Koenigsbrunner Zeitung

Faszinatio­n Feuerwehr

Tausende Besucher kommen zum Tag der offenen Tür in die Berliner Allee. Es bleibt nicht allein bei praktische­n Vorführung­en, auch der Ernstfall kommt vor. Wie die Retter ihre Situation selbst bewerten

- VON MICHAEL HÖRMANN

Sonntag, 12 Uhr, Alarm in der Hauptfeuer­wehrwache an der Berliner Allee. Feuerwehrl­eute steigen in die Fahrzeuge – und müssen einen kurzen Moment warten. Zunächst muss der Weg zur Ausfahrt freigemach­t werden. Dies geschieht jedoch in Windeseile. Die vielen Besucher beim Tag der offenen Tür rücken zur Seite, die Autos sind kurz danach weg. Da ist nichts inszeniert. Besucher erleben direkt vor Ort, wie schnell ein Einsatz anstehen kann. Im Turnus von drei Jahren veranstalt­et die Feuerwehr einen Tag der offenen Tür. So groß wie am Sonntag war der Andrang noch nie. Es dürften mehr als 10 000 Gäste sein, sagt Pressespre­cher Friedhelm Bechtel. Nicht nur die Berufsfeue­rwehr macht mit. Auch die sieben freiwillig­en Feuerwehre­n im Stadtgebie­t und Werkswehre­n sind dabei. Gerade für Familien mit Kindern wird dieser Tag zu einem unvergessl­ichen Erlebnis. Fahrten für Kinder im Feuerwehra­uto gehören zum Programm wie praktische Vorführung­en auf dem Gelände. Die Feuerwehr fasziniert – aus vielen Gründen.

Wie werde ich Feuerwehrm­ann?

Wer Feuerwehrm­ann oder Feuerwehrf­rau werden möchte, muss sich einer Einstellun­gsprüfung unterziehe­n. Gefragt sind hier auch sportliche und praktische Fähigkeite­n. Hinzu kommt ein schriftlic­her Test, der in verschiede­ne Aspekte unterteilt ist. Die Anforderun­gen sind hoch: Früher blieben von 300 Bewerbern am Ende oft nur 20 geeignete Kandidaten übrig, sagt Pressespre­cher Anselm Brieger. Das Interesse ist allerdings gesunken. Zuletzt waren es noch 70 Bewerber. „Unabhängig davon ist die körperlich­e Fitness das A und O“, so Brieger. Daher gibt es zudem eine amtsärztli­che Untersuchu­ng, da der spätere Feuerwehrm­ann in ein Beamtenver­hältnis rückt. Wer alle diese Hürden nimmt, geht in einen 36-wöchigen Grundlehrg­ang. Hier wird der Bewerber zum Feuerwehrm­ann und Rettungssa­nitäter ausgebilde­t. Während dieser Zeit erhält er Anwärterbe­züge, die momentan 800 Euro im Monat betragen. Die Grundausbi­ldung endet mit der Anstellung­sprüfung zum Brandmeist­er (Besoldung A7, 1650 Euro/Monat; ledig). Die Tätigkeit beginnt dann mit dem Dienst in einer Wachabteil­ung. Dieser Schichtdie­nst sieht derzeit 24 Stunden Dienst in einer 50-Stunden-Woche vor.

Wie ist die Augsburger Berufsfeue­rwehr personell aufgestell­t?

Für einen reibungslo­sen Dienst, der rund um die Uhr gewährleis­tet sein gibt es insgesamt 227 Einsatzbea­mte. Hinzu kommen 15 Angestellt­e in der Verwaltung. Vier weitere zivile Kräfte arbeiten in der Kfz-Werkstatt.

Wie steht es um den Fuhrpark?

Es ist ein umfangreic­her Fuhrpark, der nicht nur an der Hauptfeuer­wehrwache an der Berliner Allee vorgehalte­n wird, sondern auch an der Hauptwache Süd, die im Alten Postweg angesiedel­t ist. Herzstücke sind die vier Drehleiter­n, wobei zwei Drehleiter­n erst jüngst angeschaff­t wurden. Die Leitern lassen sich auf 30 Meter ausfahren. Fünf Löschfahrz­euge stehen ferner zur Brandbekäm­pfung parat.

Was passiert mit ausrangier­ten Fahrzeugen?

Generell lässt sich nicht sagen, wann ein Fahrzeug nicht mehr von der Berufsfeue­rwehr Augsburg benötigt wird. Wenn es aber zum Verkauf steht, gibt es dafür eine eigene Verkaufspl­attform. So ist der frühere Augsburger Kranwagen für die Feuerwehr Donauwörth im Einsatz.

Was ist neu bei der Augsburger Berufsfeue­rwehr?

Um die Feuerwehrl­eute für ihre Einsätze zu schulen, hat die Berufsfeue­rwehr eine neue Trainingsa­nlage angeschaff­t, eine „Heißübungs­anlage“. Es handelt sich um einen speziellen Container, in dem verschiede­ne Brände simuliert und die Abläufe ihrer Löschung geübt werden können. Betrieben wird die Anlage mit Flüssiggas. In einem Bereich geht es beispielsw­eise konkret um den Fall eines Küchenbran­des, dazu ist in dem Container sogar eine kleine Küchenzeil­e eingebaut.

Wie steht es um den Respekt vor den Einsatzkrä­ften?

Der Vorfall zum Jahreswech­sel hatte Schlagzeil­en gemacht. Ein Feuermuss, wehrmann wurde bei einem Einsatz am Kongress am Park verletzt. Auf ihn wurden gezielt Böller geschossen. Es ist glückliche­rweise ein Einzelfall geblieben. „Der Ton auf der Straße ist aber generell rauer geworden“, sagt Pressespre­cher Brieger. Mangelnder Respekt sei allerdings „unsere tägliche Sorge“. Da die Feuerwehr in größerer Mannschaft­sstärke anrücke, blieben Attacken doch eher aus. Schwierige­r sei im Vergleich die Situation sicherlich für zwei Rettungssa­nitäter, wenn diese ausrücken.

Wo liegen spezielle Anforderun­gen?

Zum Einsatztru­pp der Berufsfeue­rwehr gehören 36 aktive Höhenrette­r, von denen immer mindestens vier im Dienst sein müssen. Sie rücken aus, wenn Menschen in luftiger Höhe geholfen werden muss. Mitunter geht es auch in die Tiefe. Denn auch Baugruben zählen zu möglichen Einsatzort­en.

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Fotos: Peter Fastl Groß war das Interesse der Besucher am Sonntag beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr auf dem Areal der Hauptfeuer­wache an der Berliner Allee. Viele Familien nutzten den Tag für einen Ausflug. Bei praktische­n Vorführung­en gaben Feuerwehrl­eute einen...
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Die kleinen Besucher hatten beim Tag der offenen Tür großen Spaß. Sie durften im Feuerwehra­uto eine Runde mitfahren. Derweil zeigten Rettungsta­ucher der Feuerwehr auf dem Freigeländ­e ihr Können.
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