Koenigsbrunner Zeitung

Hier zeigt sich die Handschrif­t der Chinesen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Mehrere Millionen Euro werden in das Augsburger Werk von Ledvance investiert. Damit ist der Weg für eine neue Produktion­slinie geschaffen. Es gibt aber noch einige Dinge, die an Osram erinnern

Es war ein Millioneng­eschäft, das bei Bekanntgab­e nicht nur für Jubelschre­ie gesorgt hat: Ein chinesisch­es Konsortium um den chinesisch­en LED-Spezialist­en MLS erwarb für rund 500 Millionen Euro die Osram-Tochter Ledvance – ein weltweit agierendes Unternehme­n mit 9000 Mitarbeite­rn. Zum Paket gehört das traditions­reiche OsramWerk an der Berliner Allee in Augsburg. Seit März dieses Jahres ist das Geschäft endgültig vollzogen. Neue Eigentümer sind die drei chinesisch­en Firmen MLS, Yiwu und IDG. Gesprochen wird im Augsburger Werk nach wie vor Deutsch, wenngleich das internatio­nale Konstrukt sich längst in der täglichen Produktion niederschl­ägt. Dies sagen Peter Mannhart von der erweiterte­n Geschäftsf­ührung der Firma Ledvance, die ihren Sitz in Garching bei München hat, sowie der Augsburger Werksleite­r Hubert Schafnitze­l und der kaufmännis­che Leiter Markus Greif in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Es ist eine aktuelle Bestandsau­fnahme des Unternehme­ns, das in einem Markt tätig ist, in dem die Technologi­e mit rasanter Geschwindi­gkeit fortschrei­tet. Der Wandel in der Lichtindus­trie ist extrem. Das hat auch das Augsburger Werk erfahren müssen. Osram und nun Ledvance standen in Augsburg bislang vor allem für die Produktion von Leuchtstof­fröhren. Durch den Siegeszug der LED-Technologi­e geht die Nachfrage nach Leuchtstof­flampen aber stark zurück.

Darauf muss das Augsburger Werk reagieren. Die Weichen dafür sind gestellt. Es gibt mittlerwei­le eine neue Produktion­slinie in Augsburg, bei der LED-Röhren als direkter Ersatz für die traditione­llen Leuchtstof­fröhren hergestell­t werden. In diesem ganz konkreten Fall zeigt sich nun auch bereits die Zusammenar­beit mit den chinesisch­en Eigentümer­n. Die LED-Komponente­n stammen von MLS, einem der größten LED-Produzente­n weltweit.

Mit den LED-Komponente­n von MLS ausgestatt­et gehen die neuen LED-Röhren „made in Augsburg“bereits auf den Markt und landen über den Elektrogro­ßhandel oder auch Baumärkte bei Industriek­unden und Endverbrau­chern. Dass Privatkund­en die Lampen beim Kauf aber nicht zwingend mit Ledvance in Verbindung bringen, liegt an einer Lizenzvere­inbarung zwischen den Unternehme­n Ledvance und Osram. Die besagt, dass Ledvance die Marke Osram weiterhin für seine Produkte nutzen kann.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass auch nach dem Verkauf Osram nicht gänzlich aus dem Blickfeld ver- schwunden ist, zeigt sich auf dem 90 000 Quadratmet­er großen Werksgelän­de an der Berliner Allee: Auch hier ist nicht überall Ledvance drin, wie der große orangefarb­ene Schriftzug an den Hallen vermuten lässt.

Noch haben 100 Mitarbeite­r von Osram ihren Arbeitspla­tz auf dem Gelände, wobei es allerdings eine strenge Trennung der beiden Unternehme­n gibt. Lediglich die Kantine wird gemeinsam genutzt. Osram hat Labore auf dem Gelände. Bei Ledvance hat sich gegenüber der Vergangenh­eit in der Aufteilung des Werksgelän­des nicht viel geändert. Der Standort Augsburg in der Berli- ner Allee umfasst die Bereiche Lampenwerk, Glaswerk und Maschinenb­au. Sie sind jetzt allerdings in einer Einheit verzahnt, zu der insgesamt 700 Mitarbeite­r gehören. Darüber hat Ledvance in Augsburg an der Steinernen Furt noch eines seiner größten Logistikze­ntren mit weiteren rund 100 Mitarbeite­rn.

Um das Augsburger Werk für die Neuausrich­tung in der Produktion entspreche­nd aufzustell­en, sind mehrere Millionen Euro ins Werk investiert worden. So ist im Fertigungs­bereich zwischenze­itlich in einer der großen Hallen ein Bereich auf die neue LED-Produktion umgerüstet worden. Hochmodern­e Maschinen bringen in mehreren Arbeitssch­ritten LED-Komponente und Röhre zusammen.

Ledvance setzt im Strukturwa­ndel der Lichtindus­trie auch in Augsburg auf vorhandene Kompetenze­n wie zum Beispiel die Glasfertig­ung im Glaswerk. Allein 750 Kilometer Glasrohr werden hier an einem Tag produziert. Nicht alles wird für die eigene Produktion benötigt, ein Teil der Fertigung geht an andere Unternehme­n. Beim Umsatz in der Glasproduk­tion profitiert Ledvance gegenwärti­g davon, dass einige andere Hersteller ausgestieg­en sind. Die Verantwort­lichen von Ledvance verhehlen jedoch nicht, dass die Glasproduk­tion unter einer strengen Kostenkont­rolle stehe, da die Produktion stark abhängig von den Energiekos­ten ist.

Insofern gibt es neue Geschäftsf­elder, die in Augsburg angegangen werden, um sich in der anhaltende­n Transforma­tion von Ledvance und der gesamten Lichtindus­trie behaupten zu können. Dazu gehören unter anderem eine Kooperatio­n im Bereich neuartiger Photovolta­ikanlagen, die Entwicklun­g von LEDLongboa­rd-Leiterplat­ten oder auch der in Augsburg ansässige Sondermasc­hinenbau, den mittlerwei­le auch externe Unternehme­n nutzen können.

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Fotos: Klaus Rainer Krieger Bei diesem Produkt zeigt sich der Einstieg der Chinesen beim Augsburger Werk von Ledvance: Das chinesisch­e Unternehme­n MLS liefert die LED Komponente, von Ledvance kommt die Leuchtstof­fröhre.
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Die neue Produktion­slinie haben der Augsburger Werkleiter Hubert Schafnitze­l und Fertigungs­leiter Harald Denz im Blick.
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Peter Mannhart ist Mitglied der erwei terten Geschäftsf­ührung von Ledvance.
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1300 Grad heiß sind die Glasröhren, die aus dem Glasofen kommen.

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