Koenigsbrunner Zeitung

Für griechisch­e Banken haften?

- VON DETLEF DREWES

Finanzwese­n Die EU will die Einlagen der Sparer europaweit schützen. Doch damit würden deutsche Institute für ausländisc­he Banken einstehen. Ein neuer Vorstoß löst das Problem nicht wirklich

Brüssel Wolfgang Schäuble hat sich von der Brüsseler Finanzwelt erst am Montag verabschie­det. Seine Mahnungen und Warnungen aber sind geblieben. Das bekam gestern die EU-Kommission zu spüren, als sie die letzte noch ausstehend­e Säule für die Bankenunio­n errichten wollte: die gemeinsame europäisch­e Einlagensi­cherung. „Die Voraussetz­ung ist, dass man nicht nur weitere Risiken vergemeins­chaftet, sondern zunächst einmal die Risiken reduziert“, hatte der deutsche Finanzmini­ster oft gewarnt – und damit einen entspreche­nden Vorschlag der Brüsseler Behörde vom Tisch gewischt. Am Mittwoch war das Zitat wieder in aller Munde.

Kommission­svize Valdis Dombrowski­s präsentier­te einen neuen Versuch für den Aufbau eines rund 43 Milliarden Euro schweren Fonds, mit dem Europas Banken sich gegenseiti­g im Problemfal­l helfen sollen. Dabei zeigte sich zwar, dass Brüssel die zum Teil heftige Kritik vor allem der deutschen Sparkassen und Raiffeisen­banken gehört hatte. Kritik gab es aber trotzdem. „Die Kommission gießt alten Wein in neue Schläuche“, kommentier­te der finanzpoli­tische Sprecher der Grünen-Europa-Fraktion, Sven Giegold. Sein CSU-Kollege Markus Ferber sah das ähnlich: „Auch die abgeschwäc­hte Version eines vergemeins­chafteten Einlagensi­cherungssy­stems geht immer noch zu weit“, erteilte er den Plänen eine Absage.

Im Falle einer Krise soll jeder Sparer seine Einlagen bis zur Höhe von 100 000 Euro zurückbeko­mmen. Wenn der jeweilige nationale Fonds damit überforder­t ist, will die Kommission die Einlagensi­cherungssy­steme anderer Mitgliedst­aaten nutzen können. Neu ist nun, dass dieser Griff in die Notkasse der anderen als Darlehen vergeben würde und somit zurückgeza­hlt werden muss. Dies wäre die erste Phase der neuen Regelung. Bisher sollte schon ab dem Start ein gegenseiti­ger Ausgleich stattfinde­n, was vor allem hierzuland­e zu der Angst geführt hatte, dass die gut gefüllten institutse­igenen Notkassen von Sparkassen, Raiffeisen- und auch privaten Banken zugunsten von maroden Geldhäuser­n im Süden der Gemeinscha­ft geplündert worden wären. Diese Idee ist zumindest in der ersten Phase vom Tisch.

Allerdings soll im zweiten Schritt genau diese Vergemeins­chaftung eingeführt werden. Neu daran ist allerdings der Zeitpunkt: Es soll nämlich keinen automatisc­hen Start dieser gemeinscha­ftlichen Risikovors­orge geben, sondern erst dann, wenn alle Banken in den Mitgliedst­aaten ihre Risiken beseitigt haben. Die Finanzpoli­tiker des Europäisch­en Parlamente­s wollen jedoch auch da noch nicht wirklich mitziehen. Denn die Kommission will den Zeitpunkt für den Übergang in die volle Vergemeins­chaftung alleine bestimmen. Giegold: „Man macht den Bock zum Gärtner.“Schließlic­h habe die Behörde im Fall italienisc­her Geldhäuser gezeigt, dass bestehende Haftungsre­geln mit Füßen getreten wurden, als die Kommission der italienisc­hen Regierung erlaubte, in die Steuerkass­e zu greifen, um Geldinstit­ute zu retten.

Ralf W. Barkey, Vize-Chef des Genossensc­hafts bankenverb­andes, sieht noch ein weiteres Problem: „Die von der Europäisch­en Zentralban­k beaufsicht­igten Kreditinst­itute in Europa haben derzeit notleidend­e Kredite in Höhe von rund 865 Milliarden Euro in den Bilanzen.“In Deutschlan­d seien das zwar nur drei Prozent, in anderen Euroländer­n betrage dieser Anteil aber über zehn Prozent. Barkley: „Ein glaubwürdi­ger, nachhaltig­er Risikoabba­u ist in absehbarer Zeit kaum umsetzbar.“

Und so könnte dem überarbeit­eten Entwurf der Einlagensi­cherung ein ähnliches Ende bevorstehe­n wie dem Original von 2015: Das Papier strandete im Parlament, die Finanzmini­ster haben sich bis heute nicht einmal damit beschäftig­t.

„Auch die abgeschwäc­hte Version der vergemeins­chafteten Einlagensi­cherung geht immer noch zu weit.“

Markus Ferber, CSU

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Was, wenn eine Bank in Schieflage gerät und die Einlagen der Sparer ersetzt werden müssen? Ob dann auch deutsche Institute für ausländisc­he Banken einstehen könnten, darüber wird derzeit in Europa diskutiert.
Foto: Peter Kneffel, dpa Was, wenn eine Bank in Schieflage gerät und die Einlagen der Sparer ersetzt werden müssen? Ob dann auch deutsche Institute für ausländisc­he Banken einstehen könnten, darüber wird derzeit in Europa diskutiert.

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