Ein ziemlich fröhlicher Abschied
Pfarrer Bernd Weidner hat gestern seinen letzten Gottesdienst in Königsbrunn gefeiert. Dabei gab es viel zu lachen, aber auch einige Tränen. In seiner Predigt gibt er der Gemeinde auch einen Rat für den Umgang mit seinem Nachfolger
Königsbrunn In 13 Jahren als Pfarrer in Königsbrunn hat Bernd Weidner einiges geschafft: Unter seiner Regie wurde aus drei katholischen Pfarreien eine große Gemeinschaft. Kirchen, Pfarrzentren und Kindertagesstätten wurden saniert. Aber vor allem hat er viele Gläubige inspiriert und motiviert, über ihren Glauben und ihr Leben nachzudenken. Das zeigte sich bei Weidners Verabschiedung gestern im Pfarrzentrum Zur Göttlichen Vorsehung, bei der es viel zu lachen und einige Überraschungen für den scheidenden Pfarrer gab, der künftig in den Augsburger Stadtteilen Oberhausen und Bärenkeller wirken wird.
Die erste unerwartete Geste kam bereits am Anfang des Abschiedsgottesdienstes in der rappelvollen Kirche. Traditionell kommen bei solch einer Gelegenheit immer viele Ministranten, aktuelle und ehemalige. So zog der Pfarrer mit etwa 80 jungen Leuten in die Kirche ein. Als das erste Lied verklungen war, kamen dann noch einmal so viele herein: Insgesamt waren es 163 Ministranten. Gewänder wurden aus dem Landkreis Augsburg und sogar aus Landsberg ausgeliehen, um alle zu versorgen. „Als ich die erste Gruppe gesehen habe, dachte ich: Das sind viele, aber nicht gigantisch viele. Jetzt muss ich sagen, das ist gigantisch“, freute sich der Pfarrer.
An Erntedank sei er für vieles in den letzten 13 Jahren in Königsbrunn dankbar, sagte Weidner. Aber Erntedank sei kein Fest, das dem Lobpreis des in der Vergangenheit Geleisteten gewidmet ist, sondern dem, was man empfangen hat und mit dem man die Zukunft gestaltet. In seiner Predigt erläuterte er deshalb auch anhand von drei Zitaten, was er aus den 13 Jahren Königsbrunn mitnimmt nach Augsburg. „Der Vergleich ist der Tod des geistlichen Lebens“der heiligen Teresa von Avila war einer dieser Sprüche. Sein Vorvorgänger Pfarrer Bummele sei vielen gut in Erinnerung gewesen: „Und über mich hieß es: Der Weidner, der ist kein Pfarrer Bummele“, sagte Weidner. Hätte er das versucht, wäre er aber nur eine Kopie gewesen und nicht authentisch. Wer nur vergleiche und sich nicht auf Neues einlasse, könne sich nicht entwickeln, sagte der Pfarrer: „Und ich bitte Sie deshalb, sagen Sie auch nie zu meinem Nachfolger Pfarrer Leumann: Der Weidner oder der Bummele haben das aber ganz anders gemacht.“
Ein weiteres Zitat kam von der heiligen Katharina von Siena: „Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“Mit Blick auf Projekte wie den Umbau des Ulrichsplatzes mit dem Wohnheim für behinderte Jugendliche sei das durchaus passend, befand Weidner. Hätte er nicht manches durchgehalten und -gelitten, wäre die Zeit in Königsbrunn wohl weniger fruchtbar gewesen. „Ich habe in Königsbrunn gelernt zu kämpfen. Die Neigung dazu habe ich aber schon mitgebracht“, sagte Weidner. Hier sei es ein Vorteil, dass er sich nicht wie Politiker zur Wahl stellen müsse. Den Politikern der Stadt rief er zu: „Wer ein Omelett machen will, muss auch Eier zerschlagen.“
Das dritte Zitat stammt aus der Feder eines unbekannten Autors: „Das ganze Leben ist eine Einübung ins Loslassen.“Wer krampfhaft an Dingen festhalte, lebe nur auf sich selbst bezogen. Der Weg in die Frei- heit sei, Dinge loszulassen, sagte Weidner: „Wenn Sie sich diese drei Zitate merken, waren meine Jahre in Königsbrunn nicht umsonst.“
Nach dem Gottesdienst nahmen viele Gläubige sowie die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter Abschied von „ihrem“Pfarrer. Kirchenpflegerin Gabriele Weber und die Vorsitzende des Pfarreiengemeinschaftsrats, Marietta Weber, hatten dem Pfarrer eine sehr große Rolle Papiertaschentücher überreicht für die Tränen. Doch vor allem wurde viel gelacht. Die Mitarbeiter der Pfarreiengemeinschaft ließen die Besucher an den beliebten Dienstgesprächen teilhaben und beichteten ihrem „Herrn und Meister“im Büßergewand ihre Sünden. Weidner erteilte den Reuigen huldvoll die Absolution, aber erst, nachdem sich alle hingekniet hatten.
Kaplan Felix Siefritz hatte sich zuvor an seinen ersten Anruf bei seinem neuen Chef erinnert: „Ich sagte ihm, dass ich mein Leben lang noch nie in Königsbrunn gewesen bin. Er antwortete: Da gibt’s ja auch keinen Grund.“Mittlerweile sehe er das anders, weil er viele nette Menschen kennengelernt und durch die herzli- che Aufnahme und Wertschätzung seines Chefs sehr gut an die Aufgaben herangeführt wurde.
Sein musikalisches Talent bewies Weidner als ausdrucksstarker Dirigent des Königsbrunner Blasorchesters. Die Gruppe „Hand in Hand“würdigte sein Engagement für die Arbeit von Pater Don Bosco, der mithilfe der Spenden aus Königsbrunn in Indien ein Krankenhaus gebaut hat. Ein besonderes Geschenk machten die Gemeindemitglieder dem Pfarrer mit einem Gemälde von Eva Maria Siegmund, die die Symbole der drei Pfarreien und eines der Lieblingsgebete Weidners zu einem Bild vereint hatte. Erinnerungen an die vergangenen 13 Jahre hatten die Mitglieder der Gremien, des Arbeitskreises Familiengottesdienst und die Gruppe der jungen Erwachsenen in Liedern und Theaterstücken aufgearbeitet. Besonders beim Stück der jungen Erwachsenen am Ende flossen Tränen – da kam dann doch noch die Taschentuchrolle zum Einsatz. I Bei
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