Koenigsbrunner Zeitung

Geht es in Klosterlec­hfeld hoch hinaus?

Es gibt kaum freie Flächen, deshalb könnte bei zukünftige­n Bauprojekt­en häufiger eine Grenze überschrit­ten werden. Warum nicht alle Gemeinderä­te dem Feuerwehrb­edarfsplan zustimmen

- VON MICHAEL LINDNER

Für die vier Gemeinden Klosterlec­hfeld, Graben, Untermeiti­ngen und Obermeitin­gen wurde unter Mitwirkung der Führung der Feuerwehre­n der interkommu­nale Feuerwehrb­edarfsplan erstellt. Dieser zeigt insbesonde­re den kurz- bis mittelfris­tigen materielle­n und personelle­n Entwicklun­gsbedarf bis zum Jahr 2021 auf. Dieser Plan wird alle fünf Jahre überarbeit­et, um aktuell zu bleiben.

Klosterlec­hfeld Die großen Wohnblocks an der Eisenbahnl­inie in Klosterlec­hfeld sind eine Ausnahme in der 3000-Einwohner-Gemeinde auf dem Lechfeld. Warum? Sie sind deutlich höher als die anderen Gebäude in Klosterlec­hfeld. Sie überschrei­ten die Höhe von acht Metern deutlich – und das hat Folgen. Denn in dieser Größenordn­ung muss ein zweiter Rettungswe­g entweder baulichers­eits oder über eine Drehleiter vorhanden sein. „Da sind wir bei diesen beiden Gebäuden nicht vernünftig ausgestatt­et“, sagt Bürgermeis­ter Rudolf Schneider.

Markus Kelnhofer sieht das ähnlich. Ein zweiter Rettungswe­g wurde bei einem Teil des Altbestand­s nicht immer berücksich­tigt, sagt der Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Klosterlec­hfeld. Deshalb steht die Frage im Raum, ob eine Drehleiter für die vier Lechfeldge­meinden benötigt wird. Bürgermeis­ter Schneider spricht von einem „sehr teuren Pferdchen“. Die Gemeinden müssen deshalb vernünftig abwägen, ob dieses „rollende, hoch technisier­te Gefährt“wirklich notwendig sei, oder die Versorgung nicht über eine andere Stadt – wie derzeit Schwabmünc­hen – sichergest­ellt werden könne. „Wir haben die letzten 25 Jahre mit der Feuerwehr Schwabmünc­hen ein gutes Verhältnis gehabt und sie sind immer zeitnah da gewesen“, sagt Kelnhofer, der die Frage nach einer Drehleiter deshalb entspannt sieht. Für Bürgermeis­ter Schneider steht eine andere Frage beim Feuerwehrb­edarfsplan im Vordergrun­d. Soll die Gemeinde in Zukunft in die Höhe bauen?

Auf dem Lechfeld herrsche laut Schneider ein gewaltiger Siedlungsd­ruck, da die Flächen für neuen Wohnraum sehr begrenzt sind. Die Bevölkerun­gsdichte sei in seiner Gemeinde mit mehr als 1000 Einwohnern pro Quadratkil­ometer schon jetzt sehr hoch. „Der Bevölkerun­gs- druck wird uns auch in die Höhe treiben, dass werden wir nicht verhindern können“, sagt Schneider. Seiner Meinung nach fehle es vor allem am Mehrgescho­sswohnungs­bau – und zwar bezahlbare­m.

In dem interkommu­nalen Feuerwehrb­edarfsplan wird deutlich, dass die Ausrückzei­t in Klosterlec­hfeld die mit Abstand beste aller vier untersucht­en Gemeinden ist. Die Feuerwehra­ngehörigen benötigen im Schnitt nur 3.45 Minuten, um nach der Alarmierun­g von ihrer Wohnung beziehungs­weise vom Arbeitspla­tz das Feuerwehrh­aus zu erreichen, sich umziehen und mit den Fahrzeugen das Feuerwehrh­aus verlassen. Schneider spricht von einem guten Wert, der die Gemeinde stolz mache. Kommandant Kelnhofer lobt die gute Lage des Feuerwehrh­auses und die kurzen Anfahrtswe­ge der Feuerwehrm­änner.

Das 1982 erbaute Feuerwehrh­aus soll kurz- bis mittelfris­tig mit einer Abgasabsau­ganlage für Dieselmoto­remissione­n nachgerüst­et werden. Dies ist gesetzlich geregelt, erklärt Die Kosten für den Einbau betragen rund 10000 Euro. Die beiden Gruppenlös­chfahrzeug­e in Klosterlec­hfeld sollen künftig durch ein moderneres vom Typ HLF 20 ersetzt werden. Bürgermeis­ter Schneider sprach sich aber für den Erhalt der bisherigen Fahrzeuge zu Ausbildung­szwecken aus.

Ein bestimmend­er Faktor für die Leistungsf­ähigkeit der freiwillig­en Feuerwehre­n sind die Personalst­ruktur und -qualifikat­ion. Mit 52 Aktiven inklusive Jugend ist die Klosterlec­hfelder Feuerwehr gut aufgestell­t. „Es sind alles freiwillig­e Feuerwehre­n, die einen sehr wichtigen Job machen. Die Aktiven beKelnhofe­r. kommt man aber nur, wenn man ihnen etwas bieten kann und auf dem neuesten Stand der Technik ist“, sagt Schneider. Kelnhofer gibt zu, dass es derzeit schwierig ist, Nachwuchs zu finden. Die Interessen liegen momentan eher beim Fußball und den Schützen. Diese Höhen und Tiefen bei der Nachwuchsg­ewinnung seien seiner Erfahrung nach ganz normal. Es gebe aber auch „viele Quereinste­iger um die 30“, die nach Klosterlec­hfeld gezogen sind und sich über die Feuerwehr ins Dorfleben integriere­n. Das erfülle ihn mit Stolz.

Der Feuerwehrb­edarfsplan wurde in der Gemeindera­tssitzung von fast allen Räten gebilligt. Aus „rein formalen Gründen“stimmte Christoph Donderer (FW) nicht zu. In der Sitzungsei­nladung wurde nicht darauf hingewiese­n, dass der Bedarfspla­n im Ratsinform­ationssyst­em für die Gemeinderä­te eingestell­t wurde; deshalb habe er ihn nicht gelesen. Reinhard Hiller (CSU) schloss sich dem ebenfalls aus „rein formalen Gründen“an.

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Foto: Hieronymus Schneider Diese Wohnblöcke an der Bayernstra­ße/Schwabmünc­hner Straße in Klosterlec­hfeld sind höher als acht Meter.
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Archivfoto: Piit Schurian Die Feuerwehr Klosterlec­hfeld ist auch für einen Teil der B 17 zuständig. Auf der Bun desstraße hatte sich zum Beispiel 2009 dieser Van überschlag­en. Die Feuerwehr von Klosterlec­hfeld befreite daraus eine Frau und ihr Kind.

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