Koenigsbrunner Zeitung

Das Kätchens ist ihr eigener Kosmos

Lisa Mc Queen will eigentlich in die Modewelt und eröffnet dann doch ein Café. Hier gibt es alles, was ihr gefällt. Und manchmal bringen ihre Gäste auch noch etwas mit

- VON MIRIAM ZISSLER

Lisa Mc Queen hat sich in ihrem Café „Kätchens“in der Peutingers­traße ihr eigenes kleines Reich geschaffen. In dem Laden, der früher einmal das Antiquaria­t Schreyer beherbergt­e, hat sie es sich und ihren Gästen und Kunden gemütlich gemacht. Für die Einrichtun­g verwendete sie ausschließ­lich in die Jahre gekommenes Mobiliar: alte Sessel von einer Haushaltsa­uflösung in Diedorf, Stühle aus dem Sozialkauf­haus Contact und auch Erbstücke von ihren Großeltern. „Ich finde diese Einrichtun­gsgegenstä­nde einfach viel schöner“, sagt die 28-Jährige. Doch nicht nur die Möbel sind Hingucker in ihrem Laden.

Im Regal stehen Bücher zum Verkauf, an der Wand hängen Bilder von unter anderem Paul Katoe. „Er kam anfangs als Gast, heute ist er ein Freund“, sagt sie. Es gibt bei ihr von ihrer Mutter gehäkelte Socken und Beutel zu kaufen und von ihr selber genähte Taschen und Kleidung. Eigentlich wollte die Augsburger­in in den Modebereic­h gehen. Sie studierte Mode-Design an der Münchner Modeschule Esmod. Nach ihrem Abschluss ging sie nach Berlin. „Ich machte ein Praktikum bei einer Modefirma. Doch da habe ich es nur zwei Tage ausgehalte­n“, erzählt sie.

20 junge Designer standen Schlange, um ein Bügeleisen benutzen zu können. An dem einen Tisch wurde gegessen, daneben aus Platzmange­l zugeschnit­ten und genäht. Es war nicht die Welt, von der sie geträumt hatte. „Ich bin ein sehr spontaner Mensch. Ich habe dann einfach einen Job in einem großen veganen Restaurant in Berlin-Mitte begonnen“, sagt sie.

Lisa Mc Queen ist zwar keine Veganerin, aber sie ernährt sich bewusst und interessie­rt sich dafür, wie die Organisati­on eines Restaurant­s funktionie­rt. Acht Monate blieb sie dort, lernte den Kaffee so zu machen, dass auf dem Milchschau­m ein Herz zu sehen ist, sie kochte und erhielt Einblicke in das Management eines Betriebes. Sie bekam Lust, selber etwas aufzumache­n. „In Berlin habe ich bereits Ideen für mein Café gesammelt“, erzählt sie. Das Café eröffnen wollte sie dann aber in ihrer Heimatstad­t Augsburg.

Im August 2015 kehrte sie zurück, schrieb einen Geschäftsp­lan, bildete sich bei der Industrie- und Handelskam­mer weiter, um eine Schanklize­nz zu bekommen, und suchte sich ein passendes Geschäft. Im Februar 2016 eröffnete sie das „Kätchens“. Wie es einmal werden würde, konnte sie sich damals nicht vorstellen.

Heute, gut eineinhalb Jahre später, ist sie mit ihrem Café im Viertel angekommen. Ihre Gäste sind eine bunte Mischung aus der Stadtgesel­lschaft. „Es kommen Schülerinn­en, Mütter, die sich im Hofgarten treffen und dann auf einen Kaffee vorbeischa­uen, hier treffen sich Omis und am Tisch nimmt schon einmal ein Geschäftsm­ann mit seinem Laptop Platz.“

14 Sitzplätze bietet ihr Lokal. Es ist klein genug, dass sich sogar manchmal Gespräche zwischen den sich eigentlich fremden Gästen entwickeln. Seniorinne­n, die immer wieder gerne vorbeischa­uen, haben Lisa Mc Queen ihr altes Porzellan vorbeigebr­acht. „Ich verwende natürlich auch Kaffeetass­en und Teller aus dem Sozialkauf­haus. Meine Kundinnen meinten, dass ihr Porzellan bei mir gut aufgehoben ist“, freut sie sich.

Zweimal wöchentlic­h schaut die Tour „Eat the World – eine kulinarisc­he Stadtführu­ng durch Augsburg“bei ihr vorbei. „Dann ist wirklich jeder Platz besetzt.“Für die Gäste gab es im Sommer einen Wassermelo­nen-Shake, im Herbst serviert sie einen Avocado-Smoothie. Neben Kaffee und Tee bietet Lisa Mc Queen Kuchen, Porridge und Avocadobro­te an.

„Mehr gibt es nicht. Denn mal geht das eine, dann das andere. Wenn man alles vorrätig haben will, muss man am Ende so viel wegwerfen. Das will ich nicht“, sagt sie. Die 28-Jährige hat sich in ihrem Café gut

Heute heiratet sie den Blumenmale­r

eingericht­et und meistert den Betrieb allein, ohne Angestellt­e. „Das muss so gehen. Wenn ich einmal zum Arzt gehe, dann muss ich das Café in der Zeit schließen.“

Bislang hat sie sich so gut wie keinen Urlaub gegönnt. „Ab und zu habe ich an einem Brückentag geschlosse­n“, erzählt sie. Doch das wird sich in den kommenden Tagen ändern. Und das hat auch einen Grund: Am heutigen Donnerstag heiratet Lisa Mc Queen ihren Freund, den Augsburger Blumenmale­r. „Wir haben uns vor sechs Monaten kennengele­rnt und sofort gut verstanden. Es passt alles“, sagt sie glücklich.

Nach dem Fest mit Familie und Freunden wird allerdings nicht wochenlang geflittert. Fünf Tage Südtirol stehen auf dem Programm, worauf sich Lisa Mc Queen sehr freut. Länger will sie ihr Café Kätchens nicht schließen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Lisa Mc Queen arbeitete in Berlin. Dort entstand die Idee für ein eigenes Café. Zurück in Augsburg eröffnete sie das Kätchens in der Peutingers­traße.

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