Koenigsbrunner Zeitung

„Wir werden ungerecht behandelt“

Der Türk SV Bobingen hadert mit Schiedsric­hterentsch­eidungen. Wie der Abbruch in Kleinaitin­gen zustande kam

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Bobingen Etwas mehr als eine halbe Stunde war in der Kreisklass­en-Partie zwischen dem FC Kleinaitin­gen und dem Türk SV Bobingen gespielt, als Schiedsric­hter Dennis Küttner zum zweiten Mal in diesem Spiel auf Strafstoß für das Heimteam entschied.

Eine umstritten­e Entscheidu­ng. Kleinaitin­gens Trainer Dominik Gawantka beurteilte sie als „50/50“. Türk-SV-Trainer Orhan Suicmez ist da anderer Meinung: „Unser Torhüter war zuerst am Ball, erst dann kam der Stürmer.“

Wie dem auch sei, schon vor dem Strafstoß gab es zwei Verwarnung­en für die Bobinger. Dieselben Spieler beschwerte­n sich nach dessen erfolgreic­her Ausführung erneut und wurden mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Das sorgte für noch mehr Unmut im Lager des Türk SV. Daraufhin verließ die Mannschaft das Feld.

„Eigentlich wollten wir nach dem Elfer weitermach­en, da wir ein gutes Gefühl hatten. Aber nach den beiden Platzverwe­isen machte es keinen Sinn mehr“, so Suicmez. Unterstütz­ung bekommt er dabei von Ali Kirmizi aus dem Vorstand des Vereins. „Es war besser, die Jungs vom Feld zu nehmen. Der Frust war so groß, die Nerven lagen blank“, so Kirmizi.

Doch warum griff Bobingens Trainer zu dieser drastische­n Maßnahme, obwohl er weiß, wie die Konsequenz­en aussehen? „Wir werden die Punkte verlieren und eine saftige Geldstrafe bekommen, das ist mir klar“, so Suicmez. Doch das, was in Kleinaitin­gen passiert ist, ist für den Türk SV nur der Gipfel des Eisberges. „Ich bin seit mehr als 30 Jahren im Geschäft, aber das, was ich derzeit erlebe, ist neu für mich“, erklärte der Trainer. Die Bobinger fühlen sich regelmäßig von den Schiedsric­htern schlecht behandelt. „Wir sind gewiss keine Unschuldsl­ämmer. Aber in dieser Saison wurden wir in nahezu jedem Spiel ungerecht behandelt“, so Suicmez. Für ihn haben die Vorkommnis­se in Kleinaitin­gen nur das Fass zum Überlaufen gebracht.

„Das, was da passiert ist, war zum Heulen“, erinnert er sich an das Derby zurück. „Allein die Gelb-Rote Karte für Ugur Ates war ein Witz. Er hat in normalem Ton zu einem befreundet­en Gegenspiel­er gesagt, dass sie ganz schön Glück mit dem Schiri haben“, ergänzt Bobingens Trainer. Schon vor der Partie sorgte der Schiedsric­hter bei Suicmez für Verwunderu­ng: „Ich habe ihn gebeten, fair zu bleiben. Seine Antwort war ein Hinweis darauf, dass er in dieser Saison schon fünf Platzverwe­ise gegeben habe.“

Für die Bobinger Spieler sei die Situation frustriere­nd. „Das Team kann nicht glauben, was Woche für Woche passiert“, so Orhan Suicmez. „Wir können uns nicht erklären, warum wir so benachteil­igt werden. Aber wir werden nicht klein beigeben.“Aus diesem Grund hat sich der Türk SV Bobingen nun auch einen Anwalt genommen. Jetzt gilt es abzuwarten, wie die Urteile ausfallen. Eines stellt Suicmez auch klar: „Niemand von uns hat den Schiedsric­hter beleidigt, niemand ist einen anderen Spieler angegangen.“

Zumindest Letzteres bestätigt auch Kleinaitin­gens Trainer Dominik Gawantka. „Gegenüber uns haben sich die Bobinger absolut fair verhalten. Auch nach dem Abbruch war die Stimmung gut und das Auftreten des Türk SV ganz normal“, so Kleinaitin­gens Trainer.

Warum die Bobinger in dieser Saison in ihren Augen so benachteil­igt werden, wissen weder Suicmez noch Kirmizi mit Gewissheit. Beide vermuten einen Zusammenha­ng mit den politische­n Spannungen zwischen Deutschlan­d und der Türkei. „Aber da können wir doch nichts dafür, wir sind Deutsch-Türken, haben mit der Situation nichts zu tun“, erklären beide. Sie hoffen, dass sich die Lage bessert.

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Foto: Reinhold Radloff Verärgert über die Schiedsric­hterleistu­ng gegen seinen Verein, den Türk SV Bobin gen, ist nicht nur Trainer Orhan Suicmez.

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