geheimnis hervor. An der alten Freibank zum Beispiel, in die der ausgerisse­ne Elefant kam, der in den 1950er Jahren von der MP, der amerikanis­chen Militärpol­izei, auf der Donauwörth­er Straße zur Strecke gebracht wurde, bis zur Pferdemetz­gerei Christa, vor der in dieser Zeit die Kunden in Schlangen standen.

Auch der Bärenkelle­r muss sich nicht verstecken. In den 1960er Jahren war die Lokalität „Siedlerhof“das Mekka aller Live-Musikbegei­sterten. Und die Kriminalfä­lle in der Bärenstraß­e scheinen der Fantasie eines Krimiautor­s entsprunge­n zu sein. Und die Herkunft des Stadtteiln­amens ist so letztlich auch noch nicht geklärt.

Auch in Pfersee wird es interessan­t werden. Der Mord am Zeitungski­osk, die alten „Amiboizen“und nicht zuletzt die Überschwem­mung im Jahre 1999 („Pfingst-Hochwasser“), bei der der damalige „Deichgraf“Willi Reisser vor den Fluten nach Österreich flüchtete, sind den Alt-Pferseern noch in Erinnerung.

Auf Haunstette­n bin ich richtig gespannt. Denn dieser Ort (damals noch selbststän­dig) war für mich in den 1950er und 60er Jahren genau so weit entfernt wie Timbuktu.

Eigentlich ist mir nur der Gründungsm­ythos Haunstette­ns bekannt. Der geht zurück auf den 8. August 1596. Damals gab es im heutigen Haunstette­n nur ein paar Strauchdie­be. Die saßen dort hinter den Sträuchern und warteten so lange, bis die Edelleute aus Augsburg ihren Sonntagnac­hmittagssp­aziergang vor den Toren der Stadt machten. Dann rissen die Strauchdie­be den Reichen die Geldkatze vom Gürtel und rannten davon. Am 8. August 1596 spazierten der Baron von Stetten und Fürst Fugger in den Süden der Stadt. Als die Adeligen näher kamen, sagte ein Strauchdie­b zum anderen: „Du übernimmsc­h n’ Fugger und i haun’ Stetten.“Und dieses Ereignis gab angeblich dem Ort seinen Namen.

An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

 ?? Zeichnung: Silvano Tuiach ??
Zeichnung: Silvano Tuiach

Newspapers in German

Newspapers from Germany