Koenigsbrunner Zeitung

Was die Stadt am Sperrmüll Stöbern stört

- VON MARCUS BÜRZLE

Seit drei Jahren ist es verboten, im Abfall am Straßenran­d zu wühlen. Es gibt Kontrollen und Bußgelder, aber auch einen ganz legalen Weg, einen alten Stuhl mit nach Hause zu nehmen

Manchmal erwartet die Sperrmülla­bfuhr ein wüstes Durcheinan­der: Was an der Straße mal säuberlich getrennt abgestellt wurde, liegt kreuz und quer. Plastik bei Holz, Metall beim Restsperrm­üll und vom Küchenherd fehlt oft jede Spur. Organisier­te Gruppen, die vorab den an der Straße abgestellt­en Sperrmüll durchwühle­n, machen der Stadt das Leben schwer. Sie nehmen mit, was wertvoll ist, und lassen den Rest zurück. Das hat seinen Preis, sagt der Leiter des Abfallwirt­schafts- und Stadtreini­gungsbetri­ebs (AWS), Georg Holder: „Am Ende trifft es die Gebührenza­hler.“Daher hat die Stadt im Jahr 2014 die Zügel angezogen.

Die städtische Satzung wurde verschärft, das Wühlen in am Straßenran­d abgestellt­em Sperrmüll ist seither verboten und kann mit Bußgeld belegt werden. Die Stadt hat eine eigene Mitarbeite­rin, die auf Kontrollfa­hrt geht. Doch warum? Georg Holder nennt zwei Gründe: Zum einen haben es die SperrmüllW­ühler praktisch nur auf wertvolle Gegenständ­e angesehen. Holder geht davon aus, dass es organisier­te Gruppen sind, die straßenwei­se zum Beispiel Metalle auf dem Müll fischen oder eben Küchenherd­e, die sich dann als Elektrosch­rott verkaufen lassen. Die Stadt würde die Wertstoffe gerne selbst einsammeln, um damit ein Stück weit die für die Bürger kostenlose Abholung von Sperrmüll und die Entsorgung des Rest-Sperrmülls zu finanziere­n. „Wenn die Wertstoffe fehlen, bleiben uns nur die Entsorgung­skosten“, sagt Holder. Der zweite Grund wiegt aus seiner Sicht noch schwerer: Falls der durchwühlt­e Sperrmüll kreuz und quer liegt, müssen die AWS-Mitarbeite­r zum Teil unverricht­eter Dinge weiterfahr­en. Wenn Sperrmüll angemeldet wurde, rücken sie mit bis zu vier Fahrzeugen an, je nachdem, was die Bürger der Stadt ankündigen. Der Müll muss getrennt abgestellt werden, damit zum Beispiel Metall- und Elektrosch­rott im richtigen Fahrzeug landen. Wurde der Müll durchwühlt, liegt oft alles durcheinan­der. Die Mitarbeite­r des AWS haben aber nicht die Zeit, vor Ort neu zu sortieren. „Das muss der Bürger übernehmen, der den Sperrmüll angemeldet hat, und wir müssen ein zweites Mal hin“, sagt Hol- der. Unter dem Strich fallen fehlende Wertstoffe und der Zusatzaufw­and auf die Müllgebühr­en-Zahler zurück.

Ob das Verbot und die Bußgelder das Problem verringert haben, lässt sich laut AWS schwer sagen, da es keine Statistik gibt. Klar ist: Das Problem gibt es weiterhin und die Kontrollen laufen. Doch was bedeutet das für Menschen, die aus Not oder Liebhabere­i etwas aus dem Sperrmüll fischen wollen? Grundsätzl­ich ist das nicht erlaubt, sagt die Stadt. Holder spricht aber davon, dass die Regeln mit Augenmaß angewandt würden. „Wenn jemand das gewerblich macht, greifen wir hart durch.“Es liege aber im Ermessen des AWS, ein Bußgeld zu verhängen. Wenn jemand privat einen Stuhl mitnehme, „werden wir nichts machen“, sagt Holder. Am Beispiel des Stuhls erklärt er den korrekten Weg, wenn man etwas Brauchbare­s im Sperrmüll entdeckt.

Wer den bisherigen Eigentümer des – in diesem Fall – Stuhls frage, sei auf der rechtlich sicheren Seite. In der Regel sollte der ja auch nicht viel dagegen haben, sonst hätte er nicht die Sperrmülla­bfuhr gerufen.

Bei der Abholung zu Hause kamen im Jahr 2016 rund 5200 Tonnen Sperrmüll zusammen. Zusätzlich lieferten die Augsburger knapp 3800 Tonnen in den städtische­n Wertstoffh­öfen ab. Die Menge insgesamt Die kostenlose Sperrmülla­bfuhr kann in Augsburg auf zwei Wegen angemel det werden: Internet abfallratg­eber.augsburg.de Telefon 0821/324 4884

Sperrmüll kann an folgenden Orten von Augsburger­n kostenlos abgegeben werden:

Wertstoff und Servicepun­kt in der steigt und die Wertstoffh­öfe werden zur Freude des AWS gut angenommen. Holder: „Wir können dadurch die Touren entlasten.“Der Idealfall sieht aus Sicht der Stadt so aus: Kleine Mengen bringen die Augsburger selbst zu den Sammelstel­len – erlaubt sind Mengen, die in einen Sprinter passen. Wer als Privatmann mehr Sperrmüll hat, etwa Johannes Haag Straße 29 (Di., Mi., Fr., Sa., jeweils 8 bis 12 und 13 bis 15 Uhr, Do. 8 bis 12 und 13 bis 18 Uhr)

Wertstoff und Servicepun­kt im Holzweg 32 (Di., Mi., Fr., Sa., je weils 8 bis 12 und 13 bis 15 Uhr, Do. 8 bis 12 und 13 bis 18 Uhr)

Wertstoff und Servicepun­kt Deponie Augsburg Nord im Oberen Auweg 11 (Mo. bis Fr. 8 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Sa. 8 bis 12 Uhr)

Abfallverw­ertungsanl­age Augs nach einer Haushaltsa­uflösung, soll die Abholung durch die Stadt in Auftrag geben. Sie ist seit dem Jahr 2011 in Augsburg kostenlos. Wer seinen Müll einfach an der Straße abstellt, bekommt dagegen Ärger. Wird „wilder“Sperrmüll gefunden und kann er einem Eigentümer zugeordnet werden, wird ein Bußgeld fällig. »Kommentar burg, Kleinmenge­nannahmest­elle (Mo. bis Fr. 9 bis 17 Uhr, Sa. 8 bis 12 Uhr)

Im Jahr 2016 kamen rund 9000 Tonnen zusammen So wird man seinen Sperrmüll los Abholung Selbstabli­eferung Noch gut erhalten?

Als Alternativ­e zum Sperrmüll verweist die Stadt unter abfallratg­e ber.augsburg.de auf zahlreiche Ein richtungen, die gut erhaltene Möbel oder Elektroger­äte annehmen. Dazu zählen unter anderem das Sozial kaufhaus Contact oder das Sozialkauf haus der Caritas.

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Foto: Annette Zoepf Die Stadt sammelt Sperrmüll getrennt nach Materialie­n ein. Wird er vorher durchwühlt, ist das schwierig.

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