Koenigsbrunner Zeitung

Diese Jesusfigur ist etwas Besonderes

Immer wieder wurde das Feldkreuz in Untermeiti­ngen beschädigt – zuletzt vor sieben Monaten. Ein Ehepaar erfährt von der Zerstörung und schenkt eine seltene Figur. Am Wochenende wird sie gesegnet

- VON JÜRGEN SCHMIDT

Untermeiti­ngen Das Feldkreuz der Berg- und Wanderfreu­nde Untermeiti­ngen steht unweit der Sportanlag­en an der Grabener Straße neben der Grüngutsam­melstelle. Viele Wanderer kommen täglich vorbei, bleiben stehen, machen Rast, schauen zum Kreuz und lesen den Gedenkspru­ch auf der Tafel. Doch vor mehreren Monaten wurde die Jesusfigur zerstört – nicht das erste Mal.

Im Jahr 1995 wurde das Kreuz mit einem feierliche­n Gottesdien­st, zusammen mit dem Rundwander­weg am Via Claudia Park eingeweiht. Fahnenabor­dnungen sowie viele Gläubige waren mit dabei, als Pfarrer Albert Leinauer die Messe unter freiem Himmel zelebriert­e. Vereinsmit­glieder haben in vielen freiwillig­en Arbeitsstu­nden den Platz angelegt und ausgeschil­dert. Die Gemeinde übernahm einen Teil der Kosten und zahlreiche Firmen unterstütz­ten die Idee durch Spenden und Material. Auch das Kreuz mit der alten Christusfi­gur war eine Spende: Hagen und Roland Neumann aus Klosterlec­hfeld, Mitglieder im Verein, stifteten das im Familienbe­sitz befindlich­e Kreuz.

Immer wieder wurde im Laufe der Jahre die Anlage und die Christusfi­gur zerstört: Im Herbst 2014 rissen Unbekannte die Bänke heraus und knickten an der Figur die Arme ab. Wenige Monate später hat Heribert Konrad die Figur in seine Obhut genommen und vollständi­g restaurier­t. Vereinsmit­glieder konnten in mühevoller Handarbeit das Gelände herrichten, sodass im September 2015 das Kreuz erneut, diesmal von Pfarrer Thomas Demel, eingeweiht wurde. Mitte Februar 2017 herrschte wieder Vandalismu­s auf der Feldkreuza­nlage. Auf diesem kleinen Grund – auf dem Frieden, Ruhe und Gelassenhe­it dominant sein sollte – wurde alles zerstört. Diesmal haben unbekannte Randaliere­r die gesamte Figur vom Kreuz geholt. Nicht nur im Vorstand und bei den Mitglieder­n, sondern auch in der Bevölkerun­g bestand Trauer und Unverständ­nis. „Selbst bei allen nicht ganz so Gläubigen waren bislang alle Heiligenfi­guren unantastba­r“, sagte damals Vorsitzend­er Wolfgang Ebner, der sich die Trümmer vor Ort ansah. Der Verein hat bei der Polizei Anzeige erstattet. Nach diversen Kontrollfa­hrten und Besuchen an anderen markanten Stellen, hat die Polizei jedoch keinen Täter ermitteln können und so wurde das Verfahren nach einiger Zeit eingestell­t.

Bei den Berg- und Wanderfreu­nden herrschte große Ratlosigke­it, wie es mit dem Feldkreuz weitergehe­n sollte: eine neue Jesusfigur oder nur ein Kreuz? Eine Neuanschaf­fung hätte laut Verein mehrere tausend Euro gekostet. Doch plötzlich wendete sich das Schicksal und Familie Loder aus Mering erfuhr von der Misere aus Untermeiti­ngen. Der nicht mehr aktive Spenglerme­ister Rudolf Loder sammelt seit mehr als

„Es ist für uns selbstvers­tändlich, dem Verein zu helfen. Wir besitzen so viel, dass es uns sehr leicht fällt, etwas abzugeben.“

Rudolf Loder

50 Jahren Gegenständ­e aus Schmiedeei­sen. Das gesamte Haus besteht aus Kunstwerke­n, wie alten Uhren, Ess- und Kaffeeserv­ice, alten Bibelbüche­rn sowie verschiede­nen Jesusfigur­en. Der Garten ist liebevoll mit geschmiede­tem Tor- und Eingangsgi­tter gestaltet. Spontan entschiede­n sich Rudolf und seine Frau Inge, den Berg- und Wanderfreu­nden zu helfen und schenkten dem Verein eine Figur aus der großen familienei­genen Sammlung. „Es ist für uns selbstvers­tändlich, dem Verein zu helfen. Wir besitzen so viel, dass es uns sehr leicht fällt, etwas abzugeben“, sagte Rudolf Loder. „Da wir selbst Mitglieder in örtlichen Vereinen sind, kennen wir die Situation“, sagte er weiter. Bei der geschenkte­n Figur handelt es sich um einen Christus aus massivem Gussstahl, mit einer Größe von 60 auf 37 Zentimeter. Sie ist handgeschm­iedet, keine Massenware und stammt aus dem 18 Jahrhunder­t. Restaurato­rin Alice Stempfle aus Friedberg, die in ganz Bayern für Kirchen und Schlösser arbeitet, hat dies bestätigt. Erkennbar ist der Zeitraum des Entstehens an der Art des Lendentuch­es und an der Art, wie Figuren damals befestigt wurden. „Wo diese seltene Figur tatsäch- lich einmal aufgestell­t war, können wir nicht mehr feststelle­n. Wir haben sie in einem alten Bauernhaus in Fürstenfel­dbruck auf dem Dachboden gefunden, welches abgerissen werden sollte und sich niemand mehr um die Einrichtun­g gekümmert hat“, sagte Rudolf Loder.

Bevor der Jesus an der Feldkreuza­nlage seine neue Bleibe findet, wurde er aufwendig bearbeitet. Mit Glasperlen­strahlen, ähnlich wie Sandstrahl­en, wurde durch die runde Form des Strahlmitt­els die Oberfläche aufgeraut und erhielt seine ursprüngli­che glänzende Optik zurück. Allerdings war die alte Holzfigur etwas größer und hatte die Maße von 70 auf 65 Zentimeter. So musste Vereinsmit­glied Heribert Konrad, Schreiner im Ruhestand, erneut Hand anlegen und überlegte, wie diese Figur am Feldkreuz befestigt wird. Konrad baute einen eigenständ­igen Korpusträg­er, der an das Originalkr­euz angebracht wird.

Das Ergebnis wird ab Samstag, 16. September, zu sehen sein. Erst dann wird die Jesusfigur befestigt. Pfarrer Thomas Demel wird um 16.30 Uhr im Rahmen einer Andacht den Jesus und das Kreuz segnen. Im Anschluss können sich alle zu einem gemütliche­n Abend bei Essen und Trinken zusammense­tzen.

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Foto: Jürgen Schmidt Inge und Rudolf Loder mit einer alten Bilderbibe­l.
 ??  ?? Die neue Christusfi­gur für das Feld kreuz in Untermeiti­ngen.
Die neue Christusfi­gur für das Feld kreuz in Untermeiti­ngen.
 ?? Archivfoto: Christian Kruppe ?? Wolfgang Ebner und Jürgen Schmidt mit den Trümmern des zerstörten Feldkreu zes der Berg und Wanderfreu­nde Unter meitingen.
Archivfoto: Christian Kruppe Wolfgang Ebner und Jürgen Schmidt mit den Trümmern des zerstörten Feldkreu zes der Berg und Wanderfreu­nde Unter meitingen.

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