Koenigsbrunner Zeitung

Ein Paradebeis­piel für Tradition

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT O Öffnungsze­iten Der Landgastho­f in Großaiting­en, Lindauer Straße 7, hat von Montag bis Sonntag jeweils von 11 bis etwa 23 Uhr geöffnet. Ruhetage sind Mittwoch und Donnerstag. Warme Küche gibt es von 11 bis 14 Uhr sowie von 17 b

Der Landgastho­f Zum grünen Kranz in Großaiting­en ist seit 150 Jahren im Besitz der Familie Weis. Bewährtes bewahren, aber für Neues offen sein, lautet das Erfolgsrez­ept. Mit einem Nachfolger wird es trotzdem schwer / Serie (6)

Großaiting­en Tradition ist für Bernhard Weis wichtig. Der Landgastho­f Zum grünen Kranz in Großaiting­en sei aber trotz seiner Historie immer eine Stätte der Veränderun­g gewesen, meint der Inhaber. Deshalb gelte es, Tradition zu bewahren und Werte zu erhalten. Er wolle im gastronomi­schen Bereich eine Symbiose aus Tradition und modernem Zeitgeist herstellen, sagt Weis. Dazu gehöre es, Klassiker wie schwäbisch­en Zwiebelros­tbraten, Schnitzel oder hausgemach­te Kartoffelr­östi anzubieten, aber auch ausgefalle­nere Gerichte zu servieren.

Der Grüne Kranz ist ein Paradebeis­piel für Tradition. Er zählt zu den ältesten Gebäuden des Ortes. Die Giebelinsc­hrift des stattliche­n zweigescho­ssigen Satteldach­hauses weist auf das Erbauungsj­ahr 1660 hin. Zu jener Zeit wird die brandenbur­gische Souveränit­ät Preußens bestätigt. In Frankreich heiratet König Ludwig XIV. die spanische Infantin Maria Theresia. Die Toilette mit Wasserspül­ung setzt ihren Siegeszug von Frankreich aus fort. Es ist das Geburtsjah­r von „Robinson Crusoe“-Autor Daniel Defoe.

Seit 1867 prägt die Familie Weis den Gasthof. Damals erwarb Aloys Weis aus Schwabmünc­hen das Anwesen. Er zahlte 13850 Gulden. Seitdem ist das Haus in Familienbe­sitz. „Zur damaligen Brauerei gehörten auch die großen dreigescho­ssigen Lagerkelle­r in der Frühlingst­raße“, sagt der heutige Inhaber. Seitdem hat sich viel getan. In den vergangene­n fünf Jahrzehnte­n wurde der Gasthof mehrfach umgebaut, saniert und neu gestaltet. Im Februar 2010 übernahm Bernhard Weis die Leitung von seinem Bruder. Oftmals genüge ein Blick auf Vergangene­s, um wichtige Erkenntnis­se zu gewinnen, resümiert der jetzige Wirt. Im Klartext: Wichtig sei, das zu bewahren, was sich bewährt hat.

Bernhard Weis kennt die Gastroszen­e von der Pike auf, ist mit und in der Gastronomi­e aufgewachs­en. Er ist gelernter Restaurant­fachmann und Barkeeper. „Gerade bei unserem traditions­reichen Unternehme­n ist es wichtig, sich immer wieder neu zu erfinden“, sagt er. Früher sei der Grüne Kranz eines der ersten Restaurant­s in Süddeutsch­land mit Induktions­herden gewesen.

Dieser Spagat zwischen Tradition und Umsetzung neuer Ideen sei einer der Erfolgsfak­toren des Gasthofs. „Hinzu kommen die persönlich­e Betreuung der Gäste, die langjährig­e gastronomi­sche Erfahrung, das ansprechen­de Preis-LeistungsV­erhältnis und die ausreichen­de Kapazität für Familien-, Firmen- und Weihnachts­feiern“, sagt Weis. Gern besucht werde auch der Biergarten unter den fünf alten Kastanienb­äumen. Dieses Rundumange­bot ziehe Gäste vor allem aus Augsburg und der Region, aber auch aus Landsberg, Bad Wörishofen und vom Ammersee an, erzählt Weis.

Der Landgastho­f ist zudem eine beliebte Anlaufstel­le für Radfahrer, die an der Wertach unterwegs sind, und für Biker. Für Erstere hat er eine eigene „E-Bike-Tankstelle“eingericht­et. „Unsere Berufsspar­te lebt von Ideen und qualitativ Hochwertig­em“, sagt er. „Produkte aus der Tiefkühlko­st oder der Tüte haben bei uns nichts verloren.“Sehr wohl aber Auszeichnu­ngen. 2014 hat der Landgastho­f den ersten Platz beim „Gastronomi­epreis Bayern“erhalten sowie den renommiert­en Gastro-Diamant Europa für Servicequa­lität und Gastfreund­schaft.

Ob der Nachwuchs von Bernhard Weis eines Tages den Traditions­betrieb fortführt? Der Wirt winkt ab. „In der Gastronomi­e gehören Arbeitszei­ten von zwölf Stunden zum Alltag.“Freie Wochenende­n sind Mangelware. Hinzu komme die Schwierigk­eit, Fachkräfte zu finden. Nach einer Pause meint er: „Die Familientr­adition deutscher Gasthöfe stirbt langsam.“Der Grüne Kranz werde zwar als Restaurant weiterlebe­n, aber irgendwann wohl unter indischer oder italienisc­her Flagge. Nach einer kurzen Pause ergänzt er: „Da bin ich zu sehr Realist.“

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Bernhard Weis (links) leitet den Landgastho­f Zum grünen Kranz in Großaiting­en. Küchenchef ist Marcus Kanebley.
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Fotos: Siegfried P. Rupprecht Der Grüne Kranz weist eine lange Geschichte auf. Das Haus wurde 1660 erbaut. Neben einem Gasthof beherbergt­e es einst auch eine Brauerei, Bäckerei und Metzgerei.
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