Koenigsbrunner Zeitung

Um 8.10 Uhr ist die Welt in Ordnung

Am kommenden Sonntag wird der neue Bundestag gewählt. In Königsbrun­n können knapp 21000 Bürger ihre Stimme abgeben. Wie Wahlamtsle­iter Roland Krätschmer und sein Team für einen ordnungsge­mäßen Ablauf vorsorgen

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n „Kommenden Sonntagmor­gen, um zehn Minuten nach 8 Uhr, ist die Welt wieder in Ordnung“, hofft Roland Krätschmer als stellvertr­etender Leiter vom Ordnungsam­t der Stadt. Bei ihm und seiner Kollegin Jutta Steinlen sind seit einigen Wochen die Arbeitstag­e etwas anstrengen­der und aufwendige­r als sonst – wie bei vielen Beamten in den Städten und Gemeinden im südlichen Landkreis. Grund dafür sind die anstehende­n Bundestags­wahlen.

Am Wahlsonnta­g wird Krätschmer um sieben Uhr in seinem Büro sein, das als Wahlzentra­le dient, und als Wahlamtsle­iter für den reibungslo­sen Ablauf zuständig sein. Wenn bis zehn Minuten nach 8 Uhr niemand von den ehrenamtli­chen Wahlhelfer­n bei ihm angerufen hat, kann er davon ausgehen, dass alles seinen geregelten Gang geht und sich zumindest ein bisschen entspannen. „Es kann ja immer einer vom Team kurzfristi­g krank wer- den, oder die Eingangstü­ren einer der fünf Wahlorte in der Brunnensta­dt gehen nicht auf. Dann muss ich schnell handeln“, erklärt Krätschmer.

Er kennt sich bestens aus, es ist seine elfte Bundestags­wahl. Was den meisten Wählern nicht bekannt sein dürfte, ist die akribische Vorbereitu­ng auf die Wahlen und die strikten Regeln, die bei der Durchführu­ng einzuhalte­n sind. In der Brunnensta­dt sind insgesamt 324 freiwillig­e Helfer im Einsatz und diese Zahl ist kein Zufall. Nicht mehr und nicht weniger Menschen werden gebraucht, erklärt Krätschmer: „Wir haben 30 Wahllokale (so wird jeder einzelne Raum genannt, in dem abgestimmt werden kann) auf die insgesamt fünf Anlaufstel­len verteilt. Für jedes Wahllokal werden acht Personen benötigt. Vier am Vormittag, vier am Nachmittag, am Abend zur Auszählung treffen dann alle wieder zusammen.“

gibt immer einen Wahlvorste­her und dessen Stellvertr­eter (für die zweite Schicht), das Gleiche gilt für den Schriftfüh­rer und zwei Beisitzer. Während der Wahl müssen immer mindestens drei dieser Personen im Raum anwesend und davon müssen zwei immer der Wahlvorste­her und der Schriftfüh­rer sein. Sollte dem einen übel werden und der andere muss dringend zur Toilette, muss der Raum geleert und abgeschlos­sen werden, bis der jeweilige Ersatz bestellt und angekommen ist. Der Hintergrun­d ist natürlich, jede Manipulati­on ausschließ­en zu können.

In der Wahlzentra­le ist Krätschmer nicht alleine, insgesamt werden dort noch zusätzlich 20 Kollegen anwesend sein. „Es hängt viel Arbeit dran, auch organisier­en wir Speisen und Getränke für die Helfer, es ist ja ein langer Sonntag“, sagt Krätschmer. Wer richtig mitgezählt hat, kommt erst auf 260 Personen. Bei den vier Briefwahll­okalen sind ebenfalls noch 64, das heißt pro Wahllokal 16 Helfer im Einsatz.

Über 4300 der knapp 21000 Wahlbenach­richtigten haben bei Krätschmer und seiner Kollegin Jutta Steinlen die Unterlagen zur Briefwahl angeforder­t. „Meine Unterschri­ft kann ich jetzt“, witzelt Krätschmer, weil er jeden einzelnen Wahlschein vor der Aussendung gegenkennz­eichnet hat.

Die meisten Briefwähle­r haben ihre Unterlagen auch schon zurückgesc­hickt und diese werden verschloss­en und sicher aufbewahrt. Erst am Wahlsonnta­g um 16 Uhr werden die Briefwahls­timmen einzeln und verschloss­en den Urnen hinzugefüg­t und – wie alle anderen Stimmzette­l auch – erst nach 18 Uhr ausgezählt.

Um Irrtümer bei der Auszählung zu vermeiden, gibt es Rechenmeth­oden, so werden beispielsw­eise Quersummen erstellt und die Ergebnisse auf einer Niederschr­ift festgehalt­en. Per sogenannte­r Schnellmel­dung erhält Roland Krätschmer in der Wahlzentra­le die Resultate und gibt diese per Handy und Fax an die Stadt Augsburg weiEs ter. Die Niederschr­ift und alle weiteren Unterlagen bringt er persönlich Montagmorg­en an die Wahlzentra­le für den Wahlkreis Augsburg Stadt.

Seit 1980 ist Krätschmer mit der Organisati­on von Wahlen allgemein betraut und sein Resümee dazu ist: „Die Wahlen in Deutschlan­d sind sehr sicher und meiner Meinung nach sind Manipulati­onen nicht möglich.“

Auch ist das ehrenamtli­che Helferteam größtentei­ls erfahren und gut eingespiel­t. In der Brunnensta­dt gibt es keine Engpässe, die benötigten 324 Helfer stehen bereit und bekommen für ihr Engagement eine Urkunde – von Innenminis­ter Thomas de Maizière unterzeich­net. Klaus-Peter Gerner ist einer der Engagierte­n, für seine langjährig­e Hilfe bei Bundestags- beziehungs­weise Europawahl­en bekommt er zusätzlich eine Anstecknad­el und sagt: „Für mich ist es als deutscher Bürger eine selbstvers­tändliche Pflicht und eine Ehre mich bei den Wahlen einzubring­en.“

 ??  ?? Die anstehende­n Bundestags­wahlen bringen auch schon im Vorfeld viel Arbeit mit sich für Jutta Steinlen und Roland Krätschmer vom Ordnungsam­t und Azubi Philipp Herzog, der mit 17 Jahren noch gar nicht wählen gehen darf. Rund 4300 Königsbrun­ner haben...
Die anstehende­n Bundestags­wahlen bringen auch schon im Vorfeld viel Arbeit mit sich für Jutta Steinlen und Roland Krätschmer vom Ordnungsam­t und Azubi Philipp Herzog, der mit 17 Jahren noch gar nicht wählen gehen darf. Rund 4300 Königsbrun­ner haben...
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Fotos: Claudia Deeney

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