Hunde gehen baden
Die Wasserwacht organisiert ein außergewöhnliches Event. Bereits zum dritten Mal dürfen Vierbeiner am Ende der Schwimmbadsaison die Becken des Familienbades ganz für sich allein haben
Hunde, die im Freibad schwimmen? Was wirkt wie eine Szene aus einem Disney-Film geschah an diesem Wochenende in Augsburg. Wie in den beiden Vorjahren nutzte die Wasserwacht Augsburg-West das Ende der Badesaison, um Hunden zwei Tage lang zu erlauben, was sie normalerweise nicht dürfen: Bei „Bello’s Batschlach“gehörte das Familienbad am Plärrer am Wochenende ganz den Vierbeinern.
Neben der einmaligen Gelegenheit für die Tiere, baden zu gehen, wo sonst nur Menschen planschen dürfen, stand auch das Rahmenprogramm ganz im Zeichen der Begegnung von Mensch und Hund. Beispielsweise beim „Dog Dance“mit der Hundetrainerin Mica Köppel oder einer Vorführung von „Mushing Dogs Zughundesport“aus Kissing. Der Verein Hunde fürs Leben zeigte, welche Erleichterung Begleithunde für den Alltag von Behinderten sind. „Unsere Assistenzhunde gleichen die körperliche Behinderung ihres Halters aus“, sagte die Erste Vorsitzende, Lisa Ophüls. Bei der Vorführung im Freibad zeigten die Assistenzhunde Jacky und Felikes unter anderem, dass sie Socken von der Wäscheleine nehmen und Frauchen bringen können. Die Wasserwacht demonstrierte, wie Wasserrettungshunde bei der Rettung Ertrinkender eingesetzt werden. Die Staffel wurde erst im letzten Jahr gegründet. Zwei Rettungshunde sind noch in der Ausbildung, doch der dritte im Bunde ist vier Jahren bereits ein kleiner Star: Der Berner Sennenhund Buddy ist der erste zertifizierte Wasserrettungshund der Staffel.
Die Tiere der Besucher konnten in diesem Jahr erstmalig das Seepferdchen für Vierbeiner machen. Wasserscheu sein durften sie dabei nicht, denn um sich das Abzeichen zu verdienen, mussten sie vom Beckenrand springen und zehn Meter schwimmen. Zudem gab es ein Event-Debüt: Am Sonntag wurde im Familienbad die erste Schwäbische „Dog Diving Meisterschaft“ausgetragen. Es galt, einen Weitsprung vom Becken zu absolvieren. Als Hilfsmittel für die Besitzer erlaubt waren Wurfgegenstände wie Bälle, Stöckchen oder auch ein Frisbee. Nicht jeder Hund hatte allerdings Lust, diesem Wink mit dem Zaunpfahl zu folgen. Denn während manche der vierpfötigen Athleten hollywoodreife Actionszenen ablieferten, blieben andere angesichts der Aussicht auf das kühle Nass einfach wie angewurzelt stehen oder nahmen Reißaus. Auch der Versuch, den geworfenen Gegenstand durch Bellen zur Rückkehr zu bewegen, erwies sich als aussichtsloses Unterfangen.
Die wagemutigsten Meisterspringer in drei Gewichtsklassen wurden mit Trophäen und Einkaufsgutscheinen von „Artgerecht“belohnt. Der Tierbedarfsladen war auch Ausrichter der Meisterschaft. Betreiberin Nadine Salzgeber rät: „Nichts erzwingen, wenn ein Tier verweigert. Nicht jeder Hund hat Spaß am Wasser.“Für die Vierbeiner, die Freude am kühlen Nass haben, ist der Event im Familienbad ein Highlight. Initiatorin und Organisatorin Alexandra Strohmeier, Vorsitzende der BRK-Wasserwacht Augsburg-West, erklärt: „In Augsmit burg dürfen Hunde in den wenigsten Seen baden. Daher sind unsere Hundebadetage für viele eine einmalige Gelegenheit.“Für die Wasserwacht selbst sind die Hunds-Tage eine gute Gelegenheit, Geld zu sammeln. Während der Event im letzten Jahr dabei half, ein neues Wasserrettungs-Fahrzeug zu finanzieren, dienen die Einnahmen aus den diesjährigen Hundebadetagen dem Innenausbau des Mobils.
Badegäste mit Hundescheu müssen sich übrigens keine Sorgen um Hundehaare im Schwimmbecken machen: Bis zur nächsten FreibadSaison wird das Wasser komplett abgelassen. Doch wenn Menschen eins von Hunden lernen können, dann ist das Toleranz. Regina Engl (58), Leiterin der Malteser-Initiative Tiere für Menschen, setzt auf den sogenannten Schneewittchen-Effekt: „Einem Hund ist es egal, wie ein Mensch aussieht, welches Einkommen oder Alter er hat. Was für den Hund zählt ist Freundlichkeit und Herz.“
Ein „Seepferdchen“für die Vierbeiner