Koenigsbrunner Zeitung

Mundwerk statt Handwerk

Die Werke von Markus Kolp sind etwas Besonderes: Der Großaiting­er gestaltet sie mit dem Mund. Jetzt hat er für sein Hochzeitsb­ild „Verbunden“eine weltweit anerkannte Auszeichnu­ng erhalten

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Großaiting­en Der Großaiting­er Mundmaler Markus Kolp wurde mit dem ersten Preis des Verbandes der mund- und fußmalende­n Künstler in aller Welt ausgezeich­net. Bei dem Kongress in Barcelona wurde vor Kurzem bekannt gegeben, wer den Malwettbew­erb „Feierliche Anlässe“des Jahres 2016 für sich entscheide­n konnte. Insgesamt wurden 602 Werke mund- und fußmalende­r Künstler eingereich­t, davon 104 in der Kategorie Vollmitgli­eder und assoziiert­e Mitglieder und der Rest in der Kategorie Stipendiat­en.

Der erste Rang wurde zweimal vergeben und fiel auf Markus Kolp und den Slowenen Benjamin Znidarsic. Kolps Aquarell „Verbunden“ist ein Hochzeitsb­ild. Es zeigt zwei Bäume, die sich im stürmische­n Wind biegen und sich umarmend das Herz in ihrer Mitte schützen. „Damit will ich ausdrücken, dass die Liebe in den Stürmen des Lebens geschützt und bewahrt werden soll“, sagt der 51-Jährige. „Für dieses Bild habe ich vier Stunden zum Malen gebraucht“, sagt Kolp sichtlich zufrieden. Das Original befindet sich noch beim Verband, nach dem Druck der Karten geht es an den Urheber zurück. Eine Fotografie davon hat er sich natürlich behalten. In seinem kleinen Zimmer im elterliche­n Haus malt Kolp jedes Jahr etwa zwölf Bilder, je nachdem wie es seine Gesundheit zulässt. Denn er ist seit dem 16. Lebensjahr nach einem schweren Mopedunfal­l vom Hals abwärts gelähmt und hat nur noch ein Bein. „Weil ich kein Handwerk mehr ausüben kann, habe ich halt ein Mundwerk gelernt“, sagt er und lächelt. Nach der monatelang­en Rehabilita­tion holte den Realschula­bschluss in der „Pfennigpar­ade“in München nach und wollte Computer-Grafikdesi­gner werden. Doch es gab keinen behinderte­ngerechten Arbeitspla­tz dafür. Da er Kunstgesch­ichte als Hauptfach wählte, entdeckte er die Aquarellma­lerei als Hobby und Ausdrucksf­orm. Doch es dauerte bis zum Jahr 2004, bis er ein Stipendium des Verbandes der mund- und fußmalende­n Künstler erhielt.

Weil seine Werke gut ankamen, wurde er 2011 zum assoziiert­en Mitglied mit Festgehalt befördert. Seine Bilder werden auf den bekannten Kalendern und Postkarten des Verbandes veröffentl­icht und damit vermarktet. „Es hilft mir also, wenn die Kalender und Postkarten von den Leuten auch gekauft werden“, sagt Kolp und fügt hinzu: „Malen gibt mir das Bewusstsei­n, etwas geschaffen zu haben, und es erfüllt mich mit Freude, wenn mir ein Bild gelungen ist.“

Seine Bilder waren im Jahr 2014 im Kursana Domizil in Bobingen und seitdem bei neun Ausstellun­gen – unter anderem im Rathaus Köer nigsbrunn, im Kunsthaus Schwabmünc­hen und sogar in Frankfurt am Main zu sehen. Kolp ist ein Fußballfre­und, wenn möglich wird er zu jedem Heimspiel seines FC Augsburg gefahren und die übrige Fußballsze­ne verfolgt er am Fernseher. Er wird jeden Vormittag von einem Pflegedien­st versorgt und von seiner Mutter betreut.

Derzeit ist er auf der Suche nach einem Betreuer, der ihm die notwendige­n Handgriffe bei seinem „Mundwerk“ersetzt und ihn mit dem Rollstuhl fortbewege­n kann.

„Es hilft mir also, wenn die Kalender und Postkarten von den Leuten auch gekauft werden.“

Mundmaler Markus Kolp

 ?? Fotos: Hieronymus Schneider ?? Markus Kolp findet durch sein „Mundwerk“, die Aquarellma­lerei, Erfüllung und Bestätigun­g. Mit dem Gemälde „Verbunden“gewann Kolp den ersten Preis des Verbandes der mund und fußmalende­n Künstler im Jahr 2016.
Fotos: Hieronymus Schneider Markus Kolp findet durch sein „Mundwerk“, die Aquarellma­lerei, Erfüllung und Bestätigun­g. Mit dem Gemälde „Verbunden“gewann Kolp den ersten Preis des Verbandes der mund und fußmalende­n Künstler im Jahr 2016.
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