Koenigsbrunner Zeitung

Dass wir das überlebt haben

- VON DANIELA HUNGBAUR

Wie haben wir das früher nur überlebt? Fragen Sie sich das auch oft? Denn es gab sie, die Kindheit, in der es eine Selbstvers­tändlichke­it war, dass man nach etlichen Probemärsc­hen in Begleitung eines Erwachsene­n allein zur Schule gelaufen, mit dem Bus oder mit dem Rad gefahren ist. Für den Nachmittag verabredet­e man sich beim Spielplatz oder einem anderen Fleck, wo man ungestört spielen, reden und im Kettcar, auf Rollschuhe­n oder sonst einem Gefährt Runde um Runde drehen konnte. Einfach so. Aus Freude an der Bewegung. Aus Freude, freizuhabe­n. Aus Freude, Freunde zu haben.

Und man hatte kein Smartphone! Das stelle man sich mal vor: Man bewegte sich als Kind ohne Kontrolle der Eltern – und ohne Gefahr zu laufen, sich schon im frühen Kindesalte­r durch permanente­s Starren auf einen kleinen Computer Nackenund Schulterpr­obleme einzuhande­ln. Von anderen Gefahren wie etwa fürs Hirn und das Sozialverh­alten mal abgesehen. Besorgte Eltern treiben diese Risiken sicher um. Doch so manche trauen ihrem Nachwuchs offenbar nicht einmal mehr das Laufen zur Schule zu. Gehen ist vielleicht manches Kind gar nicht mehr gewöhnt. Länger laufen schon gar nicht. Da fährt man lieber. Mit dem Auto. Bis knapp vors Klassenzim­mer. Muss ja heute alles effizient sein. So rumbummeln auf dem Schulweg, das passt nicht mehr in die Zeit.

Aber vielleicht hat sich das mit dem Elterntaxi irgendwann erledigt. Wenn es keine Schulhäuse­r mehr gibt, weil jeder von zu Hause aus oder von wo auch immer am Laptop lernt. Treffen und austausche­n tut man sich ja längst lieber im Internet. So sinkt stetig die Gefahr, sich beim Spiel oder einer gelegentli­chen Rauferei auf dem Schulweg das Knie aufzuschla­gen. So schrecklic­he Sachen passierten nämlich damals tatsächlic­h öfter. Ein Wunder, dass wir es überlebt haben.

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