Amtskette statt Limonade
Serie Das heutige Königsbrunn wäre ohne Friedrich „Schlucki“Wohlfarth kaum denkbar
Landkreis Augsburg Mag sein, dass der Name „Fritz“insbesondere in den nördlichen Gefilden Deutschlands gemeinhin mit dem „Alten Fritz“, in Verbindung gebracht wird. Nicht so hierzulande und schon gar nicht in Königsbrunn. Da denkt man eher in respektvoller bis liebevoller Erinnerung an den ehemaligen Bürgermeister Friedrich Wohlfarth, den tatkräftigen Macher der Nachkriegszeit, der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass Königsbrunn vor nun schon 50 Jahren 1967 zur Stadt wurde – und gleichzeitig das Volksfest „Gautsch“aus der Taufe gehoben wurde.
Einst war der 1922 in Königsbrunn geborene Fritz Wohlfarth der jüngste Bürgermeister Bayerns. Das war 1948, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, und dann dauerte die bemerkenswerte Amtszeit des tatkräftigen Mannes 36 Jahre lang. Aus einer Gemeinde mit rund 4000 Einwohnern entwickelte sich eine Stadt, deren Wohnwert heute fast 30 000 Menschen schätzen.
In den ersten Jahren seiner Amtstätigkeit engagierte er sich insbesondere für die Schaffung von Wohnraum, hatte er doch erkannt, dass durch die Vertriebenen der Bedarf immens wachsen würde. Und dazu gehörte auch der Bau von Schulen. Obendrein unterstützte er die Ansiedlung von Gewerbebetrieben.
„Schlucki“hieß die kultige Limonade, die in der Fabrik seines Vaters produziert wurde. Dort arbeitete der seit 1946 verheiratete Wohlfarth zunächst, um sein damaliges Bürgermeistersalär, etwa 300 Mark, aufzubessern. Zunächst expandierte im allgemeinen Wirtschaftsaufschwung der bis dahin eher kleine Familienbetrieb. Doch Ende der 1950er-Jahre wurde auch er das Opfer internationaler Getränkehersteller. Wohlfarth vermietete die Räumlichkeiten seiner Fabrik und widmete sich nun fortan ausschließlich seinem Bürgermeisteramt.
Die Liste seiner Erfolge in der Entwicklung Königsbrunns ist ebenso lang wie beeindruckend. Da mag man neben Wohnraum, Schulen und Gewerbeansiedlungen die Brücke über den Lech anführen, die Königstherme, die seinerzeit Aushängeschild für die Stadt war, und die autobahnähnliche Trasse der neuen B 17, die den Aufenthaltswert in der Stadt deutlich verbesserte. Das sind aber nur einige seiner Taten.
Wer in der Politik viel erreicht, hat sicherlich auch Ecken und Kanten – und eine Menge Gegner. So auch der im Alter von 87 Jahren gestorbene Fritz Wohlfarth aus Königsbrunn, der als ein wenig, vielleicht auch sehr schlitzohrig, wie es sich für einen echten Bayern aus Schwaben gehört, galt. Und der es mit einer Opposition zu tun hatte, die ihm Verfehlungen und Affären nachsagte oder auch nur andichtete. Immerhin hat er neben vielen anderen Ehrungen auch das Bundesverdienstkreuz bekommen.