Star mit Tasten
Die Hammondorgel und ihre Wirkung
Sie war der Star dieses Abends im Jazzclub: die Orgel, die Hammond. Glücklicherweise keine jener berühmt-berüchtigten B3-Orgeln mit schlappen 200 Kilo, die nur mit viel Mühe ihren Weg in die oft tiefer gelegenen Jazzclubs finden. Mit einem Rutsch war sie im Aufzug – ein vergleichsweise leichtes Spiel also. Und doch so gefährlich, dass sich der Gitarrist des Quartetts, Martien Oster, während eines Transportes der Orgel derartig verletzt hatte, dass er nun erst einmal pausieren muss.
Doch die Verletzungsgefahr ist nicht das einzig Gefährliche an einer Hammond. Denn der raue Klang dieses Instrumentes kann schnell süchtig machen. Insbesondere, wenn ein Meister wie Mike LeDonne in die Tasten drückt, der an diesem Abend vor zahlreichen Zuschauern im Jazzclub mit seinem Quartett spielte. Äußerst gekonnt solierte seine Rechte, während die Linke unermüdlich den Walking Bass legte wie eine pumpende Maschine. So überirdisch seine Agilität, so überirdisch auch die Dynamik, mit der LeDonne zu Werke ging.
Mit seinen Ausflügen in Blues und Soul zeigte das Quartett mit Wim Wollner am Tenorsaxofon, Danny Nicholas an der Jazzgitarre und Drummer Hans Braber ein anregendes Potpourri aus eigenen Kompositionen und bekannten, selten aber in dieser Form gehörten Melodien. Da war das seinem Sohn gewidmete „Teddy“des Vibrafonisten Bobby Hutcherson oder Jimmy Smith’ Hommage an seine Hammond mit dem Titel „The Boss“, dargeboten in berauschendem Tempo. Mehr zu erahnen als wirklich zu erkennen war der Evergreen „When A Man Loves A Woman“von Percy Sledge, der sich mondän aus dem neunchörigen Instrument walzte.
Wirklich ein Wunderwerk, diese Hammond, die der New Yorker Musiker präzise zu nutzen wusste und mit ihr und seinen kongenialen Mitstreitern einen wundervollen Abend kreierte.