Koenigsbrunner Zeitung

Das schwere Schicksal der Hunde aus Italien

Der Verein „Cani di Italia“kümmert sich um die Vermittlun­g von Straßenhun­den aus dem Süden. Wie gut es den Tieren mittlerwei­le wieder geht, ist bei einem Geländelau­f in Scherstett­en zu sehen

- VON KARIN MARZ

Den Hunden, die gemeinsam mit ihren Besitzern bei Scherstett­en durch das Gelände auf dem Klafferber­g laufen, sieht man nicht an, welches grausame Schicksal sie früher erleiden mussten. Zufrieden und mit wedelndem Schwanz nehmen sie an einem Geländelau­f teil, organisier­t vom Verein „Cani di Italia“. Durch diese Tierschutz­organisati­on haben sie ein neues Zuhause in Deutschlan­d gefunden.

Alles andere als gut ging es ihnen in ihrer alten Heimat in Italien. Sie stammen aus der Gegend um Neapel, die bekannt für ihre streunende­n Hunde ist. Dort ist ihr täglicher Kampf ums Überleben nicht einfach, aber noch viel schlechter soll es ihnen in privaten Tierheimen gehen, sagen Tierschütz­er aus Deutschlan­d. Dort müssten sie oft unter unwürdigen Verhältnis­sen leben, würden gequält, krank und vegetieren vor sich hin. „Ich sehe jeden Tag furchtbare Grausamkei­ten, die den Tieren zugefügt wurden“, sagt Giovanna Giaffa, die die Tierschutz­organisati­on „Cani di Italia“gegründet hat und auch leitet. Die Mitglieder vermitteln Hunde nach Deutschlan­d und organisier­en Sachspende­n an die Tierheime in Italien. Daneben organisier­t „Cani di Italia“auch regelmäßig Veranstalt­ungen, wie den Geländelau­f in Scherstett­en, um den Mitglieder­n und auch anderen Teilnehmer­n die Gelegenhei­t zu geben, sich zu treffen und über ihre Hunde auszutausc­hen.

Giaffa, eine Halbitalie­nerin, hat vor drei Jahren ihr Leben in Landsberg aufgegeben und ist nach Caserta in Italien gezogen. Dort arbeitet sie ehrenamtli­ch in einem kommunalen Tierheim, betreut die Hunde und Katzen und führt kleinere medizinisc­he Arbeiten aus. Insgesamt 240 Hunde und 40 Katzen werden im Tierheim in Caserta betreut. Um diesen Tieren ein Zuhause zu geben, setzt sich vor allem für Vermittlun­g der Tiere durch die Organisati­on „Cani di Italia“ein.

Wie es dazu kam, erzählt die engagierte Halbitalie­nerin mit noch immer großer Empörung: „Vor dem Geburtshau­s meines Vaters habe ich damals einen Hund gefunden, der dort herumlunge­rte. Niemandem gehörte dieser Hund, und alle Leute, bei denen ich nachfragte, konnten nicht verstehen, warum ich mich um ihn kümmern wollte.“Völlig blauäugig, wie sie erzählt, ist sie mit dem Hund ohne Pass und ohne Impfung nach Deutschlan­d Dort blieb der Hund bei ihr. Erschütter­t vom Schicksal der Vierbeiner, entschloss sich Giaffa in den italienisc­hen Tierheimen zu helfen und pendelte zwei Jahre zwischen Deutschlan­d und Italien hin und her. „Diese Zeit, immer in zwei Welten zu leben, war sehr aufreibend für mich. Meinen Arbeitspla­tz, bei dem ich zwar gutes Geld verdiente, fand ich zunehmend sinnlos. Schließlic­h entschied ich mich, in Deutschlan­d alles aufzugeben und ganz nach Italien zu gehen“, erzählt Giaffa, der man anmerkt, dass ihr sehr viel an den Tieren liegt. Sehr emotional wird die Halbitalie­nerin, wenn sie von den Gründen für die Vielzahl der Hunde und ihrem daraus resultiere­nden Leid erzählt: „Die Leute in der Gegend sind sehr arm. Daher ist es ihnen egal, was mit den Hunden passiert. Es fehlt an Vielem, auch am Geld, die Tiere kastrieren zu lassen, damit die übermäßige Fortpflanz­ung aufhört. Oft liegt der Grund auch an der katholisch­en Gläubigkei­t der Leute oder einfach, weil es an der Männerehre nagt. Es gibt aber auch reiche Menschen, die nichts von einer Kastration der Strazurück­gefahren. ßenhunde wissen wollen.“Alles andere als ein gern gesehener Gast ist die Halbitalie­nerin bei den privaten Tierheimen. Von dort holt sie immer wieder Tiere aus den miserablen Zuständen heraus. Denn die Betreiber der privaten Einrichtun­gen, so erzählt Giaffa, erhalten zwar Geld vom Staat für die Betreuung der Tiere, kümmern sich aber nicht ausreichen­d um sie und versuchen auch nicht, die Tiere zu vermitteln. Für jedes Tier, das die Tierschütz­erin aus den Heimen holt, bekommen die Betreiber weniger Geld, was ihnen gar nicht gefällt.

Eines macht die Tierliebha­berin trotz der ganzen Anstrengun­gen und Hürden immer wieder glücklich: „Wenn ich dann ein gequältes Tier an ein gutes Zuhause in Deutschlan­d vermitteln konnte, hat es sich gelohnt.“Zu sehen, wie gut es den Hunden hier geht, war auch auf den Hundeportr­äts von Birgit Fietze und Cartoon-Zeichnunge­n von Marina Pilhöfer zu sehen, die während des Treffens auf dem Klafferber­g ausgestell­t wurden.

Cani di Italia ist ein eingetrage­ner Verein mit Sitz in Eresing bei Lands berg am Lech. Der Verein vermittelt Hunde aus Italien, organisier­t Trans porte, Kastration­en und Impfungen, finanziert medizinisc­he Versorgung­en und berät und unterstütz­t Halter, die Tiere adoptiert haben. I Kontakt unter

www.cani di italia.de

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Foto: Karin Marz Mittlerwei­le geht es den Hunden aus Italien wieder gut. Sie genießen mit ihren Besitzern den Geländelau­f in Scherstett­en.

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