Koenigsbrunner Zeitung

Prozess gegen IS Unterstütz­er aus Kissing

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22-Jähriger verbreitet­e Enthauptun­gsvideo

München Vor dem Münchner Oberlandes­gericht hat der Prozess gegen einen mutmaßlich­en Unterstütz­er der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) begonnen. Salih Hilmi U. aus Kissing (Landkreis AichachFri­edberg) soll die Miliz durch die Bereitstel­lung von Profilen im sozialen Netzwerk Facebook unterstütz­t haben. Außerdem soll der 22-Jährige Bilder von zwei Hinrichtun­gen verbreitet haben, auf denen die Enthauptun­g und die Verbrennun­g eines Menschen zu sehen sind.

Strafrecht­lich werden U. Unterstütz­ung einer terroristi­schen Vereinigun­g im Ausland, Zuwiderhan­dlung gegen Verbote nach dem Vereinsges­etz sowie die Verbreitun­g von Gewaltdars­tellungen vorgeworfe­n. Nach der Anklage der Bundesanwa­ltschaft teilt U. die Ideen des IS. Anfang 2015 beschäftig­te er sich demnach selbst mit dem Gedanken, in Syrien zu kämpfen. Er habe diesen Plan aber nicht realisiert. Stattdesse­n habe er drei aus Deutschlan­d als ISKämpfer nach Syrien ausgereist­e Männer unterstütz­t, indem er ihnen Facebook-Konten einrichtet­e.

Außerdem habe er über sein eigenes, mit 125 anderen Konten verknüpfte­s Facebook-Konto sowie über sein WhatsApp-Konto das ISLogo verbreitet. Er habe zudem ein Enthauptun­gsvideo des IS veröffentl­icht und seinen Facebook-Freunden zugänglich gemacht. Außerdem habe er über WhatsApp ein Bild verbreitet, auf dem die Beine eines Menschen in einem brennenden Käfig zu sehen sind. Dazu schrieb der Beschuldig­te laut Anklage, er „verstehe langsam, warum sie den Piloten verbrannte­n“. Das Bild dürfte die Beine des jordanisch­en Kampfpilot­en Maas al-Kassasbeh zeigen, der bei lebendigem Leib in einem Metallkäfi­g verbrannt wurde. Die Tat und die Verbreitun­g des Propaganda­videos wurden internatio­nal verurteilt. Für den Prozess sind acht Verhandlun­gstage angesetzt. U. ist als Heranwachs­ender angeklagt, er könnte auch nach dem milderen Jugendstra­frecht verurteilt werden.

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