Koenigsbrunner Zeitung

Ein Komiker aus „Versehen“

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Otto, der ewige Ostfriese, ist wieder auf Tour. Wir sprachen mit ihm über jodelnde Toaster, Humor und das, was dem 69-Jährigen (vielleicht) noch zum Glück fehlt

„Holdrio Again“, so heißt Ihre aktuelle Show. Gilt das Motto: „Geboren um zu blödeln“oder auf was soll sich der Augsburger Besucher am 21. September einstellen? Otto: Aber nein, „Geboren um zu blödeln“war doch die alte Tournee. Das Motto bei „Holdrio Again“ist eher „zum Blödeln geboren“. Und das für gleich vier Generation­en – meine ersten Fans von damals bringen ja inzwischen ihre Urenkel mit.

Wie ist der private Otto, nachdenkli­ch, versonnen, traurig? Otto: Auch, auch. Durchaus mal in mich gekehrt, kontemplat­iv, griesgrämi­g, devot, tiefschürf­end. Aber auch progressiv, erheitert, glückselig, wissensdur­stig, weltoffen.

Sie sind jetzt 69, leben in HamburgBla­nkenese, die Rente müsste reichen. Was treibt Sie noch auf die Bühne? Otto: Das muss diese Altersrast­losigkeit sein. Senile Bühnenfluc­ht. Und die Fans sitzen da ja auch immerzu in den Sälen und Hallen. Die will ich doch nicht enttäusche­n.

Brauchen Sie den Applaus, die Zuneigung Ihrer Fans? Otto: Na ja, „brauchen“kann man nicht sagen. Aber ohne kann ich nicht leben, da wäre ich traurig, griesgrämi­g und verschloss­en und würde nur noch ganz traurige Hänsel-und-Gretel-Versionen auf der Gitarre spielen.

Erklären Sie uns doch bitte kurz den Otto-Humor ... Otto: Für jeden was dabei, nichts Anstößiges, wenn Kinder zuhören, dann lieber was Versautes. Niemanden beleidigen – und wenn, später entschuldi­gen. Was glauben Sie, wie wird man sich in 50 Jahren an Otto erinnern? Otto: Da werden sie sagen: „Sein erster Kinofilm war aber viel lustiger als sein aktueller. Na ja, wenigstens hat er jetzt so schönes volles Haar und diese grandiose Figur. Das Training sieht man ihm wirklich an.“

Hatten Sie Vorbilder am Beginn Ihrer Karriere? Otto: Aber klar. Das waren die Rolling Stones und die Beatles. Am Anfang wollte ich ja nix als Musik machen, Komiker wurde ich ja dann quasi aus Versehen. Und so was wie mich gab es ja damals noch nicht. Da kannte man nur den Humor von Heinz Erhardt oder von Insterburg & Co., aber ein Einzelküns­tler mit Gitarre, der da so komische Sachen machte, gab es noch nicht.

Gibt es Clowns oder Komiker, die Sie heute bewundern? Otto: Ich bin ein großer Fan von Steve Martin und Jim Carrey. Ich gucke mir aber auch gern den Nachwuchs an, damit ich sehe, wenn ein guter dabei ist und wann ich endlich aufhören kann.

Sie gelten als der Friese schlechthi­n. Was macht denn den aus? Otto: Der Ostfriese bewohnt ausgedehnt­e Küstenstri­che westlich von Hamburg und tritt dort einzeln oder in Rudeln auf. Er bevorzugt das freie Land, wurde aber auch schon in Speisekamm­ern angetroffe­n. In Freiheit erreicht er nicht selten eine Größe von 1,70 Metern. Kennzeichn­end für den Ostfriesen ist seine ganzjährig­e Brunftzeit. Führt die Balz zum Erfolg, so wirft das Weibchen nach einer Tragzeit von neun Monaten ein oder zwei Junge, die dann zahnlos zur Welt kommen. Steht alles so im Buch der Friesen!

Machen Sie Urlaub in Friesland oder doch woanders? Otto: Gern beides: Ich fahre nach Ostfriesla­nd zur Familie und danach brauch ich erst mal Urlaub woanders.

Es gibt Hoodies, T-Shirts, Gummibärch­en, Eierbecher, Spardosen, Brotzeitbr­etter, Toaster, Teller, Plüschfigu­ren, Videospiel­e... – alles mit Ottifant-Motiv. Haben Sie da noch den Überblick? Otto: Sicher, ich hab das doch alles höchstpers­önlich gezeichnet. Und den Toaster sogar selbst besprochen: Holladahit­i – guten Appetit!

Sogar eine Briefmarke mit einem Ottifanten gibt es. Wird Ihre Post auch damit beklebt? Otto: Na klar. Ich schreibe jetzt nur noch Briefe, gar keine E-Mails mehr, keine SMS, keine Einkaufsze­ttel – nur noch Briefe. Und endlich kommt mal jemand mit rauf, um sich meine Briefmarke­nsammlung anzusehen.

Wie groß ist denn ihr Otto-Konzern? Otto: Nicht so groß, ein paar Leute mit guten Ideen, die so um mich rumwuseln und mir sagen, was ich machen soll.

Sie kommen am 21. September nach sechs Jahren Pause wieder nach Augsburg. Haben Sie eine Erinnerung an den damaligen Auftritt? Otto: Nee, kaum, deshalb muss ich das ja jetzt auch ganz dringend wiederhole­n. Sitzt denn da auch wieder diese hübsche Brünette im Publikum, vierte Reihe, schulterla­nges Haar, Lachgrübch­en, orangefarb­ener Schal...?

Das wissen wir nicht. Aber zu Ihren Auszeichnu­ngen. Sie haben so viele Preise bekommen, dass man sie nicht aufzählen kann. Welcher war besonders wichtig? Otto: Jeder einzelne, alle stehen im Otto Huus in Emden und jeder darf sie angucken. Einige hab ich doppelt, den Bambi, zum Beispiel – für den Fall, dass ich mal einen verliere. Ich bin doch so ungeschick­t.

Fehlt noch was in dieser Galerie? Otto: Der Comedy Award Switzerlan­d 2017 fehlt im Moment noch. Aber da hab ich ein gutes Gefühl.

Wird es 2025 das 60. Bühnenjubi­läum geben? Otto: Mindestens. Ich bemühe mich, dass ich dann schon hundert Jahre feiern kann, ich beeil mich ein bisschen. Interview: Lilo Murr

OKarten für den Auftritt in der Schwa benhalle am 21. September, 20.07 Uhr (kein Tippfehler), gibt es an allen Vorver kaufsstell­en, unter anderem beim AZ Ticketserv­ice.

Otto Waalkes ist Jahrgang 1948. Ei gentlich wollte er Musiker werden, teilte sich mit Marius Müller Wes ternhagen und Udo Lindenberg eine WG. Mit Letzterem plaudert er gerne über Sex im Alter.

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Foto: Andreas Brücken Holdrio Again, so heißt das neue Programm von Komiker Otto Waalkes. Diesen Don nerstag kommt er damit nach Augsburg.

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