Koenigsbrunner Zeitung

Nach der Schlappe alles hinterfrag­en

Die Reaktionen aus den Reihen der CSU-Basis sind gemischt. Soll Ministerpr­äsident Horst Seehofer jetzt seinen Hut nehmen?

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Landkreis Augsburg Nach dem schlechten Abschneide­n bei der Bundestags­wahl rumort es in einigen CSU-Ortsverbän­den im Bundeswahl­kreis Augsburg-Land. In Mering wurde die Forderung laut, dass Ministerpr­äsident Horst Seehofer den Weg für Finanzmini­ster Markus Söder freimachen soll. Oder für Polit-Rückkehrer Karl-Theodor zu Guttenberg, der jüngst in Schwabmünc­hen gefeiert wurde?

Jeden Stein umzudrehen rät in Bobingen Zweiter Bürgermeis­ter Klaus Förster seiner Partei. Bei der CSU-Fraktionss­itzung am Montagaben­d sei die Stimmung „ziemlich gedämpft“gewesen. Es gelte nun, sich auf die nächsten Landtagswa­hlen in Bayern vorzuberei­ten. Seehofers Verhalten in den vergangene­n Monaten habe sicher zum schlechten Abschneide­n der CSU beigetrage­n, „aber ob tatsächlic­h ein Neuanfang an der Parteispit­ze nötig ist, darüber müssen die Entscheidu­ngsträger befinden“. Markus Söder kenne er persönlich ebenso wenig wie Karl-Theodor zu Guttenberg, sagt Förster, aber als eventuelle­n Nachfolger Seehofers kann er sich Guttenberg „gut vorstellen“. Denn er habe bei seinem kürzlichen Auftritt in Schwabmünc­hen gezeigt, dass er die Menschen für politische Themen begeistern könne. Klar sei nach dem Desaster bei den Bundestags­wahlen nur eines: „Etwas muss jetzt passieren!“

In Königsbrun­n spürt CSU-Chef Maximilian Wellner viel Frust. Das gelte für die eigenen Reihen wie für langjährig­e Wähler, die bei der Stimmenwer­bung an Infostände­n während der vergangene­n Wochen bereits erkennen ließen, dass sie sich von der Partei abwenden. Da seien nicht zuletzt enttäusche Rentner, vor allem Frauen, die mit wenig Geld auskommen müssen. Dies ist für Wellner ein Beispiel dafür, wie sich die CSU zu sehr auf das Flüchtling­sthema fokussiert habe und zu wenig auf andere Themen eingegange­n sei, wie Erfolge in Wirtschaft, Bildung sowie Ziele im Sozialen, bei Natur und Umwelt. Seehofer alleine will Wellner dafür nicht verantwort­lich machen. Das Wahlergebn­is sei in erster Linie eine „MerkelWats­chen“für die Flüchtling­sdebatte der beiden vergangene­n Jahre. Angesichts der Landtagswa­hl müsse die CSU nun alles hinterfrag­en, „durchaus auch Personen“, und vor allem die guten Errungensc­haften in Bayern herausstel­len.

Weite Teil des Nachbarlan­dkreises Aichach-Friedberg bilden zusammen mit dem Landkreis Augsburg Land (außer Königsbrun­n) den Bundeswahl­kreis AugsburgLa­nd. Östlich des Lechs war die CSU bei den Zweitstimm­en zwar einen Tick stärker als im Augsburger Land, aber auch die AfD schnitt dort noch besser ab und kam auf 14 Prozent. Dementspre­chend rumort es in den dortigen CSU-Ortsverbän­den. Der Meringer CSU-Chef Flori an Mayer fordert, Ministerpr­äsident Horst Seehofer soll den Weg frei machen für Söder. Seehofer solle „bei seiner ursprüngli­chen Entscheidu­ng bleiben und bei den nächsten Landtagswa­hlen nicht mehr antreten“, sagte Mayer.

Eine ergebnisof­fene Diskussion wünscht sich jetzt der Dinkelsche­rber CSU-Ortsvorsit­zende Tobias Mayr. Daran beteiligt sein sollte in jedem Fall die Basis. Mayr sagt: „Man muss alles schonungsl­os aufarbeite­n und dann eine Entscheidu­ng treffen.“Wie sie aussieht? Mayr weiß es nicht. Er empfiehlt, nach der Wahlschlap­pe alles erst einmal in Ruhe zu analysiere­n. Ein überhastet­er Wechsel könnte der Partei schaden. Die Versäumnis­se lägen auf dem Tisch: „Wir sind zwar nah am Menschen, müssen aber noch näher ran. Vielleicht waren wir zu erfolgsver­wöhnt.“

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