Erst Klicks, dann Kreuzchen
Eltern, Freunde, Internet: So informieren sich die Erstwähler im Landkreis
Das Wahlrecht ist für mich eine Wahlpflicht – immerhin haben schon viele Menschen bei dem Kampf um dieses Recht ihr Leben gelassen. Deswegen finde ich es sehr schade, dass die Wahlbeteiligung in den letzten Jahren immer weiter gesunken ist. Ich möchte mit einem guten Beispiel vorangehen und am Sonntag, 24. September, zum ersten Mal wählen gehen. Für welche Partei ich mich entscheide, weiß ich noch nicht. Ich finde, das Problem ist, dass in den Medien überwiegend über die großen Parteien wie die CSU oder SPD berichtet wird. Deswegen informiere ich mich zur Zeit eher über kleinere Parteien, über die man sonst wenig erfährt. Ich denke, dass die Politik einen frischen Wind gebrauchen könnte. Eine Mischung aus einer älteren und erfahrenen Partei und einer mit neuen Ansätzen wäre perfekt.
Landkreis Augsburg Wie mir, der 20-jährigen Alisa Kollmannsperger aus Bobingen, geht es vielen Jugendlichen in der Region, die zum ersten Mal an die Wahlurne treten dürfen. Wir haben uns bei den Erstwählern im Landkreis Augsburg umgehört: Wie bereiten sich junge Erwachsene auf ihre Stimmabgabe vor? Wie informieren sie sich vor der Bundestagswahl?
Auch Alexander Lindner, 19 Jahre alt aus Heretsried, will am 24. September zum ersten Mal zur Wahl gehen. Er sei sich zwar noch nicht ganz sicher, was er wählen wird, doch manche Parteien könne er jetzt schon ausschließen, sagt er. Um sich einen besseren Einblick zu verschaffen, hat der junge Elektroniker noch vor, sich die Wahlprogramme einzelner Parteien anzuschauen. Generell interessiere er sich nicht besonders für Politik, doch vor den Wahlen findet er es wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und zu informieren. Für ihn ist klar, dass jeder wählen gehen sollte: „Es ist die einzige Möglichkeit, als Bürger Einfluss auf die Politik zu nehmen.“
Der 19-jährige Simon Rotter aus Biberbach sieht das genauso: „Sinn der Demokratie ist es doch, dass das Volk mitentscheiden kann.“Er selbst gibt zu, dass er sich noch nicht besonders mit dem Thema ausei- nandergesetzt hat. Doch er wolle sich auf jeden Fall noch vor den Wahlen über die Parteien und auch das Wahlsystem im Allgemeinen informieren. Denn seiner Meinung nach habe man dies in der Schule nicht intensiv genug besprochen. Einiges erklärten ihm aber auch seine Eltern, sagt Rotter. Dass diese einen Einfluss auf seine Wahl haben, dem widerspricht der 19-Jährige.
Die Studentin Daniela Reiter aus Gersthofen informiert sich größtenteils über die Medien, was die verschiedenen Parteien angeht. Hilfreich fand sie bisher die beiden TV-Duelle. Der größte Einfluss komme allerdings von ihrer Familie, sagt Daniela. Zusammen unterhalten sie sich oft über die verschiedenen Parteien, wägen ab, welche sie gut und welche weniger überzeugend finden.
Wie unser K!ar.Texter Jonas (siehe unten) habe sie sich mit dem Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung im Internet schlau gemacht. Im Anschluss habe sie sich dann über die vorgeschlagenen Parteien genauer informiert. Am Wahltag geht die 19-Jährige „auf jeden Fall“an die Urne: „Ich finde Wählengehen schon wichtig, schließlich entscheide ich dann mit, wie die Regierung in den nächsten Jahren sein wird.“
Für Student Philipp Baur aus Wehringen steht schon vor der Wahl eines fest: Er nimmt sein Recht wahr und geht wählen. „Ich wähle für frischen Wind in der Politik. Denn ohne mögliche Konkurrenz wird sich nichts ändern“, sagt der 19-Jährige. Das sei wie am freien Markt, auch dort sorge die Konkurrenz für höhere Qualität und bessere Preise. Philipp hat sich ausführlich über die Parteien informiert:
Nicht nur das TV-Duell habe er mitverfolgt, sondern regelmäßig Nachrichten geschaut, die offiziellen Seiten der Parteien durchforstet sowie in verschiedenen Fachzeitungen geblättert. Außerdem diskutiert er viel mit seiner Familie über politische Themen. Aber der Student findet nicht, dass die Meinung seiner Eltern Einfluss auf seine Entscheidung haben. Für wen er sich am Ende entscheidet, wisse er noch nicht, aber einen Favoriten habe er bereits.