Die Zaubermacht der Töne
Beim vierten Abend des Bobinger Musiksommers hatte die neue Orgel der Dreifaltigkeitskirche Konzertpremiere
Bobingen Wie schon am Sonntagvormittag, als die neue Orgel zum Gottesdienst erstmals spielte, herrschte auch zum abendlichen Festkonzert in der Dreifaltigkeitskirche starker Andrang. Alle wollten hören, wie die neue Orgel klingt. Und diese erfüllte den Traum, den die evangelische Gemeinde seit rund zehn Jahren entwickelt hatte. Die Besucher waren bald beeindruckt von dem warmen, weichen Klang des Instrumentes, der genau auf diesen Kirchenbau zugeschnitten ist.
Man hätte fürchten können, die bislang gute Akustik in dem nüchternen Raum würde sich mit einem größeren Instrument nicht mehr vertragen. Zu Beginn der Projektentwicklung gab es Sorge, die Orgel werde sich nicht entfalten können oder die Klänge würden sich an den glatten Wänden zu laut brechen. Nichts davon ist mehr ein Thema. Vielmehr drehte sich bei den Gesprächen nach dem ersten Konzert viel über das breite Spektrum an Musik, welches das Instrument abdecken kann. Welch Potenzial in der neuen Orgel steckt, zeigte zuvor Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr auf. Sein Programm steigerte sich in einem großen Spannungsbogen und zeigte in jedem Stück noch mehr, wie umfassend die Klangmöglichkeiten dieser Orgel sind, die sich optisch bescheiden an die Seite drückt, doch in ihrer Technik die ganze Emporenbreite einnimmt und mit ihrem Klang das ganze Gotteshaus auszufüllen vermag. So mag sie dem Lobpreis dienen und kann ebenso zur Erbauung im Konzert beitragen.
Um dies zu zeigen, erlaubte sich Knörr einige augenzwinkernde Freiheiten. War es anfangs das einfache Spiel mit dem Kuckucksruf und Vogelgezwitscher, schlug er am Ende Klänge aus Pop und Jazz an. Die Botschaft daraus: Dieses Instrument ist stark und sanft, weich und verspielt, es dient der Musik und derer, die sie spielen oder ihr lauschen. Das Konzert, das unter dem Motto „Die Taufe der Königin“stand, bildete zugleich den krönenden Abschluss des 16. Bobinger Musiksommers. Der künstlerische Leiter der erfolgreichen Konzertreihe, Tobias Burann-Drixler, verriet, dass er auch schon Gelegenheit hatte, auf der „Königin“zu spielen, und ganz begeistert ist: „Ein sehr schönes Instrument. Es hat einen schönen Klang und spielt sich sehr angenehm. Das ist für den Organisten wichtig.“
Auch von Kirchenmusikdirektor Ulrich Knarr war Lob zu hören: „Ein ganz tolles Instrument.“Und er ist gewissermaßen eine OrgelKoryphäe, vielfach ausgezeichnet, hat er bereits auf zahlreichen berühmten Orgeln gespielt.
Für sein Programm wählt er Kompositionen, die hervorragend geeignet waren, sehr viel vom klanglichen Spektrum der neuen Orgel zu zeigen. Stücke von Klassikern wie Johann Sebastian Bach, Dietrich Buxtehude und Georg Friedrich Händel, welche die Zuhörer von anderen Orgeln kennen, ermöglichten es, zu vergleichen. Und sehr eindrucksvoll entfaltete sich der Klang bei den in dramatischer Tonmalerei komponierten Stücken „Der Streit zwischen David und Goliath“von Johann Kuhnau sowie dem Tongemälde „Die Auferstehung Jesu“von Justinus Heinrich Knecht. In Klangbildern wie „Das Pochen und Trotzen Goliaths“oder „Die schauerliche Stille des Grabes“ließ der Organist das große Potenzial des Instrumentes aufleben. Wie zeitgenössische Musik auf der Königin der Instrumente klingt, war mit Zsolt Gardonyis „Mozart Changes“ebenfalls zu hören.
Und mit einer Improvisation, in die er all die Möglichkeiten des Orgelspiels noch einmal einfließen ließ, klang eine starke Demonstration der Mächtigkeit dieser Königin der Instrumente aus. Tosender Beifall galt dem Organisten, dem Instrument und dem Orgelbauer. Stark beeindruckt versprach Pfarrer Lukas: Diese Orgel werde noch oft erschallen. Dafür würden die Organistinnen Sigrid Pröbstl und Martina Dittmeier sorgen, ebenso werde sie weiteren Konzertkünstlern zur Verfügung gestellt werden.