Geht es in Klosterlechfeld hoch hinaus?
Es gibt kaum freie Flächen, deshalb könnte bei zukünftigen Bauprojekten häufiger eine Grenze überschritten werden. Warum nicht alle Gemeinderäte dem Feuerwehrbedarfsplan zustimmen
Für die vier Gemeinden Klosterlechfeld, Graben, Untermeitingen und Obermeitingen wurde unter Mitwirkung der Führung der Feuerwehren der interkommunale Feuerwehrbedarfsplan erstellt. Dieser zeigt insbesondere den kurz- bis mittelfristigen materiellen und personellen Entwicklungsbedarf bis zum Jahr 2021 auf. Dieser Plan wird alle fünf Jahre überarbeitet, um aktuell zu bleiben.
Klosterlechfeld Die großen Wohnblocks an der Eisenbahnlinie in Klosterlechfeld sind eine Ausnahme in der 3000-Einwohner-Gemeinde auf dem Lechfeld. Warum? Sie sind deutlich höher als die anderen Gebäude in Klosterlechfeld. Sie überschreiten die Höhe von acht Metern deutlich – und das hat Folgen. Denn in dieser Größenordnung muss ein zweiter Rettungsweg entweder baulicherseits oder über eine Drehleiter vorhanden sein. „Da sind wir bei diesen beiden Gebäuden nicht vernünftig ausgestattet“, sagt Bürgermeister Rudolf Schneider.
Markus Kelnhofer sieht das ähnlich. Ein zweiter Rettungsweg wurde bei einem Teil des Altbestands nicht immer berücksichtigt, sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Klosterlechfeld. Deshalb steht die Frage im Raum, ob eine Drehleiter für die vier Lechfeldgemeinden benötigt wird. Bürgermeister Schneider spricht von einem „sehr teuren Pferdchen“. Die Gemeinden müssen deshalb vernünftig abwägen, ob dieses „rollende, hoch technisierte Gefährt“wirklich notwendig sei, oder die Versorgung nicht über eine andere Stadt – wie derzeit Schwabmünchen – sichergestellt werden könne. „Wir haben die letzten 25 Jahre mit der Feuerwehr Schwabmünchen ein gutes Verhältnis gehabt und sie sind immer zeitnah da gewesen“, sagt Kelnhofer, der die Frage nach einer Drehleiter deshalb entspannt sieht. Für Bürgermeister Schneider steht eine andere Frage beim Feuerwehrbedarfsplan im Vordergrund. Soll die Gemeinde in Zukunft in die Höhe bauen?
Auf dem Lechfeld herrsche laut Schneider ein gewaltiger Siedlungsdruck, da die Flächen für neuen Wohnraum sehr begrenzt sind. Die Bevölkerungsdichte sei in seiner Gemeinde mit mehr als 1000 Einwohnern pro Quadratkilometer schon jetzt sehr hoch. „Der Bevölkerungs- druck wird uns auch in die Höhe treiben, dass werden wir nicht verhindern können“, sagt Schneider. Seiner Meinung nach fehle es vor allem am Mehrgeschosswohnungsbau – und zwar bezahlbarem.
In dem interkommunalen Feuerwehrbedarfsplan wird deutlich, dass die Ausrückzeit in Klosterlechfeld die mit Abstand beste aller vier untersuchten Gemeinden ist. Die Feuerwehrangehörigen benötigen im Schnitt nur 3.45 Minuten, um nach der Alarmierung von ihrer Wohnung beziehungsweise vom Arbeitsplatz das Feuerwehrhaus zu erreichen, sich umziehen und mit den Fahrzeugen das Feuerwehrhaus verlassen. Schneider spricht von einem guten Wert, der die Gemeinde stolz mache. Kommandant Kelnhofer lobt die gute Lage des Feuerwehrhauses und die kurzen Anfahrtswege der Feuerwehrmänner.
Das 1982 erbaute Feuerwehrhaus soll kurz- bis mittelfristig mit einer Abgasabsauganlage für Dieselmotoremissionen nachgerüstet werden. Dies ist gesetzlich geregelt, erklärt Die Kosten für den Einbau betragen rund 10000 Euro. Die beiden Gruppenlöschfahrzeuge in Klosterlechfeld sollen künftig durch ein moderneres vom Typ HLF 20 ersetzt werden. Bürgermeister Schneider sprach sich aber für den Erhalt der bisherigen Fahrzeuge zu Ausbildungszwecken aus.
Ein bestimmender Faktor für die Leistungsfähigkeit der freiwilligen Feuerwehren sind die Personalstruktur und -qualifikation. Mit 52 Aktiven inklusive Jugend ist die Klosterlechfelder Feuerwehr gut aufgestellt. „Es sind alles freiwillige Feuerwehren, die einen sehr wichtigen Job machen. Die Aktiven beKelnhofer. kommt man aber nur, wenn man ihnen etwas bieten kann und auf dem neuesten Stand der Technik ist“, sagt Schneider. Kelnhofer gibt zu, dass es derzeit schwierig ist, Nachwuchs zu finden. Die Interessen liegen momentan eher beim Fußball und den Schützen. Diese Höhen und Tiefen bei der Nachwuchsgewinnung seien seiner Erfahrung nach ganz normal. Es gebe aber auch „viele Quereinsteiger um die 30“, die nach Klosterlechfeld gezogen sind und sich über die Feuerwehr ins Dorfleben integrieren. Das erfülle ihn mit Stolz.
Der Feuerwehrbedarfsplan wurde in der Gemeinderatssitzung von fast allen Räten gebilligt. Aus „rein formalen Gründen“stimmte Christoph Donderer (FW) nicht zu. In der Sitzungseinladung wurde nicht darauf hingewiesen, dass der Bedarfsplan im Ratsinformationssystem für die Gemeinderäte eingestellt wurde; deshalb habe er ihn nicht gelesen. Reinhard Hiller (CSU) schloss sich dem ebenfalls aus „rein formalen Gründen“an.