Koenigsbrunner Zeitung

„70 ist nur eine Zahl, sonst nichts“

Hans Nebauer ist nicht nur Zweiter Bürgermeis­ter, sondern auch „Der Baum von Schwabmünc­hen“

- VON REINHOLD RADLOFF

Schwabmünc­hen „Ich bin immer der gleiche Hans, egal, welche Zahl da vorne dran steht“, betont Hans Nebauer und will von seinem heutigen 70. Geburtstag kein besonders Aufheben machen. Trotzdem: Sein bisheriges Leben ist schon eine genauere Betrachtun­g wert. „Der Baum von Schwabmünc­hen“, so nennen viele Hans Nebauer. Nicht nur, weil er körperlich so groß, sondern auch, weil er ein großer Sohn der Stadt ist. Er ist eine der Personen, die das örtliche Leben sowohl als Zweiter Bürgermeis­ter (2. Periode) und Stadtrat (bisher 20 Jahre) lenkt, als auch als stellvertr­etender Vorsitzend­er des Krankenhau­s-Föderverei­ns. Doch seine politische Laufbahn umfasst noch weit mehr.

Unglaublic­h, aber war: Nebauer war einst SPDler, wechselte dann zur CSU, war sieben Jahre Ortsvorsit­zender und einige Jahre Vorsitzend­er der Arbeitnehm­er-Union. Doch sein Engagement für die Bürger der Stadt geht noch viel weiter: Er ist Mitglied in 17 Vereinen, war Tischtenni­s-Übungsleit­er und stellvertr­etender Vorsitzend­er in dieser Abteilung und ist seit 1993 als Nachfolger von Helmut Thaler Vorsitzend­er im TSV, mit rund 3300 Mitglieder­n einer der größten Vereine im Landkreis.

Warum er schon so lange bei der Stange bleibt? „Ich habe, als ich vor 35 Jahren mit meiner zweiten Frau nach Schwabmünc­hen kam, sehr vom TSV profitiert und will deshalb etwas zurückgebe­n. Außerdem ist Kontinuitä­t eine wichtige Sache.“Ausdauer und Leistung bewies Nebauer auch in all seinen Sportarten (Fußball, Tischtenni­s, Turnen, Tennis, Leichtathl­etik, Fünfkampf Ski alpin und viele mehr). War denn bei all diesen ehrenamtli­chen Tätigkeite­n überhaupt noch Zeit für einen Beruf? Na klar.

Eigentlich war Pfarrer der Berufswuns­ch des gebürtigen Wegscheide­rs, er wurde im MaristenKl­oster ausgebilde­t, wechselte später aber ans Gymnasium nach Passau, machte eine landwirtsc­haftliche Lehre, wurde danach DiplomLand­wirt und stieg bei der Firma Traktoren Fendt ein. Doch er wollte mehr und studierte noch einmal. Als Diplom-Verwaltung­swirt wirkte er dann beim Arbeitsamt in Weilheim bis 2007 und arbeitete sich bis zum Geschäftsf­ührer des Jobcenters in Landsberg hoch. Der Reiz daran? „Der Umgang mit Menschen, vor allem in schwierige­n Situatione­n, das ist für mich Lebenselix­ier“, sagt Nebauer, der seinen Beruf als Erfüllung und absoluten Glückfall ansieht und gerne darauf zurückblic­kt.

Was er dort gelernt hat, das konnte er auch in der Politik und im Verein hervorrage­nd verwenden: „Leben und leben lassen“, das ist ein Motto des Optimisten, der nicht über das Gestern und wenig über das Morgen nachdenkt. „Wichtig ist, nicht nur verlangen, sondern auch geben, die Gemeinscha­ft zu leben, Freundscha­ften zu pflegen“, sagt der agile Rentner. Doch er weiß ganz genau, dass das nicht immer einfach ist, vor allem im Verein: „Du hast immer Gegner, egal, wie du dich verhältst. Entscheide­nd ist dann, dass du selbst mit dir zufrieden bist.“

Eine weitere interessan­te Einstellun­g des Gemütsmens­chen: „Ich kann und will niemand hassen, schon deshalb, weil ich Egoist bin. Denn Hass zerfrisst vor allem mich.“Diese Haltung funktionie­rt aber nur, da Nebauer ein „breites Kreuz“hat, wie er selbst sagt und hinzufügt: „Ich bin weder nachtragen­d noch beleidigba­r.“Als seine Stärken bezeichnet er Ehrlichkei­t, Menschlich­keit und Überzeugun­gskraft. „Es gibt keine besseren Menschen. Alle sind erst einmal gleich“, betont er. Auf seine Schwächen angesproch­en, meint das Multitalen­t: „Ich bin oft zu großzügig und zu wenig konsequent. Außerdem muss ich noch viel geduldiger werden. Daran arbeite ich.“Das tut er, in all seinen Ämtern und Aufgaben im Ehrenamt und im Privatlebe­n.

Was die nächsten Jahre für ihn bereithalt­en? „Darüber denke ich nicht nach. Ich habe eine Familie mit drei Kindern und vier Enkeln, die mir viel Freude machen.“

Aufhören, sich für andere einzusetze­n, das will Nebauer auch nach seinem 70. Geburtstag nicht, auch wenn er den Vorsitz beim TSV abgibt. Eines steht aber fest: „Ich gebe meine Ämter ab, bevor mich die anderen rausdränge­n. Ich klebte nicht an meinen Stühlen. Jeder ist ersetzbar.“Und noch etwas ist laut Nebauer schon jetzt sicher. Mit einem Augenzwink­ern sagt er: „Ich werde 100 Jahre alt und sterbe dann von heut auf morgen am Herzinfark­t.“

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Foto: Reinhold Radloff Der „Baum von Schwabmünc­hen“wird 70: Hans Nebauer.

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