Faszination Feuerwehr
Tausende Besucher kommen zum Tag der offenen Tür in die Berliner Allee. Es bleibt nicht allein bei praktischen Vorführungen, auch der Ernstfall kommt vor. Wie die Retter ihre Situation selbst bewerten
Sonntag, 12 Uhr, Alarm in der Hauptfeuerwehrwache an der Berliner Allee. Feuerwehrleute steigen in die Fahrzeuge – und müssen einen kurzen Moment warten. Zunächst muss der Weg zur Ausfahrt freigemacht werden. Dies geschieht jedoch in Windeseile. Die vielen Besucher beim Tag der offenen Tür rücken zur Seite, die Autos sind kurz danach weg. Da ist nichts inszeniert. Besucher erleben direkt vor Ort, wie schnell ein Einsatz anstehen kann. Im Turnus von drei Jahren veranstaltet die Feuerwehr einen Tag der offenen Tür. So groß wie am Sonntag war der Andrang noch nie. Es dürften mehr als 10 000 Gäste sein, sagt Pressesprecher Friedhelm Bechtel. Nicht nur die Berufsfeuerwehr macht mit. Auch die sieben freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet und Werkswehren sind dabei. Gerade für Familien mit Kindern wird dieser Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis. Fahrten für Kinder im Feuerwehrauto gehören zum Programm wie praktische Vorführungen auf dem Gelände. Die Feuerwehr fasziniert – aus vielen Gründen.
Wie werde ich Feuerwehrmann?
Wer Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau werden möchte, muss sich einer Einstellungsprüfung unterziehen. Gefragt sind hier auch sportliche und praktische Fähigkeiten. Hinzu kommt ein schriftlicher Test, der in verschiedene Aspekte unterteilt ist. Die Anforderungen sind hoch: Früher blieben von 300 Bewerbern am Ende oft nur 20 geeignete Kandidaten übrig, sagt Pressesprecher Anselm Brieger. Das Interesse ist allerdings gesunken. Zuletzt waren es noch 70 Bewerber. „Unabhängig davon ist die körperliche Fitness das A und O“, so Brieger. Daher gibt es zudem eine amtsärztliche Untersuchung, da der spätere Feuerwehrmann in ein Beamtenverhältnis rückt. Wer alle diese Hürden nimmt, geht in einen 36-wöchigen Grundlehrgang. Hier wird der Bewerber zum Feuerwehrmann und Rettungssanitäter ausgebildet. Während dieser Zeit erhält er Anwärterbezüge, die momentan 800 Euro im Monat betragen. Die Grundausbildung endet mit der Anstellungsprüfung zum Brandmeister (Besoldung A7, 1650 Euro/Monat; ledig). Die Tätigkeit beginnt dann mit dem Dienst in einer Wachabteilung. Dieser Schichtdienst sieht derzeit 24 Stunden Dienst in einer 50-Stunden-Woche vor.
Wie ist die Augsburger Berufsfeuerwehr personell aufgestellt?
Für einen reibungslosen Dienst, der rund um die Uhr gewährleistet sein gibt es insgesamt 227 Einsatzbeamte. Hinzu kommen 15 Angestellte in der Verwaltung. Vier weitere zivile Kräfte arbeiten in der Kfz-Werkstatt.
Wie steht es um den Fuhrpark?
Es ist ein umfangreicher Fuhrpark, der nicht nur an der Hauptfeuerwehrwache an der Berliner Allee vorgehalten wird, sondern auch an der Hauptwache Süd, die im Alten Postweg angesiedelt ist. Herzstücke sind die vier Drehleitern, wobei zwei Drehleitern erst jüngst angeschafft wurden. Die Leitern lassen sich auf 30 Meter ausfahren. Fünf Löschfahrzeuge stehen ferner zur Brandbekämpfung parat.
Was passiert mit ausrangierten Fahrzeugen?
Generell lässt sich nicht sagen, wann ein Fahrzeug nicht mehr von der Berufsfeuerwehr Augsburg benötigt wird. Wenn es aber zum Verkauf steht, gibt es dafür eine eigene Verkaufsplattform. So ist der frühere Augsburger Kranwagen für die Feuerwehr Donauwörth im Einsatz.
Was ist neu bei der Augsburger Berufsfeuerwehr?
Um die Feuerwehrleute für ihre Einsätze zu schulen, hat die Berufsfeuerwehr eine neue Trainingsanlage angeschafft, eine „Heißübungsanlage“. Es handelt sich um einen speziellen Container, in dem verschiedene Brände simuliert und die Abläufe ihrer Löschung geübt werden können. Betrieben wird die Anlage mit Flüssiggas. In einem Bereich geht es beispielsweise konkret um den Fall eines Küchenbrandes, dazu ist in dem Container sogar eine kleine Küchenzeile eingebaut.
Wie steht es um den Respekt vor den Einsatzkräften?
Der Vorfall zum Jahreswechsel hatte Schlagzeilen gemacht. Ein Feuermuss, wehrmann wurde bei einem Einsatz am Kongress am Park verletzt. Auf ihn wurden gezielt Böller geschossen. Es ist glücklicherweise ein Einzelfall geblieben. „Der Ton auf der Straße ist aber generell rauer geworden“, sagt Pressesprecher Brieger. Mangelnder Respekt sei allerdings „unsere tägliche Sorge“. Da die Feuerwehr in größerer Mannschaftsstärke anrücke, blieben Attacken doch eher aus. Schwieriger sei im Vergleich die Situation sicherlich für zwei Rettungssanitäter, wenn diese ausrücken.
Wo liegen spezielle Anforderungen?
Zum Einsatztrupp der Berufsfeuerwehr gehören 36 aktive Höhenretter, von denen immer mindestens vier im Dienst sein müssen. Sie rücken aus, wenn Menschen in luftiger Höhe geholfen werden muss. Mitunter geht es auch in die Tiefe. Denn auch Baugruben zählen zu möglichen Einsatzorten.