Hier zeigt sich die Handschrift der Chinesen
Mehrere Millionen Euro werden in das Augsburger Werk von Ledvance investiert. Damit ist der Weg für eine neue Produktionslinie geschaffen. Es gibt aber noch einige Dinge, die an Osram erinnern
Es war ein Millionengeschäft, das bei Bekanntgabe nicht nur für Jubelschreie gesorgt hat: Ein chinesisches Konsortium um den chinesischen LED-Spezialisten MLS erwarb für rund 500 Millionen Euro die Osram-Tochter Ledvance – ein weltweit agierendes Unternehmen mit 9000 Mitarbeitern. Zum Paket gehört das traditionsreiche OsramWerk an der Berliner Allee in Augsburg. Seit März dieses Jahres ist das Geschäft endgültig vollzogen. Neue Eigentümer sind die drei chinesischen Firmen MLS, Yiwu und IDG. Gesprochen wird im Augsburger Werk nach wie vor Deutsch, wenngleich das internationale Konstrukt sich längst in der täglichen Produktion niederschlägt. Dies sagen Peter Mannhart von der erweiterten Geschäftsführung der Firma Ledvance, die ihren Sitz in Garching bei München hat, sowie der Augsburger Werksleiter Hubert Schafnitzel und der kaufmännische Leiter Markus Greif in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Es ist eine aktuelle Bestandsaufnahme des Unternehmens, das in einem Markt tätig ist, in dem die Technologie mit rasanter Geschwindigkeit fortschreitet. Der Wandel in der Lichtindustrie ist extrem. Das hat auch das Augsburger Werk erfahren müssen. Osram und nun Ledvance standen in Augsburg bislang vor allem für die Produktion von Leuchtstoffröhren. Durch den Siegeszug der LED-Technologie geht die Nachfrage nach Leuchtstofflampen aber stark zurück.
Darauf muss das Augsburger Werk reagieren. Die Weichen dafür sind gestellt. Es gibt mittlerweile eine neue Produktionslinie in Augsburg, bei der LED-Röhren als direkter Ersatz für die traditionellen Leuchtstoffröhren hergestellt werden. In diesem ganz konkreten Fall zeigt sich nun auch bereits die Zusammenarbeit mit den chinesischen Eigentümern. Die LED-Komponenten stammen von MLS, einem der größten LED-Produzenten weltweit.
Mit den LED-Komponenten von MLS ausgestattet gehen die neuen LED-Röhren „made in Augsburg“bereits auf den Markt und landen über den Elektrogroßhandel oder auch Baumärkte bei Industriekunden und Endverbrauchern. Dass Privatkunden die Lampen beim Kauf aber nicht zwingend mit Ledvance in Verbindung bringen, liegt an einer Lizenzvereinbarung zwischen den Unternehmen Ledvance und Osram. Die besagt, dass Ledvance die Marke Osram weiterhin für seine Produkte nutzen kann.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass auch nach dem Verkauf Osram nicht gänzlich aus dem Blickfeld ver- schwunden ist, zeigt sich auf dem 90 000 Quadratmeter großen Werksgelände an der Berliner Allee: Auch hier ist nicht überall Ledvance drin, wie der große orangefarbene Schriftzug an den Hallen vermuten lässt.
Noch haben 100 Mitarbeiter von Osram ihren Arbeitsplatz auf dem Gelände, wobei es allerdings eine strenge Trennung der beiden Unternehmen gibt. Lediglich die Kantine wird gemeinsam genutzt. Osram hat Labore auf dem Gelände. Bei Ledvance hat sich gegenüber der Vergangenheit in der Aufteilung des Werksgeländes nicht viel geändert. Der Standort Augsburg in der Berli- ner Allee umfasst die Bereiche Lampenwerk, Glaswerk und Maschinenbau. Sie sind jetzt allerdings in einer Einheit verzahnt, zu der insgesamt 700 Mitarbeiter gehören. Darüber hat Ledvance in Augsburg an der Steinernen Furt noch eines seiner größten Logistikzentren mit weiteren rund 100 Mitarbeitern.
Um das Augsburger Werk für die Neuausrichtung in der Produktion entsprechend aufzustellen, sind mehrere Millionen Euro ins Werk investiert worden. So ist im Fertigungsbereich zwischenzeitlich in einer der großen Hallen ein Bereich auf die neue LED-Produktion umgerüstet worden. Hochmoderne Maschinen bringen in mehreren Arbeitsschritten LED-Komponente und Röhre zusammen.
Ledvance setzt im Strukturwandel der Lichtindustrie auch in Augsburg auf vorhandene Kompetenzen wie zum Beispiel die Glasfertigung im Glaswerk. Allein 750 Kilometer Glasrohr werden hier an einem Tag produziert. Nicht alles wird für die eigene Produktion benötigt, ein Teil der Fertigung geht an andere Unternehmen. Beim Umsatz in der Glasproduktion profitiert Ledvance gegenwärtig davon, dass einige andere Hersteller ausgestiegen sind. Die Verantwortlichen von Ledvance verhehlen jedoch nicht, dass die Glasproduktion unter einer strengen Kostenkontrolle stehe, da die Produktion stark abhängig von den Energiekosten ist.
Insofern gibt es neue Geschäftsfelder, die in Augsburg angegangen werden, um sich in der anhaltenden Transformation von Ledvance und der gesamten Lichtindustrie behaupten zu können. Dazu gehören unter anderem eine Kooperation im Bereich neuartiger Photovoltaikanlagen, die Entwicklung von LEDLongboard-Leiterplatten oder auch der in Augsburg ansässige Sondermaschinenbau, den mittlerweile auch externe Unternehmen nutzen können.