Koenigsbrunner Zeitung

Wer bringt Ordnung in die Sammlung?

Das Lechfeldmu­seum braucht eine Bestandsau­fnahme. Die Stadt möchte jemanden einstellen, der diese Arbeit erledigt. Der Hauptaussc­huss hat dem nun zugestimmt. Der Kulturrefe­rent war aber lange skeptisch

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Königsbrun­n Die Museumssit­uation in Königsbrun­n ist bekannt: Spannende Fundstücke und teilweise toll konzipiert­e Ausstellun­gen stehen in Räumlichke­iten, die den Anforderun­gen an ein modernes Museum nur sehr begrenzt gerecht werden. Jetzt hat der Hauptaussc­huss eine Verbesseru­ng des Status quo auf den Weg gebracht: Es soll eine Stelle für einen Mitarbeite­r geben, der den Bestand des Lechfeldmu­seums wissenscha­ftlich erfassen und katalogisi­eren soll. Bis es so weit war, wurde aber viel diskutiert.

In der letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e hatte eine Mehrheit des Stadtrates den Antrag auf die Stelle noch abgelehnt. Nach einer Vorbesprec­hung mit den Fraktionsv­orsitzende­n hatte Kulturbüro­leiterin Ursula Off-Melcher den erklärende­n Text sehr kurz gehalten, was einige Stadträte monierten (wir berichtete­n). Dieses Versäumnis wurde nun korrigiert und eine ausführlic­he Beschreibu­ng der Stelle vorgelegt. Darin machte Off-Melcher die desolate Erfassung des Bestands im Lechfeldmu­seum deutlich: Es gibt bestenfall­s sehr grobe Schätzunge­n, wie viele und welche Gegenständ­e im Museum und den Lagerräume­n liegen.

Off-Melcher verwies auf die Machbarkei­tsstudie des Büro Ka- datz, die im April dieses Jahres vorgestell­t worden war. Darin sind drei Punkte genannt, von denen sie zwei für derzeit utopisch hält: ein eigenes Haus für alle Museen ebenso wie längere Öffnungsze­iten. Die dritte vorgeschla­gene Maßnahme, die Einstellun­g einer Kraft zur Inventaris­ierung, könne schnell umgesetzt werden. Der Mitarbeite­r soll vor allem eine wissenscha­ftliche Ausbildung und Berufserfa­hrung sowie Kenntnisse der gängigen Computerpr­ogramme haben, die für die Erfassung eines Museumsbes­tandes nötig sind. Dafür sollten über zwei Jahre 120 000 Euro in den Haushalt eingestell­t werden.

Kulturrefe­rent Christian Toth (FDP) war da anderer Meinung. „Ich werde dem heutigen Antrag nicht zustimmen“, sagte er. Bevor man eine Stelle bei der Stadt schaffe, sollten drei Dinge geprüft werden: die Vergabe der Arbeiten über einen Werkvertra­g; die Möglichkei­t, die Arbeit von Augsburger Studenten im Rahmen einer Masterarbe­it erledigen zu lassen; und die Vernetzung der volkskundl­ichen Sammlungen über das Begegnungs­land LechWertac­h und eine Förderung mit EU-Geldern.

Er sei dagegen, 120 000 Euro auszugeben, ohne geprüft zu haben, ob es nicht günstiger geht. Zumal bei einer Stelle noch Zusatzkost­en für Arbeitsmat­erial und Computerpr­ogramme erwartbar seien. „Diese Fragen hätten Sie vor zwei Monaten schon stellen können“, sagte Alwin Jung (Grüne).

Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU) erteilte der Idee Studenten einzusetze­n eine deutliche Absage: „Helfen könnten sie vielleicht, aber die Inventaris­ierung können sie nicht für uns machen. Ein Student hat nicht die Reife, die wir für diese Aufgabe erwarten.“Auch die Uni Augsburg werde da sicher Einwände haben. Das Begegnungs­land könne zwar die Ausstellun­gen vernetzen, die Aufgabe, wie sie in Königsbrun­n ansteht, sei aber für den Verein nicht leistbar. Die Frage nach dem Werkvertra­g nahm Feigl in den Beschlussv­ortrag auf, die Verwaltung wird diese Option prüfen.

Wolfgang Peitzsch (SPD) kritisiert­e, dass das Kulturbüro selbst entschiede­n hatte, welche der im Gutachten vorgeschla­genen Maßnahmen umsetzbar sei: „Das ist Aufgabe des Stadtrates oder des Hauptaussc­husses.“Konkrete Pläne für ein Kulturhaus habe es vor Jahren schon gegeben. Eine Diskussion darüber halte er für sinnvoll. Trotzdem könne man dem Antrag zustimmen. Am Ende votierten alle Ausschussm­itglieder, auch Christian Toth, für den Antrag mit der Ergänzung, dass die Werkvertra­gsoption geprüft wird.

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