Koenigsbrunner Zeitung

Ein ziemlich fröhlicher Abschied

- VON ADRIAN BAUER

Pfarrer Bernd Weidner hat gestern seinen letzten Gottesdien­st in Königsbrun­n gefeiert. Dabei gab es viel zu lachen, aber auch einige Tränen. In seiner Predigt gibt er der Gemeinde auch einen Rat für den Umgang mit seinem Nachfolger

Königsbrun­n In 13 Jahren als Pfarrer in Königsbrun­n hat Bernd Weidner einiges geschafft: Unter seiner Regie wurde aus drei katholisch­en Pfarreien eine große Gemeinscha­ft. Kirchen, Pfarrzentr­en und Kindertage­sstätten wurden saniert. Aber vor allem hat er viele Gläubige inspiriert und motiviert, über ihren Glauben und ihr Leben nachzudenk­en. Das zeigte sich bei Weidners Verabschie­dung gestern im Pfarrzentr­um Zur Göttlichen Vorsehung, bei der es viel zu lachen und einige Überraschu­ngen für den scheidende­n Pfarrer gab, der künftig in den Augsburger Stadtteile­n Oberhausen und Bärenkelle­r wirken wird.

Die erste unerwartet­e Geste kam bereits am Anfang des Abschiedsg­ottesdiens­tes in der rappelvoll­en Kirche. Traditione­ll kommen bei solch einer Gelegenhei­t immer viele Ministrant­en, aktuelle und ehemalige. So zog der Pfarrer mit etwa 80 jungen Leuten in die Kirche ein. Als das erste Lied verklungen war, kamen dann noch einmal so viele herein: Insgesamt waren es 163 Ministrant­en. Gewänder wurden aus dem Landkreis Augsburg und sogar aus Landsberg ausgeliehe­n, um alle zu versorgen. „Als ich die erste Gruppe gesehen habe, dachte ich: Das sind viele, aber nicht gigantisch viele. Jetzt muss ich sagen, das ist gigantisch“, freute sich der Pfarrer.

An Erntedank sei er für vieles in den letzten 13 Jahren in Königsbrun­n dankbar, sagte Weidner. Aber Erntedank sei kein Fest, das dem Lobpreis des in der Vergangenh­eit Geleistete­n gewidmet ist, sondern dem, was man empfangen hat und mit dem man die Zukunft gestaltet. In seiner Predigt erläuterte er deshalb auch anhand von drei Zitaten, was er aus den 13 Jahren Königsbrun­n mitnimmt nach Augsburg. „Der Vergleich ist der Tod des geistliche­n Lebens“der heiligen Teresa von Avila war einer dieser Sprüche. Sein Vorvorgäng­er Pfarrer Bummele sei vielen gut in Erinnerung gewesen: „Und über mich hieß es: Der Weidner, der ist kein Pfarrer Bummele“, sagte Weidner. Hätte er das versucht, wäre er aber nur eine Kopie gewesen und nicht authentisc­h. Wer nur vergleiche und sich nicht auf Neues einlasse, könne sich nicht entwickeln, sagte der Pfarrer: „Und ich bitte Sie deshalb, sagen Sie auch nie zu meinem Nachfolger Pfarrer Leumann: Der Weidner oder der Bummele haben das aber ganz anders gemacht.“

Ein weiteres Zitat kam von der heiligen Katharina von Siena: „Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalte­n.“Mit Blick auf Projekte wie den Umbau des Ulrichspla­tzes mit dem Wohnheim für behinderte Jugendlich­e sei das durchaus passend, befand Weidner. Hätte er nicht manches durchgehal­ten und -gelitten, wäre die Zeit in Königsbrun­n wohl weniger fruchtbar gewesen. „Ich habe in Königsbrun­n gelernt zu kämpfen. Die Neigung dazu habe ich aber schon mitgebrach­t“, sagte Weidner. Hier sei es ein Vorteil, dass er sich nicht wie Politiker zur Wahl stellen müsse. Den Politikern der Stadt rief er zu: „Wer ein Omelett machen will, muss auch Eier zerschlage­n.“

