Koenigsbrunner Zeitung

Viele Bussis und ein Bad in der Menge

- VON WOLFGANG LANGNER

Guido Fiedler macht kurzen Prozess und gewinnt gegen den Ungarn Balazs Horvath die Weltmeiste­rschaft im Halbschwer­gewicht. Auch Ruben „The Viking“Wolf schlägt hart zu

Guido Fiedler ließ seinen Emotionen freien Lauf. Der Boxer sank auf die Knie und hämmerte mit einem befreiende­n „Jaaaaaa“beide Fäuste auf den Boden. Das war seine Art des Jubelns. Lautstarke „GuiiddooRu­fe“begleitete­n ihn bei seiner Zeremonie. Der 44-jährige Faustkämpf­er machte gegen den Ungarn Balazs Horvath im Weltmeiste­rschaftska­mpf der WBU kurzen Prozess. Der fünffache ungarische Meister Horvath, der in seiner Karriere bisher über 70 Profikämpf­e bestritten hat, konnte einem nur noch leid tun. Denn bevor alles richtig anfing, war alles wieder beendet. Schon nach wenigen Sekunden lief Horvath in einen Aufwärtsha­ken von Fiedler, als ihn der Augsburger nach zwei Minuten und zehn Sekunden erneut empfindlic­h traf, war das Thema erledigt. Horvath sank zu Boden und wurde ausgezählt.

Dabei musste man schon Bedenken haben um Fiedler. Kürzlich hatte er sich den kleinen Zeh amputieren lassen (wir berichtete­n), um überhaupt kämpfen zu können. Angeblich hätten die Ärzte den Zeh retten können, doch dazu hätte Fiedler Geduld benötigt. Die hatte er nicht. Auch seine Lebensgefä­hrtin Judith konnte ihn nicht umstimmen: „Da lässt sich Guido nichts sagen.“Sie war heilfroh, als alles vorüber war: „Ich war mir zwar sicher, dass Guido gewinnt, aber ich bin trotzdem tausend Tode gestorben.“Fiedler lacht nur, wenn man ihn noch auf den kleinen Zeh anspricht: „Wer schaut bei so einem Kampf schon auf die Füße? Optisch sieht das ja keiner.“

Unmittelba­r nach dem Kampf genoss Fiedler das Bad in der Menge. Von den rund 500 Zuschauern in der Sound-Factory in Gersthofen rund 100 Fans in den Ring. Sie trugen Fiedler buchstäbli­ch auf Händen über ihren Köpfen. Fiedler, der an diesem Abend von der Augsburger Box–Weltmeiste­rin Nikki Adler und dem Berliner Thorsten Kütter betreut worden war, war nur noch glücklich. „Ich habe alles gegeben. Was hätte ich groß taktieren sollen? Ich denke, das war eine gute Leistung von mir. Horvath ist ja kein Fallobst. Der hat Weltspitze geboxt.“Es wurde noch eine lange Nacht für Fiedler. Bussi hier, Bussi dort, und natürlich wollten hunderte noch ein Selfie mit dem Weltmeiste­r.

Allerdings war Fiedler nicht der einzige Champion an diesem Abend. Vor ihm hatte Ruben „The Viking“Wolf den Europameis­terschafts­gürtel im Schwergewi­cht gewonnen. Seine Mutter Barbara zitterte um ihn unter den Zuschauern. Allerdings völlig grundlos. Der Augsburger Wolf, der in Wien lebt, war nie in Gefahr und gegen Güney Artak haushoch überlegen. Er gewann schließlic­h in einem Kampf über sechs Runden deutlich nach Punkten.

Etwas das Augenmaß verzog es den Ringrichte­rn im Frauenboxk­ampf. Im Kampf zwischen der Slostürmte­n wenin Ema Kozin und der Georgierin Elene Sikmashvil­i entschiede­n sich die Unparteiis­chen nach zehn Runden für Kozin. Für die 18-Jährige war das aber eher ein „Geschenk“. Viele sahen die Georgierin deutlich vorne.

Viel Mühe hatte auch Michael Kannler, der ebenfalls für das Fiedler-Studio „MG Tigers“kämpfte, im Superfeder­gewicht gegen den Serben Milan Osadkovski. Insgesamt erlebten die Fans bei der „Tigers on Fire Revolution­s“, die von Guido und seinem Bruder Ben Fiedler organisier­t wurde, einen kurzweilig­en Abend.

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Fotos: Christian Kolbert Die Fans waren begeistert von Guido Fiedler. Nach dem Kampf stürmten sie sofort in den Ring.
 ??  ?? Ein Küsschen für den Champion. Fiedlers Lebensgefä­hrtin Judith freute sich zusam men mit ihrem Schatz.
Ein Küsschen für den Champion. Fiedlers Lebensgefä­hrtin Judith freute sich zusam men mit ihrem Schatz.

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