Saxofone auf Klangreise
Beim dritten Konzert des Bobinger Musiksommers überraschte ein Quartett mit Ungewöhnlichem
Bobingen Verblüfft waren wohl viele der etwa hundert Konzertbesucher in der Stadtpfarrkirche St. Felizitas in Bobingen als das erste Stück des Saxofonkonzertes erklang. Der Blick ins Programmheft ergab „Prélude zum Te Deum“von Marc-Antoine Charpentier (1643 bis 1704). Aber woher die Besucher die Melodie tatsächlich kannten, verriet Michael Rokoss, der Leiter des Enigma Saxofonquartetts: „Mit dieser Melodie, wurden früher im Fernsehen die Eurovisions-Sendungen angekündigt.“Und dann entführte das Ensemble bei diesem dritten Konzert des Bobinger Musiksommers die Zuhörer auf eine Klangreise quer durch Europa und mehrere Jahrhunderte - von einer Pavane aus der Shakespeare-Zeit (von William Byrd) bis hin zu Kurt Weills Mackie Messer-Song aus der Dreigroschenoper von Bert Brecht. Das Besondere daran war, dass dies mit Instrumenten geschah, die man eher im Bereich der Unterhaltungsmusik vermutet, nämlich mit vier Saxofonen. Außerdem, dass Musik zu hören war, die lange vor der Erfindung des Saxofons (1840) komponierte wurde. Michael Rokoss hat sie für sein Ensemble transkribiert.
Mit Jean-Baptiste Singelées „Premiere Quartour“von 1853 war außerdem eines der ersten Stücke zu hören, das eigens für das neu erfundene Instrument geschrieben wurde. Und mit Hans Leo Haßler (1564 bis 1612) war ein Komponist vertreten, der in Augsburg gewirkt hat.
Schnell gerieten die Zuhörer in den Bann der Musiker und ihrer Instrumente, die jeweils vier Stimmlagen vertraten: Sopran: Chris Haller; Alt: Dan Markx; Tenor: Samia Fayed; Bariton: Michael Rokoss. Die vier Interpreten verfügen nicht nur über eine fundierte klassische Ausbildung, sondern sind auch erfahrene Jazzmusiker. So überraschte das Ensemble mit einem abwechslungsreichen, genreübergreifenden Musikprogramm, bei dem sich zeigte, dass die Saxofone nicht nur für Jazz oder Blues mit spektakulären Improvisationen und Soli bestens geeignet sind, sondern dass ihre warmen Klangfarben im Ensemble und bei alter und klassischer Musik durchaus einen besonderen Reiz entfalten.
So gab es vom faszinierten Publikum in St. Felizitas reichlich Zwischenapplaus und am Ende des Konzertes so lang anhaltend, dass die Musiker nicht ohne Zugabe davon kamen.