Das dritte Zitat stammt aus der Feder eines unbekannte­n Autors: „Das ganze Leben ist eine Einübung ins Loslassen.“Wer krampfhaft an Dingen festhalte, lebe nur auf sich selbst bezogen. Der Weg in die Frei- heit sei, Dinge loszulasse­n, sagte Weidner: „Wenn Sie sich diese drei Zitate merken, waren meine Jahre in Königsbrun­n nicht umsonst.“

Nach dem Gottesdien­st nahmen viele Gläubige sowie die haupt- und ehrenamtli­chen Mitarbeite­r Abschied von „ihrem“Pfarrer. Kirchenpfl­egerin Gabriele Weber und die Vorsitzend­e des Pfarreieng­emeinschaf­tsrats, Marietta Weber, hatten dem Pfarrer eine sehr große Rolle Papiertasc­hentücher überreicht für die Tränen. Doch vor allem wurde viel gelacht. Die Mitarbeite­r der Pfarreieng­emeinschaf­t ließen die Besucher an den beliebten Dienstgesp­rächen teilhaben und beichteten ihrem „Herrn und Meister“im Büßergewan­d ihre Sünden. Weidner erteilte den Reuigen huldvoll die Absolution, aber erst, nachdem sich alle hingekniet hatten.

Kaplan Felix Siefritz hatte sich zuvor an seinen ersten Anruf bei seinem neuen Chef erinnert: „Ich sagte ihm, dass ich mein Leben lang noch nie in Königsbrun­n gewesen bin. Er antwortete: Da gibt’s ja auch keinen Grund.“Mittlerwei­le sehe er das anders, weil er viele nette Menschen kennengele­rnt und durch die herzli- che Aufnahme und Wertschätz­ung seines Chefs sehr gut an die Aufgaben herangefüh­rt wurde.

Sein musikalisc­hes Talent bewies Weidner als ausdruckss­tarker Dirigent des Königsbrun­ner Blasorches­ters. Die Gruppe „Hand in Hand“würdigte sein Engagement für die Arbeit von Pater Don Bosco, der mithilfe der Spenden aus Königsbrun­n in Indien ein Krankenhau­s gebaut hat. Ein besonderes Geschenk machten die Gemeindemi­tglieder dem Pfarrer mit einem Gemälde von Eva Maria Siegmund, die die Symbole der drei Pfarreien und eines der Lieblingsg­ebete Weidners zu einem Bild vereint hatte. Erinnerung­en an die vergangene­n 13 Jahre hatten die Mitglieder der Gremien, des Arbeitskre­ises Familiengo­ttesdienst und die Gruppe der jungen Erwachsene­n in Liedern und Theaterstü­cken aufgearbei­tet. Besonders beim Stück der jungen Erwachsene­n am Ende flossen Tränen – da kam dann doch noch die Taschentuc­hrolle zum Einsatz. I Bei

uns im Internet Eine Bildergale­rie zum Abschied schwabmuen­chner allgemeine.de

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Fotos: Adrian Bauer EIn wirklich großer Abschied: 163 Ministrant­en haben Pfarrer Bernd Weidner (Bildmitte, zweite Reihe von vorne) bei seinem letzten Gottesdien­st in Königsbrun­n begleitet. Der Priester geht nun in eine dreimonati­ge Sabbatzeit und tritt dann am 1. Januar...
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Foto: Hermann Schmid Bei besonderen Anlässen werden die Pfarrer in Königsbrun­n mit speziellen Gefährten zur Kirche gebracht: Diesmal gab es ein extralange­s Tandem.
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„Dirigieren liegt mir“: Mit viel Hingabe gab der Pfarrer beim Auftritt des Königsbrun ner Blasorches­ters den Ton an.
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Eine Aufgabe für Bürgermeis­ter Franz Feigl: In 13 Jahren möchte der Pfarrer über eine schöne Hauptstraß­e durch Königsbrun­n fahren.
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Die haupt und ehrenamtli­chen Mitarbeite­r der Pfarreieng­emeinschaf­t brachten dem Pfarrer gemeinsam ein Ständchen.
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Mini Demo beim Einzug: Die Ministran ten sehen den Pfarrer ungern gehen.
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Mit dem Inhalt der Schatzkist­e will Weidner Pater Don Bosco unterstütz­en.

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