Um 8.10 Uhr ist die Welt in Ordnung
Am kommenden Sonntag wird der neue Bundestag gewählt. In Königsbrunn können knapp 21000 Bürger ihre Stimme abgeben. Wie Wahlamtsleiter Roland Krätschmer und sein Team für einen ordnungsgemäßen Ablauf vorsorgen
Königsbrunn „Kommenden Sonntagmorgen, um zehn Minuten nach 8 Uhr, ist die Welt wieder in Ordnung“, hofft Roland Krätschmer als stellvertretender Leiter vom Ordnungsamt der Stadt. Bei ihm und seiner Kollegin Jutta Steinlen sind seit einigen Wochen die Arbeitstage etwas anstrengender und aufwendiger als sonst – wie bei vielen Beamten in den Städten und Gemeinden im südlichen Landkreis. Grund dafür sind die anstehenden Bundestagswahlen.
Am Wahlsonntag wird Krätschmer um sieben Uhr in seinem Büro sein, das als Wahlzentrale dient, und als Wahlamtsleiter für den reibungslosen Ablauf zuständig sein. Wenn bis zehn Minuten nach 8 Uhr niemand von den ehrenamtlichen Wahlhelfern bei ihm angerufen hat, kann er davon ausgehen, dass alles seinen geregelten Gang geht und sich zumindest ein bisschen entspannen. „Es kann ja immer einer vom Team kurzfristig krank wer- den, oder die Eingangstüren einer der fünf Wahlorte in der Brunnenstadt gehen nicht auf. Dann muss ich schnell handeln“, erklärt Krätschmer.
Er kennt sich bestens aus, es ist seine elfte Bundestagswahl. Was den meisten Wählern nicht bekannt sein dürfte, ist die akribische Vorbereitung auf die Wahlen und die strikten Regeln, die bei der Durchführung einzuhalten sind. In der Brunnenstadt sind insgesamt 324 freiwillige Helfer im Einsatz und diese Zahl ist kein Zufall. Nicht mehr und nicht weniger Menschen werden gebraucht, erklärt Krätschmer: „Wir haben 30 Wahllokale (so wird jeder einzelne Raum genannt, in dem abgestimmt werden kann) auf die insgesamt fünf Anlaufstellen verteilt. Für jedes Wahllokal werden acht Personen benötigt. Vier am Vormittag, vier am Nachmittag, am Abend zur Auszählung treffen dann alle wieder zusammen.“
gibt immer einen Wahlvorsteher und dessen Stellvertreter (für die zweite Schicht), das Gleiche gilt für den Schriftführer und zwei Beisitzer. Während der Wahl müssen immer mindestens drei dieser Personen im Raum anwesend und davon müssen zwei immer der Wahlvorsteher und der Schriftführer sein. Sollte dem einen übel werden und der andere muss dringend zur Toilette, muss der Raum geleert und abgeschlossen werden, bis der jeweilige Ersatz bestellt und angekommen ist. Der Hintergrund ist natürlich, jede Manipulation ausschließen zu können.
In der Wahlzentrale ist Krätschmer nicht alleine, insgesamt werden dort noch zusätzlich 20 Kollegen anwesend sein. „Es hängt viel Arbeit dran, auch organisieren wir Speisen und Getränke für die Helfer, es ist ja ein langer Sonntag“, sagt Krätschmer. Wer richtig mitgezählt hat, kommt erst auf 260 Personen. Bei den vier Briefwahllokalen sind ebenfalls noch 64, das heißt pro Wahllokal 16 Helfer im Einsatz.
Über 4300 der knapp 21000 Wahlbenachrichtigten haben bei Krätschmer und seiner Kollegin Jutta Steinlen die Unterlagen zur Briefwahl angefordert. „Meine Unterschrift kann ich jetzt“, witzelt Krätschmer, weil er jeden einzelnen Wahlschein vor der Aussendung gegenkennzeichnet hat.
Die meisten Briefwähler haben ihre Unterlagen auch schon zurückgeschickt und diese werden verschlossen und sicher aufbewahrt. Erst am Wahlsonntag um 16 Uhr werden die Briefwahlstimmen einzeln und verschlossen den Urnen hinzugefügt und – wie alle anderen Stimmzettel auch – erst nach 18 Uhr ausgezählt.
Um Irrtümer bei der Auszählung zu vermeiden, gibt es Rechenmethoden, so werden beispielsweise Quersummen erstellt und die Ergebnisse auf einer Niederschrift festgehalten. Per sogenannter Schnellmeldung erhält Roland Krätschmer in der Wahlzentrale die Resultate und gibt diese per Handy und Fax an die Stadt Augsburg weiEs ter. Die Niederschrift und alle weiteren Unterlagen bringt er persönlich Montagmorgen an die Wahlzentrale für den Wahlkreis Augsburg Stadt.
Seit 1980 ist Krätschmer mit der Organisation von Wahlen allgemein betraut und sein Resümee dazu ist: „Die Wahlen in Deutschland sind sehr sicher und meiner Meinung nach sind Manipulationen nicht möglich.“
Auch ist das ehrenamtliche Helferteam größtenteils erfahren und gut eingespielt. In der Brunnenstadt gibt es keine Engpässe, die benötigten 324 Helfer stehen bereit und bekommen für ihr Engagement eine Urkunde – von Innenminister Thomas de Maizière unterzeichnet. Klaus-Peter Gerner ist einer der Engagierten, für seine langjährige Hilfe bei Bundestags- beziehungsweise Europawahlen bekommt er zusätzlich eine Anstecknadel und sagt: „Für mich ist es als deutscher Bürger eine selbstverständliche Pflicht und eine Ehre mich bei den Wahlen einzubringen.“