Hotelturm wächst um neun Meter
Mit einem Lastenhubschrauber wurde eine zwei Tonnen schwere Verlängerung des Mastes nach oben geflogen. Was für den Piloten die größte Herausforderung war
Augsburgs höchster Punkt liegt seit Mittwoch auf 167 Metern. Die Antenne des Hotelturms wurde am Mittwochvormittag in einer spektakulären Aktion mit einem Lastenhubschrauber um neun Meter erhöht. Hintergrund ist, dass auf dem vor sechs Jahren erneuerten Mast kein Platz für eine Antenne für das neue digitale Antennenfernsehen DVB-T2 mehr war.
Der Kunststoffzylinder mit der Sendeantenne im Inneren wurde am Seil von einem Lastenhubschrauber in die Höhe geflogen. Mit ihrem Doppelrotor kann die Maschine eines Schweizer Spezialunternehmens bis zu fünf Tonnen nach oben hieven. Eine mehrköpfige Monteursmannschaft kletterte im Inneren der Antenne nach oben und schraubte das Bauteil mit 35 Bolzen fest, nachdem Pilot Martin Nüssli das neue Antennenmodul in Zentimeterarbeit auf den bestehenden Mast gesetzt hatte. „Ich brauche per Funk genaue Anweisungen von den Kollegen auf der Antenne, was die Höhe betrifft. Ich kann von oben nicht sehen, wie viel Platz ich nach unten habe“, so Nüssli. Damit er sich voll aufs Fliegen konzentrieren kann, hat er im Cockpit einen Helfer dabei, der auf die Instrumente schaut.
Nüssli hatte am Mittwochmorgen noch im schweizerischen Davos einen Einsatz, bevor er mit der Mannschaft nach Augsburg flog. Neben Antennenmasten zählen Seilbahnen zum Hauptgeschäft der Firma. Wegen des starken Windes – am Vormittag lag der Durchschnitt bei mehr als 30 Kilometern pro Stunde – waren teils mehrere Anläufe nötig, bis das Antennenmodul und die 40 Meter langen armdicken Kabel an ihrem Platz waren. Speziell das Einfädeln der durch den Wind schaukelnden Kabel in das Mastrohr mit etwa eineinhalb Meter Durchmesser war eine Herausforderung. Aus der Öffnung der Mastspitze angelten Monteure in mehr als 150 Metern Höhe nach den am Hubschrauber hängenden Kabelenden, um sie in den Mast zu ziehen. Man sei es aber gewohnt, unter solchen Bedingungen zu arbeiten, so Nüssli. „Solange der Wind einigermaßen gleichmäßig und nicht in Böen kommt, geht es.“Nach zweieinhalb Stunden war der Auftrag erledigt.
Fünfmal flog Nüssli nach oben, weil auch die oberste Antennenspitze mit den roten Warnlichtern ganz am Anfang abgenommen und ganz am Schluss wieder aufgesetzt werden musste. Im Inneren der mannshohen Spitze ist eine Art Pendel aufgehängt, das verhindert, dass der Mast bei starkem Wind das Schwingen anfängt.
Nötig ist die Erhöhung, weil auf dem zuvor rund 40 Meter hohen Mast kein Platz mehr für weitere Antennen war. Von dort aus werden elf UKW-Radioprogramme und rund 50 Digital-Hörfunkprogramme (DAB+) sowie Fernsehen abgestrahlt. Zum Schutz der Monteure war die Sendeleistung während der Aktion gedrosselt. Das neue Antennenmodul soll im April in Betrieb gehen, so Robert Widmann, Projektleiter beim Antennenbetreiber Bayern Digital Radio. Eine Montage mit dem Kran, so Widmann, wäre angesichts der Platzverhältnisse nicht machbar gewesen.
DVB-T2 ersetzt den bisherigen DVB-T-Standard. Betroffen sind davon nur Fernsehzuschauer, die Fernsehen terrestrisch über Antenne empfangen. Wer über Satellit oder Kabel schaut, auf den kommen keine Änderungen zu.
Der Antennenmast war vor sechs Jahren erneuert worden. Sein rotweiß gestreifter Vorgänger stand um die 20 Jahre auf dem Hotelturm. In seiner Anfangszeit hatte der 1972 gebaute Hotelturm (die reine Gebäudehöhe liegt bei 118 Metern) eine niedrigere graue Antenne. Bei uns im Internet Eine Bildergalerie und ein Video finden Sie unter: augsburger allgemeine.de