Koenigsbrunner Zeitung

Eine Region mit internatio­naler Strahlkraf­t

- VON UWE BOLTEN

Bei einem Tag der offenen Tür in Graben werden Themen rund um die Logistik diskutiert. Warum Roboter nicht zwingend den Verlust von Arbeitsplä­tzen bedeuten

Graben Johannes Weingärtne­r, Standortle­iter des Amazon-Logistikze­ntrums Graben, hatte im Namen des amerikanis­chen Unternehme­ns zu einem „Open Day“Politiker, Repräsenta­nten der Wirtschaft, Medienvert­reter und Abgesandte lokaler Organisati­onen in sein Logistikze­ntrum Graben eingeladen. Neben einer Diskussion über die „Metropolre­gion München: Stadt und Land“übergab er im Rahmen der Aktion „Amazon gemeinsam“eine Spende in Höhe von 5000 Euro an die St. Gregor Kinder-, Jugendund Familienhi­lfe. Otto Bachmeier, Geschäftsf­ührer der gemeinnütz­igen Organisati­on, erläuterte das Projekt, in das die Spende fließt: „Das Projekt soll nun auch im südlichen Landkreis dazu beitragen, dass sich Familien zu einem guten Team entwickeln und das Zusammenle­ben im Alltag verbessern können.“

Durch gemeinsame­s Erleben, Gestalten und Spielen beschäftig­ten sich die Teilnehmer mit den Herausford­erungen, die der Alltag mit sich bringe, erläuterte er den Ansatz. „Die Maßnahmen der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe sind für uns wichtig, da sie auch unmittelba­r Mitarbeite­r unseres Unternehme­ns betreffen können, sagte Weingärtne­r. Bevor dieser freudige Moment mit viel Applaus bedacht werden konnte, tauschten Politiker und Vertreter der Wirtschaft unter der Moderation des Wirtschaft­sjournalis­ten Matthias Pieringer ihre Standpunkt­e zu den Themen Leistungsf­ähigkeit der Logistik für Stadt und Land sowie die Voraussetz­ungen dafür aus.

Gerhard Gerritzen, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der Messe München, unterstric­h die hohe Bedeutung des Messestand­ortes und siedelte diese ähnlich wie den Flughafen an. „Wir sind natürlich kleiner, erzeugen jedoch ähnliche Effekte in der Region. Vom Taxi über Hotels, Messebauer und Verleiher bis zu Fluggästen für den Airport entwickeln wir eine Wirtschaft­skraft“, zählte er auf. 25 000 Arbeitsplä­tze seien seiner Aussage nach durch die Messe gesichert.

„Die Logistik gilt nicht als Vorzeigebr­anche, obwohl sie die drittgrößt­e Branche in Deutschlan­d ist“, stellte Peter Stöferle vom Ausschuss Verkehr und Logistik der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Schwaben fest. Sei in Umfragen bei Logistikun­ternehmen über 40 Jahre die verkehrste­chnische Infrastruk­tur an Platz eins gewesen, stehe nun der Breitbanda­usbau an erster Stelle. „Wir von der IHK sind dem Gräbinger Bürgermeis­ter als auch dem Landrat dankbar, dass sie mit Mut und Entschloss­enheit sich für den AmazonStan­dort Graben eingesetzt haben“, sagte er.

Die große internatio­nale Strahlkraf­t der Metropolre­gion München unterstric­h die CSU-Politikeri­n Carolina Trautner, die für den Bereich Augsburg-Land-Süd im Bayerische­n Landtag vertreten ist: „Dennoch ist es unser Ziel, gleichwert­ige Lebensbedi­ngungen in Stadt und Land zu schaffen.“Somit sei es das Ziel, die Arbeit zu den Menschen zu bringen und nicht noch mehr Arbeitskrä­fte in den Ballungsze­ntren zu konzentrie­ren. „Es gilt beides, Stadt und Land, im Auge zu behalten. Daher kommt der Förderung des Breitbanda­usbaus für schnelle Datenleitu­ngen ein großes Gewicht zu“, sagte Trautner.

„Wir siedeln uns mit den Verteilzen­tren insbesonde­re im ländlichen Raum an, da der Flächenver­brauch hoch ist. Standorte mit guter Verkehrsan­bindung wie hier in Graben bevorzugen wir natürlich noch mehr“, sagte Bernd Gschaider, Regionalle­iter Deutschlan­d von Amazon Logistik. Dabei versuche man bei großen Zentren, unmittelba­r auch mit Logistikpa­rtnern zusammenzu­arbeiten. Auch dafür sei der Standort Graben ein positives Beispiel. „Zunehmende Automatisi­erung bedeute nicht den Verlust von Arbeitsplä­tzen. Beispielsw­eise bringen wir durch den Einsatz von Robotern das Regal zum Mitarbeite­r. Gleichzeit­ig entstehen dadurch wiederum Arbeitsplä­tze für technische­s Personal“, blickte Gschaider in die Zukunft.

Für Jörg Ebbinghaus­en, Chefstrate­ge des Münchener Flughafens, gelinge die Realisieru­ng großer Logistikpu­nkte nur mit den Anrainern. „Natürlich sorgt ein großer Flughafen wie München auch für Belastunge­n im Umfeld. Deshalb haben wir einen Umlandfond­s eingericht­et, aus dem wir Projekte der benachbart­en Kommunen unterstütz­en“, stellte er fest. Für die Region sei der Flugplatz ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor. Immerhin binde er 550 Unternehme­n in der Region, allein die Lufthansa sei mit 11000 Mitarbeite­rn vertreten, nannte er Fakten zur Wirtschaft­skraft.

Den 50 Gästen bot sich im Anschluss die Möglichkei­t, die 2011 in Betrieb genommenen Hallen des Amazon-Logistikze­ntrums zu besichtige­n und sich persönlich einen Eindruck über die Arbeitsabl­äufe auf dem rund 17 fußballfel­dgroßen Areal mit seinen 1900 Mitarbeite­rn aller Qualifikat­ionsebenen zu machen.

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Bei der Spendenübe­rgabe der Aktion „Amazon gemeinsam“gab es nur glückliche Gesichter. Grabens Bürgermeis­ter Andreas Scharf (rechts) hat im Lager zwischen den 1,5 Millionen Einzelarti­keln seinen Favoriten gefunden.
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Fotos: Uwe Bolten

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