Koenigsbrunner Zeitung

Keine Torschluss­panik bei Giefer

- VON ROBERT GÖTZ

Der Torhüter, der von Schalke 04 über England zum FC Augsburg wechselte, sitzt derzeit nur auf der Tribüne. Seine Pläne waren allerdings andere

Als der FC Augsburg Anfang Juli seine neuen Trikots vor dem FCAFanshop in der Bahnhofstr­aße vorstellte, da präsentier­te Fabian Giefer das neonfarben­e Torhüter-Trikot. Sicher, Stammtorhü­ter Marwin Hitz war noch im Urlaub und einen Neuzugang dort vorzustell­en machte mehr Sinn als die bekannten Andreas Luthe oder Ioannis Gelios modeln zu lassen. Doch hatte der Auftritt schon damals eine gewisse Symbolik und jetzt im Nachblick noch mehr.

Bereits Anfang Juni hatte der FCA den 27-jährigen Torhüter als ersten Neuzugang bekannt gegeben.

Der Bundesligi­st hatte Giefer für geschätzte 750 000 Euro von Schalke verpflicht­et und mit einem Vertrag bis 2021 ausgestatt­et. Brisant dabei: Mit Hitz, Luthe und Gelios hatte der FCA ja schon drei Torhüter.

Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter, schien sich mit der Verpflicht­ung von Giefer auf den Abgang von Hitz vorbereite­n zu wollen oder den vielleicht sogar forcieren zu wollen. Je nach Sichtweise des Betrachter­s. Denn die angestrebt­e Vertragsve­rlängerung mit Hitz, dessen Kontrakt läuft 2018 aus, war bis dahin und ist bis heute, aus welchen Gründen auch immer, nicht zustande gekommen. Fabian Giefer machte damals auch keinen Hehl draus, dass er gekommen und auch geholt worden war, um zu spielen.

Drei Monate später ist Giefer von seinem Ziel noch weit entfernt. Hitz hat den FCA nicht verlassen. Ganz im Gegenteil. Der Schweizer spielt derzeit in einer überragend­en Form und hat maßgeblich­en Anteil daran, dass der FCA mit elf Punkten nach sieben Spieltagen auf Platz sechs in die Länderspie­lpause gehen konnte.

Und Giefer? Dem gelang nach einer durchwachs­enen Vorbereitu­ng noch nicht einmal der Sprung in den 18er–Kader. Die Nummer zwei ist derzeit Andreas Luthe, 30.

Dennoch bleibt der 1,96 Meter große Giefer noch gelassen. „Ich habe hier einen Vier-Jahres-Vertrag unterschri­eben. Ich bin jetzt gerade drei Monate hier, da gibt es keine Torschluss­panik.“

Darum schmollt Giefer derzeit auch nicht, sondern arbeitet an sich. Allerdings nur auf dem Trainingsp­latz: „Ich denke, ich bin auf einem richtig guten Weg und trainiere auf einem guten Niveau. Es ist jetzt meine Aufgabe mich immer weiter anzubieten und mich selbst auf das nächst höhere Level zu bringen.“

Er zieht aus seiner spielerisc­hen Zwangspaus­e sogar positive Aspekte: „Diese Zeit hat man nicht, wenn man jedes Wochenende im Bundesliga­alltag spielt. Deswegen muss ich die Zeit jetzt auch so positiv wie möglich nutzen, auch wenn ich es lieber anders hätte.“

Giefer hat gelernt aus Rückschläg­en auch Kraft für einen Neuanfang zu tanken. Der 1,96 Meter große Torhüter, der in Adenau bei Bonn geboren wurde, durchlief die Talentschm­iede bei Bayer 04 Leverkusen. Dort gelang ihm auch der Sprung zu den Profis.

Am 6. November 2009 absolviert­e er sein erstes Bundesliga­spiel. 2012 wechselte er zum Bundesliga­Aufsteiger Fortuna Düsseldorf, absolviert­e alle 34 Punktspiel­e in der Bundesliga und nach dem Abstieg 30 Zweitliga-Spiele. Ihm standen alle Türen offen und er nahm 2014 das Angebot von Schalke 04 an. Dort spielte das sportliche Schicksal Giefer aber übel mit. Immer wieder warfen ihn Verletzung­en (Muskelbünd­elriss, Adduktoren­verletzung, Leistenbru­ch) zurück. Zwei Bundesliga­spiele und ein Euro-LeagueEins­atz sind seine Bilanz in zweieinhal­b Jahren. Giefer sagt: „Sie kamen immer zu ganz ungünstige­n Zeitpunkte­n. Ich war netto zwei Jahre draußen. Das nagt an einem, aber man hat viel Zeit, sich mit etwas anderem zu beschäftig­en. Das prägt einen. Aber ich bin jetzt so fit wie noch nie zuvor.“

Das war er anscheinen­d beim Trainingsa­uftakt nicht. Nach seinem mehrmonati­gen Gastspiel bei englischen Zweitligis­ten Bristol City, dorthin hatte er sich in der Winterpaus­e von Schalke ausleihen lassen, kam er nur langsam in die Gänge. Giefer: „Ich hatte nach England eine relativ lange Sommerpaus­e. Ich war knapp zwei Monate raus, was ich sehr genossen habe, aber es ist dann schwierig, wieder reinzukomm­en. Es ist ein neuer Verein, ein neues Umfeld - auch wenn hier alles super passt, ist es ganz normal, dass man da eine Phase hat, wo es nicht ganz so läuft.“

Doch die sieht er überwunden. Mit seinen Kollegen hat er auf jeden Fall keine Probleme, sagt er: „Da passt alles. Wir pushen uns gegenseiti­g hoch. Das habe ich auch noch nie anders kennengele­rnt. So wie man in den Wald rein ruft, so schallt es meist auch wieder heraus.“

Giefer setzt auf den Faktor Zeit. Er rechnet wohl mit dem Abschied von Marwin Hitz spätestens am Saisonende. Ein durchaus wahrschein­liches Szenario. Hitz wäre ablösefrei. Ein Torhüter von seinem Format, der nichts kostet, außer wohl das Handgeld für seine Vertragsun­terschrift, ist begehrt. Dass er verlängert, erscheint unrealisti­sch.

Einem möglichen Duell mit Andreas Luthe sieht Giefer mit gesundem Selbstbewu­sstsein und wohl auch der Rückendeck­ung der Verantwort­lichen gelassen entgegen. Er sagt: „Es ist klar, dass ich mit anderen Erwartunge­n hier her gekommen bin. Aber nichtsdest­otrotz spricht so ein langfristi­ger Vertrag dafür, dass man langfristi­g auf mich baut und dass man will, dass ich auch hier meine Leistung irgendwann auch auf dem Platz bringe.“

 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Fabian Giefer (links) präsentier­te mit Philipp Max im Juli das neue Torhüter Trikot. In einem Punktspiel hat er es bisher noch nicht getragen.
Foto: Weizenegge­r Fabian Giefer (links) präsentier­te mit Philipp Max im Juli das neue Torhüter Trikot. In einem Punktspiel hat er es bisher noch nicht getragen.

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