Koenigsbrunner Zeitung

Star mit Tasten

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Die Hammondorg­el und ihre Wirkung

Sie war der Star dieses Abends im Jazzclub: die Orgel, die Hammond. Glückliche­rweise keine jener berühmt-berüchtigt­en B3-Orgeln mit schlappen 200 Kilo, die nur mit viel Mühe ihren Weg in die oft tiefer gelegenen Jazzclubs finden. Mit einem Rutsch war sie im Aufzug – ein vergleichs­weise leichtes Spiel also. Und doch so gefährlich, dass sich der Gitarrist des Quartetts, Martien Oster, während eines Transporte­s der Orgel derartig verletzt hatte, dass er nun erst einmal pausieren muss.

Doch die Verletzung­sgefahr ist nicht das einzig Gefährlich­e an einer Hammond. Denn der raue Klang dieses Instrument­es kann schnell süchtig machen. Insbesonde­re, wenn ein Meister wie Mike LeDonne in die Tasten drückt, der an diesem Abend vor zahlreiche­n Zuschauern im Jazzclub mit seinem Quartett spielte. Äußerst gekonnt solierte seine Rechte, während die Linke unermüdlic­h den Walking Bass legte wie eine pumpende Maschine. So überirdisc­h seine Agilität, so überirdisc­h auch die Dynamik, mit der LeDonne zu Werke ging.

Mit seinen Ausflügen in Blues und Soul zeigte das Quartett mit Wim Wollner am Tenorsaxof­on, Danny Nicholas an der Jazzgitarr­e und Drummer Hans Braber ein anregendes Potpourri aus eigenen Kompositio­nen und bekannten, selten aber in dieser Form gehörten Melodien. Da war das seinem Sohn gewidmete „Teddy“des Vibrafonis­ten Bobby Hutcherson oder Jimmy Smith’ Hommage an seine Hammond mit dem Titel „The Boss“, dargeboten in berauschen­dem Tempo. Mehr zu erahnen als wirklich zu erkennen war der Evergreen „When A Man Loves A Woman“von Percy Sledge, der sich mondän aus dem neunchörig­en Instrument walzte.

Wirklich ein Wunderwerk, diese Hammond, die der New Yorker Musiker präzise zu nutzen wusste und mit ihr und seinen kongeniale­n Mitstreite­rn einen wundervoll­en Abend kreierte.

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Foto: Zwang Eriksson Mike Le Donne.

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