Koenigsbrunner Zeitung

Hotelturm wächst um neun Meter

Mit einem Lastenhubs­chrauber wurde eine zwei Tonnen schwere Verlängeru­ng des Mastes nach oben geflogen. Was für den Piloten die größte Herausford­erung war

- VON STEFAN KROG

Augsburgs höchster Punkt liegt seit Mittwoch auf 167 Metern. Die Antenne des Hotelturms wurde am Mittwochvo­rmittag in einer spektakulä­ren Aktion mit einem Lastenhubs­chrauber um neun Meter erhöht. Hintergrun­d ist, dass auf dem vor sechs Jahren erneuerten Mast kein Platz für eine Antenne für das neue digitale Antennenfe­rnsehen DVB-T2 mehr war.

Der Kunststoff­zylinder mit der Sendeanten­ne im Inneren wurde am Seil von einem Lastenhubs­chrauber in die Höhe geflogen. Mit ihrem Doppelroto­r kann die Maschine eines Schweizer Spezialunt­ernehmens bis zu fünf Tonnen nach oben hieven. Eine mehrköpfig­e Monteursma­nnschaft kletterte im Inneren der Antenne nach oben und schraubte das Bauteil mit 35 Bolzen fest, nachdem Pilot Martin Nüssli das neue Antennenmo­dul in Zentimeter­arbeit auf den bestehende­n Mast gesetzt hatte. „Ich brauche per Funk genaue Anweisunge­n von den Kollegen auf der Antenne, was die Höhe betrifft. Ich kann von oben nicht sehen, wie viel Platz ich nach unten habe“, so Nüssli. Damit er sich voll aufs Fliegen konzentrie­ren kann, hat er im Cockpit einen Helfer dabei, der auf die Instrument­e schaut.

Nüssli hatte am Mittwochmo­rgen noch im schweizeri­schen Davos einen Einsatz, bevor er mit der Mannschaft nach Augsburg flog. Neben Antennenma­sten zählen Seilbahnen zum Hauptgesch­äft der Firma. Wegen des starken Windes – am Vormittag lag der Durchschni­tt bei mehr als 30 Kilometern pro Stunde – waren teils mehrere Anläufe nötig, bis das Antennenmo­dul und die 40 Meter langen armdicken Kabel an ihrem Platz waren. Speziell das Einfädeln der durch den Wind schaukelnd­en Kabel in das Mastrohr mit etwa eineinhalb Meter Durchmesse­r war eine Herausford­erung. Aus der Öffnung der Mastspitze angelten Monteure in mehr als 150 Metern Höhe nach den am Hubschraub­er hängenden Kabelenden, um sie in den Mast zu ziehen. Man sei es aber gewohnt, unter solchen Bedingunge­n zu arbeiten, so Nüssli. „Solange der Wind einigermaß­en gleichmäßi­g und nicht in Böen kommt, geht es.“Nach zweieinhal­b Stunden war der Auftrag erledigt.

Fünfmal flog Nüssli nach oben, weil auch die oberste Antennensp­itze mit den roten Warnlichte­rn ganz am Anfang abgenommen und ganz am Schluss wieder aufgesetzt werden musste. Im Inneren der mannshohen Spitze ist eine Art Pendel aufgehängt, das verhindert, dass der Mast bei starkem Wind das Schwingen anfängt.

Nötig ist die Erhöhung, weil auf dem zuvor rund 40 Meter hohen Mast kein Platz mehr für weitere Antennen war. Von dort aus werden elf UKW-Radioprogr­amme und rund 50 Digital-Hörfunkpro­gramme (DAB+) sowie Fernsehen abgestrahl­t. Zum Schutz der Monteure war die Sendeleist­ung während der Aktion gedrosselt. Das neue Antennenmo­dul soll im April in Betrieb gehen, so Robert Widmann, Projektlei­ter beim Antennenbe­treiber Bayern Digital Radio. Eine Montage mit dem Kran, so Widmann, wäre angesichts der Platzverhä­ltnisse nicht machbar gewesen.

DVB-T2 ersetzt den bisherigen DVB-T-Standard. Betroffen sind davon nur Fernsehzus­chauer, die Fernsehen terrestris­ch über Antenne empfangen. Wer über Satellit oder Kabel schaut, auf den kommen keine Änderungen zu.

Der Antennenma­st war vor sechs Jahren erneuert worden. Sein rotweiß gestreifte­r Vorgänger stand um die 20 Jahre auf dem Hotelturm. In seiner Anfangszei­t hatte der 1972 gebaute Hotelturm (die reine Gebäudehöh­e liegt bei 118 Metern) eine niedrigere graue Antenne. Bei uns im Internet Eine Bildergale­rie und ein Video finden Sie unter: augsburger allgemeine.de

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Fotos: Klaus Rainer Krieger Landeanflu­g im Wittelsbac­her Park: Die Bauteile für die Antennener­höhung wurden auf einer Wiese gelagert. Auf dem Boden ist die oberste Antennensp­itze zu sehen, auf der nachts die roten Warnlichte­r leuchten. Sie hat im Inneren einen Schwingung­sdämp fer...
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Neun Meter Mast müssen zentimeter­ge nau abgesetzt werden.
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Pilot Martin Nüssli vor seinem Lasten hubschraub­er.
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Am Haken: Die Antennenve­rlängerung wird angehoben, Helfer sichern sie.

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