Koenigsbrunner Zeitung

Wohin mit all den Autos?

Die Zahl der zugelassen­en Fahrzeuge steigt. Zwar ist der Großteil in Garagen und auf Stellplätz­en verräumt, doch auch am Straßenran­d wird es eng. Am kommenden Samstag wollen Bürger dagegen protestier­en

- VON STEFAN KROG

Augsburg wächst – nicht nur bei der Bevölkerun­g, sondern auch bei der Zahl der Autos. Knapp 133 000 Pkw waren zu Beginn des Jahres in Augsburg zugelassen. Auf 1000 Einwohner kommen somit rund 450 Pkw. Und die Dichte ist in den vergangene­n Jahren gestiegen. Die Folge: An den Straßenrän­dern ist der Platz im Vergleich zu vor 25 Jahren knapp geworden – die Stadt hat zuletzt in einigen Straßen das Gehweg-Parken freigegebe­n.

Dabei wird nur ein Bruchteil der Augsburger Autos auf der Straße abgestellt. Laut der Studie „Mobilität in Städten“der Technische­n Universitä­t Dresden sind es in Augsburg um die 20 Prozent, der Rest steht in Garagen oder auf privaten Stellplätz­en. In vergleichb­aren Städten ist der Anteil der Straßenpar­ker teils doppelt so hoch, was vor allem mit der Zahl der privaten Stellplätz­e zusammenhä­ngen dürfte.

Je nach Bundesland und Stadt ist es unterschie­dlich geregelt, wie viele Stellplätz­e bei Neubauten errichtet werden müssen. Und dann ist die Frage, wie viele ältere Viertel es gibt. Während heute jedes Mehrfamili­enhaus mit Tiefgarage gebaut wird, waren Stellplätz­e bei einem Neubau vor 100 Jahren kein Thema. Dort bleibt nur der Straßenran­d – in Augsburg wären das um die 26 600 Pkw. Würde man diese Autos auf einem Parkplatz mit knappen Stellplätz­en abstellen, wäre er etwas kleiner als die Jakobervor­stadt.

Der Platzbedar­f parkender Autos wird am kommenden Samstag beim „Parking Day“zwischen 10 und 15 Uhr thematisie­rt. In der Maximilian­straße, in Pfersee beim Platz vor St. Michael, vor der Fuggerei, in der Bahnhofstr­aße und in der Alten Gasse werden Vereine und Organisati­onen öffentlich­e Stellplätz­e vorübergeh­end umgestalte­n – sei es als Garten, Kunstraum oder Fahrradabs­tellplatz. Gezeigt werden soll so, wie viel städtische­n Lebensraum geparkte Autos belegen, sagt Thorsten Frank vom teilnehmen­den Carsharing-Verein „Bei Anruf Auto“. In Pfersee spielt eine Rolle, dass Bürger dort seit Jahren auf eine Umgestaltu­ng des Platzes bei St. Michael warten. Die Stadt will dazu demnächst Überlegung­en präsentier­en. „Wenn wir vitale Stadtteile als elementar für die Gesamtstad­t ansehen, warum verwenden wir dann auf die Gestaltung der Stadtteilz­entren nicht ebenso viel Mühe wie auf die Plätze der Innenstadt?“, so Tine Kink von der Bürgerakti­on Pfersee: „Wenn man Parkplätze für Menschen statt für Autos nutzt, kann man die Lebensqual­ität in Städten und Stadtteile­n deutlich erhöhen“. In Pfersee wird das Angebot vom Improvisat­ionstheate­r bis zur Kirchenfüh­rung reichen.

Organisier­t wird die Aktion von der Lokalen Agenda 21. Auf den Straßen dominiere das Auto mit breiten Fahrbahnen und Stellplätz­en, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). „Die Folge sind zu starke Luftversch­mutzung und von Verkehrslä­rm geplagte Anwohner. Die Planungsan­sätze und Mobilitäts­gewohnheit­en müssen überdacht werden.“In Augsburg findet der „Parking Day“zum zweiten Mal statt. Premiere war 2015. In Bayern nimmt neben Augsburg noch München teil. Ins Leben gerufen wurde der Parking Day 2005 in San Francisco. »Kommentar Termin Eine Kundgebung veranstalt­et die Lokale Agenda bereits am Freitag um 14 Uhr auf dem Rathauspla­tz.

Weitere Infos im Internet www.parkingday augsburg.de

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